Oft sind bei den Workshops junge Leute dabei, die als auffällig gelten oder einen schwierigen Hintergrund haben, wie Lorente schildert. Damit hat er Erfahrung: Sieben Jahre lang hat er bei einer Hilfsorganisation mit straffälligen Jugendlichen gearbeitet. "Dabei habe ich gemerkt, dass Graffiti ein tolles Werkzeug ist, um bestimmte Denkprozesse auszulösen", sagt der gelernte Mediengestalter. "Die Jugendlichen können dabei Selbstbewusstsein tanken und ihre Kreativität entdecken." Außerdem wachsen die Teilnehmer als Team zusammen.
Bei dieser Arbeit habe er auch einen Jugendlichen betreut, den sein Umfeld längst aufgegeben hatte. "Im Workshop hat er sich massiv geöffnet, und danach habe ich noch viele Projekte mit ihm gemacht. Er hat dann den Realschulabschluss und eine Ausbildung zum Koch gemacht", erzählt Lorente. Graffiti allein hätten ihm sicher nicht geholfen. Sie seien aber ein "wichtiges Ventil" gewesen.
Ähnlich sieht das Sozialpädagoge Philip Koppenhöfer von der Diakonie Schweinfurt. Er hat seine Bachelorarbeit zu Graffiti in der Jugendarbeit geschrieben. In den Gruppen erhielten die Jugendlichen zudem oft Anerkennung, die sie woanders nicht bekommen. Das gebe ihnen auch eine politische Stimme. Die Erfahrung des manchmal mühsamen Sprühen-Lernens könnten sie zudem auf andere Lebensbereiche übertragen: "Wenn ich an etwas dran bleibe, kann ich auch etwas erreichen."