„Erasmus+“ am Coburger „Casi“ Projekt mit Schülern aus Italien und Schweden

Schweden, Italiener und Deutsche vereint: Schüler aus den drei Ländern absolvieren unter der Leitung von OStRin Heidi Schmitt einen gemeinsamen Workshop am „Casi“. Dabei geht es um die unterschiedlichen Kulturen. Foto: Maja Engelhardt/Maja Engelhardt

Einfach „great“: Am „Casi“ sind schwedische und italienische Schüler zu Gast. Im Rahmen des EU-Förderprogramms „Erasmus+“ arbeiten sie mit den Deutschen an einem Projekt. Mit teils lustigen Erkenntnissen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Spontan erklingt amüsiertes Gelächter. Es erheitert fast alle, was zum einen am Whiteboard zu lesen ist, zum anderen aber bereits vorher in englischen Worten zu hören war: Die Italiener können nicht Auto fahren, dies tun sie wie Verrückte. Drei Gruppen, eine deutsche, eine italienische und eine schwedische, sind am Coburger Gymnasium Casimirianum mit Stereotypen beschäftigt, mit Keywords, die man spontan anderen Nationalitäten zuschreibt. Unter der Leitung von Oberstudienrätin Heidi Schmitt findet ein interkultureller Workshop statt, bei dem Schüler aus dem römischen Liceo Niccolò Machiavelli, der schwedischen Lysingskolan in Ödeshög und dem „Casi“ gemeinsam den Blick über Landesgrenze und Tellerrand wagen.

Fünf Adjektive sind gefragt, die den jungen Menschen zwischen 14 und 16 Jahren in den Sinn kommen, wenn sie an schwedische, deutsche oder italienische Bürger denken. Und da wird es durchaus lustig und sehr klischeehaft: „Natürlich“ isst man in ganz Italien nur Pizza und Pasta, „selbstverständlich“ ernährt sich der Deutsche, in Lederhose und Sandalen mit Socken gekleidet, nur von Bier und Würstchen, während der Schwede nicht nur Ikea, sondern auch die Natur liebt und groß und blond ist. Spaß ist garantiert, doch es wird auch ernster. Dann etwa, als Heidi Schmitt ein kurzes YouTube-Video vorspielt, in dem eine Gruppe Menschen zu sehen ist, in deren Mitte sich eine Frau und ein Mann befinden. Er, für westliches Kulturverständnis, machohaft und der Boss, der bestimmt und sie demütigt. Doch gemeint ist genau das Gegenteil – andere Kultur: andere Wahrnehmung. Heidi Schmitt nutzt die kurze Filmsequenz, um davor zu warnen, sich nicht gleich ein Urteil zu bilden und zu interpretieren, sondern sachlich zu beobachten. Kulturen seien verschieden.

Sie, sowie die zugehörigen Menschen kennen zu lernen und Austausch zu pflegen, ist Sinn und Ziel von „Erasmus+“, einem, seit zehn Jahren existierenden, Förderprogramm der Europäischen Union für Schulen und andere Bildungseinrichtungen, in dessen Rahmen die Veranstaltung stattfindet.

Das ist neu

Seit 2021 hat sich einiges verändert, um Mittel der EU für den internationalen Austausch zwischen Schulen zu erhalten. Letztere müssen sich akkreditieren. Das „Casi“ reichte 2022 den Antrag ein, der 2023 genehmigt wurde und nun kommen die neuen Projekte ins Spiel. „Wir bearbeiten bestimmte Themen gemeinsam mit unseren Partnerschulen“, so Heidi Schmitt. Im Schuljahr 2023/24 sind dies „Nachhaltigkeit“, „interkulturelle Kommunikation“, „Inklusion durch Sport“, „Digitalität“, „europäische Werte“ und „Klimaschutz“. Da noch nicht alle Partnerschulen des „Casis“ akkreditiert seien, sind als erstes Italien und Schweden am Projekt beteiligt.

Der Workshop ist natürlich nicht der einzige Punkt, der auf dem Programm steht. Geplant sind, unter anderem, Floorballtraining und Rollstuhlparcours in Coburg, sowie eine Fahrt nach Nürnberg ins Dokumentationszentrum auf dem Reichsparteigelände.

Laura und Sara, vom Liceo Niccolò Machiavelli in Rom, sind von Coburg und der Schule, an der sie nun eine knappe Woche verbringen dürfen, begeistert: „Bei uns ist alles nicht so modern“, berichten sie, „auch gibt es keine Gemeinschaftsräume, in denen man sich treffen kann, hier ist das ganz anders.“ Sie möchten Erfahrungen mit anderen Nationalitäten selbst sammeln, „nicht nur aus dem Buch.“ Ähnliches formuliert Tage aus Schweden: „Ich will die andere Kultur richtig kennen lernen, neue Freunde finden und viel hier erleben.“ Sein erster Eindruck von Coburg und den Menschen? „Great!“, strahlt er.

Dass das Kennenlernen und der Austausch, der in englischer Sprache stattfindet, von Anfang an gut funktioniert, ist unschwer zu erkennen. Die italienischen und schwedischen Schüler sind in Familien untergebracht, deren Kinder an „Erasmus+“ teilnehmen, doch auch in der Schule bilden sich multinationale Grüppchen, die munter miteinander plaudern.

Für Heidi Schmitt ist dieses Projekt ein „wahres Privileg“. Sie gerät ins Schwärmen, als sie erzählt, was „Erasmus+“ auch für Lehrkräfte bietet: Fortbildungen im In- und Ausland und Job shadowing in Frankreich, Island und Schweden. Sie selbst ist gerade erst aus Paris zurückgekehrt, wo sie ein paar Tage an einer Schule verbrachte. „Einfach toll“, meint sie und betont: „Dieses Projekt ist allgemein wichtiger denn je.“

Info

Erasmus+
Seit 2014 fördert Erasmus+  persönliche Begegnungen, digitalen Austausch und gemeinsame Projekte für Schulen, Kitas und andere Einrichtungen und löste damit das Programm „Comenius“ ab.  Zwischen 2021 und 2027 steht dazu ein Gesamtbudget von ca. 26 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Schulbereich erhält über drei Milliarden Euro. Damit noch mehr Lehrkräfte und Schüler vom europäischen Austausch profitieren, verfolgt das neue Programm einen inklusiven Ansatz.

www.erasmusplus.de

Autor

Bilder