Aus der Region Jeder zehnte Milchbauer gibt auf

Von Jürgen Umlauft
Verklärte Welt: Diese Idylle vom Milchviehhalter und seinen Rindern verschwindet mehr und mehr aus Oberfranken. Im Bezirksdurchschnitt gab jeder Zehnte seinen Hof auf. Quelle: Unbekannt

München - Trotz zum Teil dramatisch gesunkener Erzeugerpreise in der Landwirtschaft hat sich das Höfesterben in Bayern verlangsamt.

 
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München - Trotz zum Teil dramatisch gesunkener Erzeugerpreise in der Landwirtschaft hat sich das Höfesterben in Bayern verlangsamt. Von 2013 auf 2015 sank die Zahl der bäuerlichen Betriebe um 2,3 Prozent auf 109 200. In der Periode davor waren es noch 4,5 Prozent. Das geht aus dem neuen Agrarbericht für Bayern hervor, den Minister Helmut Brunner im Landtag vorstellte.

Überdurchschnittlich vom Rückgang betroffen waren Milchviehhaltungen (minus acht Prozent) und Ferkelzüchter (minus 14 Prozent). Zudem setzte sich der Strukturwandel hin zu größeren Betrieben fort. Während in der Größenklasse bis 50 Hektar 9,1 Prozent der Bauernhöfe ihren Betrieb einstellten, wuchs ihre Zahl im Bereich zwischen 50 und 100 Hektar um 2,2 Prozent, im Bereich über 100 Hektar um elf Prozent. Die Auswirkungen der sich seit einem Jahr verschärfenden Milchkrise spiegeln sich in den Zahlen noch nicht wider.

In Oberfranken nahm die Zahl der Bauernhöfe um 2,8 Prozent auf 9633 ab. Die höchsten Rückgänge verzeichneten die Landkreise Lichtenfels (minus 4,8 Prozent) und Coburg (minus 4,4 Prozent). Es folgten die Landkreise Wunsiedel (minus 2,9 Prozent), Bayreuth (minus 2,6 Prozent), Kulmbach (minus 1,3 Prozent), Hof (minus 0,8 Prozent) und Kronach (minus 0,1 Prozent). Im Bezirksdurchschnitt gab jeder zehnte der ursprünglich gut 2600 Milchviehhalter auf. Die Tiere wurde größtenteils von anderen Landwirten übernommen. Insgesamt verkauften oberfränkische Landwirte 2014 856 Hektar Nutzfläche zum Durchschnittspreis von 18 416 Euro. Das war der bayernweit niedrigste Erlös, er lag deutlich unter dem Landeswert von 41 400 Euro je Hektar.

Bei ihren Einkommen mussten die bayerischen Landwirte deutliche Einbußen hinnehmen, und zwar unabhängig von der Betriebsgröße. Bei den Haupterwerbsbetrieben sank der durchschnittliche Gewinn im Geschäftsjahr 2014/15 um 18,7 Prozent auf 43 096 Euro. Inklusive Nebeneinkünften kam ein Inhaberehepaar auf 54 837 Euro (minus 11,2 Prozent). Besonders betroffen waren Milchvieh- (minus 26 Prozent) und Veredelungsbetriebe (minus 26,6 Prozent). Im Ackerbau tätige Landwirte konnten ihr Einkommen dagegen um 6,9 Prozent steigern. Wegen der allgemein zurückgehenden Erzeugerpreise wuchs für die Landwirte die Bedeutung der Beihilfen von EU, Bund und Freistaat. Im Durchschnitt beliefen sich diese auf knapp 30 000 Euro je Betrieb. Die Beihilfen waren damit für zwei Drittel des Gewinns verantwortlich.

Deutlich geringere Einbußen mussten die Nebenerwerbslandwirte hinnehmen, die knapp 60 Prozent der bayerischen Bauernhöfe führen. Dank ihres Mixes aus landwirtschaftlichen und anderen Einkommen sank ihr Gesamtunternehmensertrag nur um 1,6 Prozent. Deutliche Einkommenszuwächse verzeichneten die rund 7400 Öko-Landwirte im Freistaat. Sie steigerten ihren durchschnittlichen Betriebsgewinn um 10,3 Prozent auf 53 105 Euro. Der Anteil der Beihilfen am Gewinn lag mit 76,5 Prozent über dem konventionell wirtschaftender Landwirte. Brunner kündigte an, die bayerische Öko-Produktion bis 2020 verdoppeln zu wollen.

Insgesamt wertete Brunner die aktuellen Daten als Beleg für den Erfolg des "bayerischen Wegs" in der Agrarpolitik. Dieser biete auch kleineren Betrieben eine Perspektive. Sein Ziel sei es, in Bayern auch künftig eine flächendeckende Landbewirtschaftung in allen Landesteilen sicherzustellen. Dazu gehörten die Bezahlung von Gemeinwohlleistungen der Landwirte aus öffentlichen Kassen, die Förderung tiergerechter Haltungsformen, die Fortsetzung der Premiumstrategie zur Ankurbelung des Exports und staatliche Hilfen zur Überwindung der Milchmarktkrise.

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