Obskure Gemengelagen sind da sichtbar, in den Metropolen genauso wie in Kleinstädten. Die Zeit, da die Angst vor einer Katastrophe wie in Italien die Bürger einte, scheint vorbei. Die Gefühlslage wird von vielen Befindlichkeiten angetrieben. Nicht mehr allein die Sorge um die Gesundheit liegt in der Waagschale, sondern die ökonomische Lage und die daraus resultierende Frage nach der eigenen Zukunft bekommen mehr Gewicht. Da rächt es sich auch, dass das Parlament lange der Exekutive das Feld überlassen hat, dass die Opposition anfangs keine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten formulierte, dass es keinen Fahrplan und keine Zielvorgaben gab. Nun findet die Diskussion auf der Straße statt. Vorsicht, nicht alle Teilnehmer haben sich von der freiheitlich-demokratischen Grundordnung losgesagt. Es wäre zu platt, jeden Demonstranten der Einfachheit halber zum Anhänger von Extremismus und Verschwörungstheorien zu erklären. Das ist er erst, wenn er den kruden Argumenten von Radikalen und Verblendeten nicht laut widerspricht oder sich gar mit ihnen gemeinmacht. kerstin.dolde@frankenpost.de