Haßberge Biohof geht neue Wege

Sabine Weinbeer

Schafwolle als Dünger: Erlebnisbäuerin Michaela von der Linden verkauft auf ihrem Hof nicht nur Bio-Eier, sondern seit Kurzem auch Wollpellets vom Rhönschaf.

 
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Unterschleichach - Hühner für die Versorgung der eigenen Familie gehörten eigentlich schon immer zum Biohof von Michaela von der Linden und Christoph Schwemmlein in Unterschleichach. Im Zuge der Diskussion um die Haltung von Legehennen, Kükenschreddern und Tierwohl im Allgemeinen hat sich die Agraringenieurin entschieden, die Hühnerhaltung auszudehnen.

Der eigentliche Schwerpunkt des Bauernhofes in Unterschleichach sind Rhönschafe. Früher hat Michaela von der Linden auch deren Fleisch ab Hof verkauft, die veränderten Schlachtauflagen haben jedoch dazu geführt, dass Kunden jetzt ganze Tiere erwerben müssen (oder auch halbe, wenn sich zwei „Partner“ finden), die von der Linden dann in deren Auftrag im Schlachthof schlachten lässt.

Trotzdem gibt es ab Hof ein ganz neues Produkt vom Schaf: Wollpellets als Dünger. Schon seit vielen Jahren ist Schafwolle als natürlicher Dünger bekannt. Michaela von der Linden, die auch als Erlebnisbäuerin unterwegs ist und bestrebt ist, Ihr Wissen um die Erzeugung gesunder Lebensmittel weiter zu geben, packte schon immer ihre Gemüsepflanzen in ein Woll-Mäntelchen, das dann dosiert Magnesium, Kalium und weitere Nährstoffe an die Pflanze abgibt. Zahlreiche Kunden kauften Wolle für diesen Zweck, doch die Anwendung war auch etwas aufwendig. So suchte von der Linden lange nach einer Möglichkeit, die Wolle pelettieren zu lassen.

Die wurde nun gefunden und die Pellets sind nun auch in kleineren Packungen zu erwerben und nicht „nur“ am Hof, sondern auch bei „Zwerg Riese“ erhältlich. Die Wollpellets „Wolke wollig“, die aus der Unterschleichacher Wolle in Stuttgart hergestellt werden, lockern ganz nebenbei noch den Boden auf.

Neu auf dem Hof ist der mobile Hühnerstall, den Christoph Schwemmlein nach den Plänen seiner Frau angefertigt hat. Aus einem gebrauchten Container, Hundezwinger-Teilen und einem alten Ladewagen entstand ein hochmoderner Hühnerstall mit Wintergarten und automatisch öffnenden und schließenden Türen. Draußen gibt es jede Menge Auslauf, Wiese, Sonne und Schatten und ein Sandbad.

Der moderne Stall ist die Heimat von 48 so genannten Zweinutzungs-Hühnern. Das aktuelle Dilemma in der Hühnerhaltung ist, dass Rassen gezielt auf hohe Legeleistung oder Fleischbildung gezüchtet wurden. Mit dem Ergebnis, dass bei den Lege-Rassen, dem so genannten Hybrid-Huhn, die männlichen Küken nicht „brauchbar“ sind. Zwar soll das Kükenschreddern bald der Vergangenheit angehören, doch auch die Alternative ist nur wenig besser.

Deshalb hält Michaela von der Linden Sundheimer Hühner und Orpington Legbar, beide Rassen stehen auf der Beobachtungsliste der gefährdeten Arten. Im Gegensatz zum Hybrid-Huhn legen hier die Hennen ordentlich Eier und die Hähne eignen sich gleichzeitig zur Mast – beides zwar mit Abstrichen, aber durchaus wirtschaftlich, wenn die Kunden bereit sind, einen etwas höheren Preis zu bezahlen „und das sind meine Kunden, deshalb wird bald auch ein zweiter Hühnerstall dazu kommen“, erklärt Michaela von der Linden, die dank zweier stolzer Hähne ihre Hühner auch selbst nachzieht. Ganz nebenbei sind die Eier von Natur aus farbig – von hell grün bis zartrosa oder apricot.

„Bei mir kostet das Ei nicht 28 sondern 41 Cent, dafür wird der Bruderhahn mit aufgezogen und vermarktet“. Und der Verbraucher muss damit leben, dass es über Weihnachten für etwa sechs Wochen keine Eier gibt. So ist das eben bei natürlich gehaltenen Hühnern „auch Hühner haben Saison“, sagt Michaela von der Linden.

220 bis 250 Eier legt eine ihrer Hennen im Laufe eines Jahres, etwa 100 weniger als ein Hybridhuhn. Dafür sind die Suppenhühner vom Hof von der Linden „sehr schmackhaft und gut fleischig“. Hingegen wurden die Suppenhühner, die in der Tiefkühltruhe im Supermarkt für etwas mehr als einen Euro zu kaufen sind, von einem Gericht einmal als „ausgemergeltes Wirtschaftsgut“ bezeichnet mit dem Hinweis an den Kläger, dass man daraus eben nur eine Suppe kochen kann, das Fleisch sei nicht immer genießbar.

Die Eier gibt es bei Michaela von der Linden direkt ab Hof. In ihrem offenen Verkaufsraum stehen immer am Abend (am besten Donnerstag bis Samstag Abend ab 17 Uhr) die Eier zum Abholen bereit. Suppenhühner und Bruderhähne kann jedermann bestellen (Telefon 09529/9500019 oder mobil 0160/93815123).

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