Der Kloß ist – wie könnte es anders sein – ein Politikum. In Thüringer Landen folgen Neuerungen jeglicher Art nämlich einem eingeübten Ritual: Der Fürst denkt, das Volk mault – und lenkt nach allerlei Gezeter schließlich ein. Als Vordenker in Sachen Kloß tat sich hierzulande Ernst August I. von Sachsen-Weimar hervor. Ein übler, prunksüchtiger Geizhals, der am Ende seiner Regentschaft im Januar 1748 ein finanziell ruiniertes Herzogtum hinterließ. Ein treu sorgender, landesväterlicher Lichtblick ereilte den Fürsten offenbar 1739, als er auf seinem Kammergut in Heichelheim erstmals Kartoffeln anbauen ließ – fast hundert Jahre, nachdem hundert Kilometer Luftlinie südöstlich, im Hofer Land erstmals ein deutscher Bauer auf diese Idee gekommen war (siehe Seite 26).