Baufälliges Rathaus Weidhausen in der Zwickmühle

Von Mathias Mathes
Derzeit dicht: Das alte Rathaus in Weidhausen. Auf dem gegenüberliegenden Grundstück würde ein neues gut passen, wenn man es sich denn auch leisten könnte. Foto: Frank Wunderatsch

Die Gemeinde braucht ein Rathaus. Das alte zu sanieren kommt teuer, ein neues zu bauen noch teurer. Dabei kann man sich beides eigentlich nicht leisten.

 
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Weidhausen - Nachdem die Gewerbeaufsicht das marode Rathaus dicht gemacht hatte, konnte die Gemeindeverwaltung in einem Gebäude der ehemaligen Polstermöbelfirma Wilca in der Werkstraße 1 recht schnell ein Ausweichquartier finden. Doch wie geht es weiter? Das ist noch ziemlich offen. Vor allem stellt sich die Frage, wann es weitergeht, denn aktuell kann sich die Gemeinde ein neues Rathaus nach den Worten von Bürgermeister Markus Mönch kaum leisten.

Dabei konnte das Architekturbüro Eichhorn in der Gemeinderatssitzung am Montagabend bereits mit einem Entwurf für einen Neubau aufwarten. Nachdem schon eine Sanierung des alten Rathauses geschätzte 1,3 Millionen Euro kostet, hatte die Gemeinde Planungen für einen Neubau auf dem gegenüberliegenden Grundstück in Auftrag gegeben. „Wir können eine neue Mitte in Weidhausen schaffen“, so Planer Marcel Ebert. Von einem zweigeschossigen Gebäude war die Rede, dessen Obergeschoss eine Holzfassade bekommen könnte. Auf etwa 500 Quadratmetern Nutzfläche könnte die Gemeindeverwaltung effektiv arbeiten. Darin wäre Platz für einen Ratssaal, der auch für Veranstaltungen genutzt werden könnte. Die Zugänglichkeit werde sich signifikant erhöhen, ebenso wie die Energieeffizienz des Gebäudes, betonte Ebert. Um die zwei Millionen Euro würde das die Gemeinde inklusive der Außenanlagen kosten.

Walter Lorper (Freie Bürger) zeigte sich angetan und regte an, über eine Verkleidung des Obergeschosses mit Schieferplatten nachzudenken. Denn das entspreche mehr als Holz der traditionellen Bauweise vor Ort. „Das kann sich die Gemeinde nicht leisten“, meinte der Architekt nur.

Bürgermeister Mönch dämpfte dann auch erst einmal die Euphorie. „Wir müssen etwas die Handbremse ziehen“, sagte er. Mit der Sanierung der Schulturnhalle sowie dem Ausbau von Hallstraße und Wiesenstraße (die NP berichtete) komme die Gemeinde schon an ihre finanziellen Grenzen. Ein Neubau gegenüber dem alten Rathaus würde bis 2023 einen Schuldenstand von etwa 5,8 Millionen Euro bedeuten.

Letztlich bedeute ein drittes Großprojekt, dass die Genehmigung des Gemeindehaushalts durch die zuständige Aufsichtsbehörde im Landratsamt Coburg nicht mehr sicher sei. Egal, ob es um eine Sanierung des alten Rathauses oder um einen Neubau geht: „Die dauerhafte Leistungsfähigkeit der Gemeinde wäre nicht mehr sichergestellt“, so Mönch. Und er nannte Beispiele für konkrete Folgen. So habe die Gemeinde dann keinen finanziellen Spielraum mehr, um etwa ein Neubaugebiet zu erschließen oder einen Spielplatz zu bauen. Die komplette finanzielle Rücklage würde aufgebraucht. Mönchs Fazit: „Wir können ein neues Rathaus zum jetzigen Zeitpunkt nicht stemmen.“

Aufgeschoben soll und kann aber nicht aufgehoben bedeuten, machte der Bürgermeister deutlich. An einen Kauf des Wilca-Areals sei eben auch nicht zu denken, das Ausweichquartier sei definitiv nur eine Notlösung. Es bleibe nur die Rathaussanierung oder ein Neubau. Dennoch könne man jetzt nur abzuwarten, wie sich die Kosten für den Straßenbau und die Turnhallensanierung entwickelten. Erst wenn die Gemeinde da Land sehe, könnten konkrete Entscheidungen zu Thema Rathaus getroffen werden. Das Ausweichquartier sei zunächst für zwei bis drei Jahre eine gute Lösung. Man habe also noch etwas Zeit.

Weidhausen Bürgermeister Markus Mönch hat Thomas Carl von der Fraktion Dorfgemeinschaft als seinen neuen zweiten Stellvertreter vereidigt. Die Wahl eines neuen 3. Bürgermeisters, die Thomas Carl mit nur einer Stimme Mehrheit gegenüber Thomas Vollrath von der Fraktion Freie Bürger für sich entschied, war nach dem Rücktritt von André Karl nötig geworden. Der zog sich nicht nur als 3. Bürgermeister zurück, sondern legte auch sein Amt als Gemeinderat der Dorfgemeinschaft nieder. Der Grund: André Karl tritt eine Stelle im Bauamt der Gemeinde an. Mit dieser Tätigkeit ist ihm die Mitgliedschaft im Rat nach der Gemeindeordnung verwehrt. Seinen Platz nimmt als Listennachrückerin Kerstin Walch ein.

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