Deutliches Plus
In diesem „mobilen Simulationszentrum“ werden Notfallversorgungen, die die „Helfer vor Ort“ oder Sanitätsteams am Patienten oder am Simulator vornehmen, mit einem speziellen System über Audio- und Videosequenzen dokumentiert und von einem Trainer bewertet. Anders als bisher schaut nicht mehr eine ganze Gruppe dem Training zu. „Außer dem Team und gegebenenfalls einem Trainer befindet sich niemand im Übungsraum. Der gesamte Trainingsablauf wird per Liveübertragung in einen Nachbesprechungsraum übertragen. Dort kann die restliche Gruppe der Übung folgen, ohne dass das übende Team in seiner Arbeit behindert wird“, erläutert Stelzner ein deutliches Plus gegenüber der bisherigen Ausbildung, die damit effektiver ausgewertet werden kann. „Nicht allein der Trainer zeigt Fehler auf, sondern das jeweilige Team mit Unterstützung der Gruppe soll anhand der Bild- und Tonaufnahmen Fehler selbst erkennen und Verbesserungen mit Hilfe des Trainers selbst erarbeiten. Dieses Vorgehen nennt man ‚Debriefing’“, zeigt Stelzner einen weiteren Vorteil auf.
Zusätzlich zum Patientensimulator wird großer Wert auf die originalgetreue Nachbildung des Umfeldes eines Notfallortes gelegt. „Wenn zum Beispiel ein Herzinfarkt abends auf dem Sofa versorgt werden soll, dann wird der Übungsraum auch entsprechend eingerichtet“, erklärt Stelzner. „In naher Zukunft werden immer mehr Fortbildungen im modernen Rettungsdienst mit Hilfe von Patientensimulatoren durchgeführt. Jedoch ist es so, dass dies nur für hauptamtlich Beschäftigte in Rettungsdienstschulen möglich ist“, blickt Stelzner nach vorne
Hoffen auf Spenden
Für rein ehrenamtliche Einsatzkräfte ist so etwas aufgrund von fehlenden Ressourcen derzeit nicht möglich. Deshalb möchte es der „Förderverein Helfer vor Ort“ Neustadt ermöglichen, auch ehrenamtlichen Einsatzkräften diese bestmögliche Aus- und Fortbildung zukommen zu lassen. Der Verein plant die gesamte Beschaffung des benötigten Materials. „Ein Patientensimulator, eine Übungspuppe im Wert von rund 20 000 Euro, ist bereits von einer Firma gesponsert worden“, dankt Stelzner. Weitere Spenden und Fördermittel, wie beispielsweise aus dem Leader-Projekt der EU, werden gesammelt, um das mobile Notfall-Simulationszentrum bestmöglich auszustatten. „Für dieses Projekt wird nicht auf Gelder des Fördervereins zurückgegriffen, sondern auf eigens dafür gesammelte“, verdeutlicht Stelzner. Einschließlich des Materials wird ein sechsstelliger Betrag benötigt.
Nach erfolgter Etablierung des Systems soll das mobile Simulationszentrum weiteren Einsatzkräften zur Verfügung stehen. Hierfür sind vier Phasen geplant: Nach der Einführung in Neustadt werden zunächst die weiteren „Helfer vor Ort“ bzw. „First Responder“ trainiert. Dann erfolgt die Ausweitung des Trainingsangebotes auf überregionaler Ebene sowie ein Angebot an Feuerwehren und THW. Schließlich sollen auch Übungsleiter und Ersthelfer in Vereinen in den Genuss kommen. Betreut wird das mobile Simulationszentrum vom Roten Kreuz in Neustadt. Hier sollen zunächst die meisten Fortbildungen angeboten werden. Nach einer Einarbeitungszeit kann das mobile Zentrum dann überregional auf Reise gehen. Zur Evaluierung des gesamten Ausbildungskonzeptes wird bei der BRK Bereitschaft Neustadt aktuell ein ehrenamtliches Qualitätsmanagementsystem (EQ) eingeführt. „Drei Jahre Entwicklungsarbeit haben wir in dieses Projekt investiert“, bilanziert Stelzner und hofft, dass es durch finanzielle Fördermittel und Spenden gesichert gesichert werden kann.