Blasorchester Ebern Es war alles umsonst

Helmut Will
Drei vom Blasorchester die bedauern, dass nicht nur das Schlagzeug stumm bleibt. Von links: 1. Vorsitzender Matthias Sperber, „Drummer“ Moritz Nembach und Waldhornbläser Klaus Plott. Foto: Helmut Will Foto: /Helmut Will

Das Blasorchester Ebern kann auf den geplanten Weihnachtskonzerten am dritten und vierten Advent nicht auftreten.

 
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Ebern - „Mensch, da fehlt schon was. Besonders die Probenwochenenden waren für mich immer ein Highlight.“ Das sagt der 21-jährige Moritz Nembach aus Ebern, der beim Blasorchester in Ebern der „Drummer“ ist. Aber nicht nur er bedauert, dass die Instrumente, wie schon im Vorjahr, an den Nagel gehängt werden müssen.

Matthias Sperber spielt seit mehr als 30 Jahren im Blasorchester Ebern mit. Seit dem Jahr 2017 ist der 44-jährige der 1. Vorsitzende des Klangkörpers. Er bedauert, dass seine Musiker, insgesamt sind es 54 Aktive, davon etwa zweidrittel Männer, nun nach monatelangem Proben bei den geplanten Weihnachtskonzerte am dritten Advent in Rentweinsdorf und am vierten Advent in Ebern nicht auftreten können. „Unser Dirigent Falk Krause hat mit den Aktiven gut gearbeitet, um an Weihnachten den interessierten Zuhörern bei den geplanten Konzerten einen weihnachtlichen Ohrenschmaus bieten zu können“, sagt der Vorsitzende. Leider habe aber wieder Corona „zugeschlagen.“ Er selbst bläst nur noch selten aktiv mit, gespielt hat er Trompete. Schon die Proben hätten unter den Vorschriften, welche die Pandemie mit sich brachte, stattfinden müssen. „Irgendwann war das aber zu stressig und wir haben beschlossen, unsere Probetermine zu canceln.“

Der 68-jährige Senior im Orchester, Klaus Plott und Schlagzeuger Moritz Nembach nicken zustimmend. „Ja, es war alles umsonst, schade“ sagten die beiden unisono. „Die Stimmung ist unter den Musikern schon etwas gedrückt, aber es haben alle eingesehen, dass unter den gegebenen Bedingungen es besser ist, den Probenbetrieb einzustellen“, sagt Klaus Plott. Moritz Nembach erzählt, dass nach dem letzten Lockdown manche nicht mehr kamen oder sich unschlüssig waren, überhaupt weiter zu machen.

Der erfahrene und langjährige Waldhornbläser Klaus Plott ergänzt: „Die Leute merken, dass sie auch ohne Aufwand von Proben und Auftritten zurechtkommen, mehr Freizeit haben und da bleibt der eine oder andere schon einmal fern.“ Matthias Sperber denkt an den finanziellen Aufwand, den Corona dem Blasorchester beschert. „Für uns bedeutet der Ausfall des Braugartenfestes, das Oktoberfest und der Rosenmontagsball schon eine große finanzielle Einbuße.“

Auf dem „Zahnfleisch“ komme das Blasorchester deshalb nicht daher, aber man kann halt für seine Aktiven und Passiven nicht so viel unternehmen, wie das vorher der Fall war. „Ja, über den Nordbayerischen Musikbund bekommt man von der Staatsregierung auf Antrag und unter Nachweis von Ausgaben schon etwas ersetzt, aber nicht das, was man sonst bei Auftritten einspielt“, sagt Sperber.

Besonders bedauert Klaus Plott die gegenwärtige Situation. Er spielt aktiv seit seinem zehnten Lebensjahr bei der Blasmusik in Ebern, schon bald sechs Jahrzehnte. Er runzelt seine Stirn und sagt: „Ja, ich muss schon zugeben, mir fehlt die Gemeinschaft mit meinen Musikerkollegen und natürlich auch die Kameradschaft. Wenn du Jahrzehnte dabei bist und da bricht dann plötzlich alles weg, ist das schon traurig, da fehlt was.“

Aber Klaus Plott blickt auch nach vorne. Er richtet, ebenso wie sein Vorsitzender, den Appell an alle, die im Blasorchester dabei sind: „Besonders an die Jungen habe ich die Bitte bei der Stange zu bleiben. Ich bin überzeugt, die Zeiten werden wieder besser und wir können dann wieder gemeinsam unserem schönen Hobby Blasmusik nachgehen.“

Moritz Nembach ist 21 Jahre alt und studiert Maschinenbau. Schlagzeug spielt er seit dem Jahr 2010. Sein Highlight, das Probenwochenende, ist schon im Vorjahr ausgefallen. „Das war immer prima, letztmals waren wir zum Beispiel in Hammelburg in der Musikakademie oder auch schon in Wunsiedel“, erläutert Nembach. Darauf habe man sich gefreut, wohl ähnlich wie wenn Fußballer ein Trainingslager auswärts durchführen. Auch die Feste in den Sommermonaten fand er toll und er sagt: „Das fehlt mir schon etwas.“

Jürgen Groh, ist der Vorsitzende der Jugendblaskapelle (JBK) Unterpreppach. Er ist als Verantwortlicher der Kapelle auch nicht glücklich. „Der eine oder andere Aktive aus unser 25 Personen starken Truppe entfremdet sich von unserer Kapelle und vom Verein. Einzelne sagen, ich komme auch ganz gut ohne Musik zurecht“ bedauert Groh. Meist seien das Jüngere. Wie Jürgen Groh sagt, hätte die JBK schon vor 14 Tagen den Probenbetrieb eingestellt. „Bei der steigenden Inzidenz, wollten wir das Ganze nicht noch befeuern“, zeigt er sich verantwortungsbewusst. Ausfallen mussten einige Auftritte, die der JBK auch etwas Geld eingebracht hätten.

Herbert Schönmann ist der Chef der Blaskapelle Kraisdorf. „Unsere Probenabende haben wir eingestellt, auch weil einige Ältere Sorge hatten, sich eventuell zu infizieren, denen und auch mir war das Risiko zu groß“, sagt Schönmann. Geplant war ein „Böhmischer Abend“ für den 13. November, welcher der Pandemie zum Opfer fiel. „Die Auflagen waren zu hoch und auch das Risiko zu groß, aber unsere Mannschaft steht soweit noch“, bedeutet Schönmann. Ja, finanzielle Einbußen muss die Blaskapelle wie auch alle anderen Musikkapellen verkraften, auch gelte es, das Bürgerzentrum, wo geprobt wird, zu unterhalten.

Besonders bedauert der Vorsitzende auch, dass die Veranstaltungen zum 50-jährigen Jubiläum der Blaskapelle ausfallen mussten und weitere diverse Auftritte. „Ich bin zuversichtlich auf bessere Zeiten, Spielaufträge habe wir für das kommende Jahr schon einige“, blickt Herbert Schönmann optimistisch nach vorne.

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