Coburg – Die Stadt Coburg hat die alte BGS-Halle bereits vor Monaten als Notunterkunft an die bayerische Staatsregierung gemeldet. Jetzt muss sie im Rahmen des Notfallplans für diesen Zweck genutzt werden, um der Masse an Flüchtlingen, die nach Bayern strömen, ein Dach über dem Kopf bieten zu können. In dem Gebäude können bis zu 200 Menschen versorgt und betreut werden.

Dagegen dementierte Dieter Pillmann, Sprecher des Landratsamts Coburg, dass auch Neustadt bei Coburg ab der nächsten Woche Flüchtlinge aufnehmen muss. Das Landratsamt Coburg hat die Turnhalle des Arnoldgymnasiums als Notunterkunft gemeldet. In den nächsten 14 Tagen werde sie aber nicht für diesen Zweck hergerichtet werden müssen, so die Überzeugung Pillmanns. Grund: Der Landkreis Coburg stehe auf der Liste der Notunterkünfte im Regierungsbezirk Oberfranken „ganz hinten“.

Allerdings sei Dieter Pillmann überzeugt davon, „dass wir in diesem Sommer irgendwann sicher dran kommen“. Über den Stand der Unterbringung von Flüchtlingen aus Krisengebieten und die Bewältigung des anhaltenden Zustroms der Menschen insbesondere aus dem Nahen Osten und Afrika informierte Landrat Michael Busch am Donnerstag die Bürgermeister des Landkreises Coburg. Sie hatte Busch schon Ende Mai dieses Jahres darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber in diesem Sommer nach Einschätzung der Europäischen Kommission dramatisch ansteigen wird. Deshalb hatte die Bayerische Staatsregierung ihren Notfallplan für die Unterbringung der Menschen, der nur für den vergangenen Winter gelten sollte, zur Dauereinrichtung erklärt.

Damit sind die 96 Landkreise und kreisfreien Städte im Freistaat aufgefordert, "kurzfristige Unterbringungskapazitäten" für je 200 bis 300 Personen zu benennen. Dazu müssen die Verpflegung, die medizinische und soziale Versorgung sowie die Bewachung sichergestellt werden. So könne in Bayern für "wenigstens fünf bis sechs Wochen eine zusätzliche Kapazität für die Unterbringung von 20 000 bis 30 000 Personen gewährleistet werden", heißt es in einem Schreiben des Ministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration an den Landkreis Coburg. Es trägt das Datum vom 27. März 2015.

Busch erläuterte bereits im Mai, dass der Landkreis Coburg erneut die neue Turnhalle des Arnoldgymnasiums in Neustadt als Notunterkunft für Asylbewerber gemeldet hat. Dies war schon im Rahmen des Winternotfallplans 2014/2015 geschehen und auf massive Kritik gestoßen. So hatten Buschs Stellvertreter Rainer Mattern und Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan darauf hingewiesen, dass zwischen dem Schulgebäude und der Notunterkunft ein Bauzaun hätte aufgestellt werden müssen. Auf der einen Seite des Zauns wären dann deutsche Schüler zur Mensa zum Essen gelaufen, auf der anderen hätten mittellose ausländische Flüchtlinge gestanden. Deutlicher, so Rainer Mattern im Februar, hätte man die Ausgrenzung fremder Menschen nicht aufzeigen können. Die Stadt Neustadt stellte schließlich kurzfristig die Frankenhalle zur Verfügung. Hier konnten 48 Flüchtlinge aus dem Kosovo für zwei Wochen bleiben, bevor sie nach Forchheim gebracht wurden, um in ihre Heimat abgeschoben zu werden.

Im Mai hatte Landrat Busch die Entscheidung verteidigt, die Turnhalle des Arnoldgymnasiums jetzt erneut als Notunterkunft zu melden. Der Landkreis habe nur auf dieses Gebäude einen Sofortzugriff, bei der Frankenhalle in Neustadt sei man auf das Entgegenkommen der Stadt angewiesen gewesen. Wenn Bürgermeister einen besseren Vorschlag hätten, dann nehme er diesen gerne an, sagte der Landrat. Dieter Pillmann bestätigte am Donnerstag, dass man weiterhin auf der Suche nach solchen Alternativen sei.


Sollte die Neustadter Sporthalle nicht ausreichen, würden in einer zweiten Stufe Wohncontainer auf dem Gelände des Landratsamts auf der Lauterer Höhe in Coburg aufgestellt, so der Landrat weiter. Dies sei mit der Stadt abgestimmt. Nicht möglich sei es laut Busch, Gebäude der alten BGS-Kaserne zu nutzen, obwohl sich auch Oberbürgermeister Norbert Tessmer und Sozialbürgermeister Thomas Nowak darum bemüht hätten. Das Areal sei mit dem Abzug des Bundesgrenzschutzes vor fast 20 Jahren stillgelegt worden. Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen müssten komplett erneuert werden, ebenso Sanitäranlagen und Heizungen. Das sei wirtschaftlich nicht darstellbar. OB Tessmer hatte diese Auskunft des Landrats bestätigt.

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