Coburg – Berthold Huber, Vorstand Verkehr und Transport bei der Bahn AG, hat gleich zu Beginn einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag im Rathaus Coburg deutlich gemacht, wofür die ICE-Strecke München-Berlin ausgebaut worden ist. Sein Unternehmen wolle damit eine deutlich schnellere Reisezeit zwischen der Landes- und der Bundeshauptstadt erreichen. Das sei wichtig für die Bahn, „weil wir den innerdeutschen Flugverkehr angreifen möchten“. Dieser Passagiergruppe wolle man ebenso eine gute Reisealternative bieten wie Autofahrern. Das bedeutet, so wenig wie möglich auf der Strecke anzuhalten. Auch vor diesem Hintergrund habe der Bahnvorstand mit Kommunal-, Landes- und Bundespolitikern aus Coburg, Kronach und Lichtenfels heftig um den Kompromiss für die Bedienung dieser Region mit den schnellen Zügen gerungen.
Das Ergebnis: Am Bahnhof Coburg werde es an Werktagen ab Dezember 2017 drei ICE-Halte Richtung Berlin und drei Richtung München morgens, mittags und abends geben (siehe Infobox). Der ICE-Systemhalt, den Coburg gefordert hatte, wird in Bamberg eingerichtet. Dort stoppt der ICE dann stündlich.

Für Coburg, so Huber weiter, sei die gefundene Lösung im Vergleich zu heute „eine wesentlich bessere Anbindung“. Und: Ab dem Jahr 2023 werde die neue Intercity-Anbindung (IC) für Ludwigsstadt, Kronach und Lichtenfels auf der Bahnstrecke nach Saalfeld in den Fahrplan aufgenommen.

Dafür fällt allerdings im Dezember 2017 auf der Linie Hamburg-Berlin-München der ICE-Halt in Lichtenfels weg. Dieser wird bislang im Zwei-Stunden-Takt bedient. Bahnvorstand Huber räumte ein, dass dieser Verlust ein „Schmerz für die Lichtenfelser“ sei. Auf Nachfrage konnte Berthold Huber keine Hoffnung machen, dass die Bahn den Ersatz „IC“ früher als 2023 einführt.

Das Unternehmen rechnet am ICE-Halt Coburg mit 500 Ein- und Ausstiegen täglich. Die Entwicklung an Sonn- und Feiertagen werde man genau beobachten und danach entscheiden, wie der ICE eingetaktet wird, beispielsweise, wenn es den Bedarf bei Berufspendlern gibt. Huber forderte dazu auf, das Angebot der Bahn zu nutzen. Werde die prognostizierte Zahl überschritten und seien die ICEs, die zwischen München und Berlin verkehren, künftig besser ausgelastet – der Wert liege derzeit bei etwa 55 Prozent –, könne über einen weiteren Halt in Coburg nachgedacht werden. „Aber dafür müssen Zahlen, Daten, Fakten sprechen“, betonte der Bahnvorstand.

Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann freute sich, dass es künftig an Werktagen jeweils drei ICE-Halte in Coburg Richtung Norden und Süden gibt. Das sei „zweifellos eine wesentliche Verbesserung der Zuganbindung Coburgs“. Allerdings hätte sich die bayerische Staatsregierung mehr vorstellen können, was bei der Bahn jedoch nicht durchsetzbar gewesen sei, bedauerte der Minister. Das könne sich allerdings noch zum Positiven ändern. Entscheidend sei das Fahrgastaufkommen.

Unterhalb des ICE- und IC-Netzes der Bahn sorgt der Freistaat Bayern für ein Zubringersystem über den Regionalexpress, der ab 2017 auf der Neubaustrecke fahren wird. Herzstück der neuen Zugbedienung zwischen Sonneberg, Coburg, Bamberg und Nürnberg seien die „Expresszüge Nordbayern“. Sie werden im Zwei-Stunden-Takt verkehren (Infobox), woraus sich „massive Verbesserungen“ in Nordbayern ergäben.
Durch das Nutzen der direkten und schnellen Neubaustrecke reduzierten sich die Fahrzeiten von und nach Coburg spürbar: Bis Bamberg halbiere sich der Zeitaufwand nahezu. Künftig sei der Fahrgast nur noch rund 20 statt bisher 40 Minuten unterwegs, erläuterte Joachim Herrmann. Bis Nürnberg spare man eine volle halbe Stunde. Herrmann: „Die Strecke schafft man in etwa 70 Minuten, schneller und bequemer als im Auto.“ Wer aus Kostengründen mit dem Bayern-Ticket nach München und zurück fährt, habe durch günstige Anschlüsse künftig über zwei Stunden mehr Zeit in der Landeshauptstadt.

Auch die Räume Kronach und Lichtenfels profitierten vom neuen Konzept. Reisende würden über die Regionalbahn aus Saalfeld, die in Bamberg hält, Anschluss an die schnellen Coburg-Nürnberg-Expresszüge erhalten. Allerdings werde der Regionalexpress zwischen Coburg und Lichtenfels nur noch alle zwei Stunden fahren.

Das i-Tüpfelchen wäre es nach den Worten des Ministers gewesen, den Regionalexpress auch Richtung Norden auf der Neubaustrecke bis Erfurt fahren zu lassen. Bahn und bayerische Staatsregierung hätten versucht, dies durchzusetzen, seien aber bei der Thüringer Landesregierung „auf Granit gestoßen“. Minister Herrmann würde sich freuen, wenn sich das noch ändern ließe.

ICE und Regio-Express


Der ICE hält ab Dezember 2017 an Werktagen sechsmal in Coburg. Um 7 Uhr wird je ein Zug aus Richtung München und Richtung Berlin in Coburg halten. Zwischen 12 und 16 Uhr wird je ein ICE aus München und Berlin in Coburg angeboten. Gegen 22 Uhr fährt je ein ICE aus Berlin nach München und aus München nach Berlin. Die genauen Zeiten sollen nach Auskunft der Bahn im nächsten Jahr feststehen.

Bamberg wird ein ICE-Systemhalt. Das heißt, der Zug hält dort stündlich.

Ab 2019 wird in Coburg auch die modernste ICE-Generation, der ICE 4, stoppen.

Der Regionalexpresszug wird mit dem Winterfahrplan 2017 eingeführt. Er verkehrt im Zwei-Stunden-Takt zwischen Sonneberg und Nürnberg. Halte sind in Neustadt, Rödental, Dörfles-Esbach, Coburg, Bamberg, Erlangen und Fürth geplant.