Coburg - Mitte der 1980er Jahre - damals war noch Karl-Heinz Höhn Oberbürgermeister - wurde es mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt. Sie kam von FDP-Stadtrat Hans-Heinrich Eidt, der einen massiven Eingriff in das historische Stadtbild befürchtete.

Größter Vorteil der Lösung, die Claus Glodschei am Montagabend präsentierte: Die Einfahrt erfolgt über die Rückertstraße und die Grafengasse am westlichen Flügel der Ehrenburg am Treppenaufgang zum Schlossplatz. Sie liegt damit unterhalb des Niveaus des Platzes und wirkt in dem sensiblen historischen Bauensemble zwischen dem Schloss, den Arkaden am Hofgarten und dem Landestheater wenig störend.

Die Tiefgarage ist nach den Glodschei-Plänen eingeschossig angelegt und verfügt über rund 300 Stellplätze sowie einen Zugang zum Landestheater. Sie stellt nach Auffassung der Planer sowie nach Überzeugung von Dr. Hans-Heinrich Eidt, Vorsitzender der Gemeinschaft Stadtbild Coburg, keinen massiven Eingriff in das Stadtbild dar, da sie auf die bisher diskutierte, umstrittene Zufahrt am Gebäude der Industrie- und Handelskammer verzichtet und nur eingeschossig angelegt ist. Damit, so Dr. Eidt, seien die wesentlichen Bedenken aus den 1980er Jahren ausgeräumt.

Zur Finanzierung der Tiefgarage unter dem Schlossplatz gibt es einen Antrag, den Christian Müller für die CSB-Fraktion schon im August 2012 in den Stadtrat eingebracht hat. Darin heißt es, „die Stadtentwicklungsgesellschaft Coburg mbH wird beauftragt, den Bau und den Betrieb einer Tiefgarage unter dem Schlossplatz zu übernehmen“. Hintergrund: Bis heute sind alle Versuche gescheitert, einen privaten Investor zu finden.

Zum Projekt selbst positionieren sich die Christlich-Sozialen Bürger eindeutig: „Eine Tiefgarage unter dem Schlossplatz ist wünschenswert.“ Sie nutze dem Theater und würde Autos endgültig von diesem geschichtsträchtigen Areal verbannen. Der innerstädtische Handel, Gastronomie und die Hotellerie könnten davon profitieren, und es ließen sich Dauerstellplätze für Anwohner einrichten, schreibt CSB-Fraktionsvorsitzender Müller in dem Antrag. Dieser könnte jetzt, da er vom Stadtrat vor zweieinhalb Jahren in den Geschäftsgang“ verwiesen wurde und seitdem dort schlummert, neue Bedeutung erhalten.

Zustimmung für die Tiefgarage signalisierte bereits die CSU, wie deren Fraktionsvorsitzender Jürgen Oehm im Februar gegenüber der Neuen Presse betont hatte, klare Ablehnung kam dagegen von den Grünen, hatte Martina Benzel-Weyh, Vorsitzende der Grünen-Stadtratsfraktion, erklärt.

Skeptische Stimmen gab es im Februar auch in der SPD. Deren Stadträtin und Bausenatorin Petra Schneider sagte damals, sie glaube nicht, dass eine Tiefgarage das Parkplatz-Problem in der Innenstadt lösen könne. Deshalb forderte sie eine Zählung, wie viele Autos bei Theatervorstellungen auf dem Schlossplatz stehen. Sie vermutete, dass es heute schon mehr sind, als in ein unterirdisches Parkhaus passen. Deshalb sei zweifelhaft, dass Besucher der Innenstadt oder gar Anwohner Parkplätze erhalten könnten.

Zudem habe der Stadtrat beschlossen, zwischen Rückertstraße, Grafengasse und Landestheater am Oberen Bürglass einen verkehrsberuhigten Bereich vorzusehen. Eine Parkhaus-Zufahrt widerspreche diesem Ziel. Solche Grundsatzfragen – auch zur Finanzierung – müssten geklärt werden, bevor die Schlossplatz-Tiefgarage zur Abstimmung gestellt werde.

Dagegen wird sie von Oberbürgermeister Norbert Tessmer, SPD, begrüßt. Er hatte beim Neujahrsempfang der Stadt Coburg erklärt, dass er dem Projekt aufgeschlossen gegenüber stehe. Michael Stoschek, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Brose-Gruppe, hat für die Gestaltung der Einfahrt einen Millionenbetrag in Aussicht gestellt. Dieser speist sich aus der Fünf-Millionen-Euro-Spende, die Stoschek und seine Schwester nach dem Brand in der Herrngasse für den Wiederaufbau zerstörter Häuser bereit gestellt hatten, die aber zu großen Teilen nicht benötigt wurde.

Ein glühender Verfechter des Baus der Schlossplatz-Tiefgarage ist Maximilian Forkel, seit Mai 2014 Stadtrat der Jungen Coburger. In seiner Seminararbeit „Oben Kultur, unten Parken“, die er am Gymnasium Ernestinum ablegte, kommt er zu folgendem Schluss: „Ich sehe das wesentlich kleinere Übel in Lüftungsschächten als in einem zugeparkten Schlossplatz, der sich bei Regen in eine einzigartige Schlammlandschaft mit historischem Ambiente verwandelt.“