Die verantwortlichen Politiker hierzulande zeigen mit dem Finger gerne auf andere europäische Länder, warum die EU nicht zu einer gemeinsamen Asylpolitik in der Lage ist. Deutschland trägt jedoch einen bedeutenden Anteil an der vergifteten Stimmung. Erst als vor fünf Jahren hunderttausende Menschen kamen, änderte die Bundesregierung den Kurs und wollte plötzlich ein solidarisches System zur Verteilung der Flüchtlinge auf die EU-Mitgliedstaaten durchsetzen. Es ist nur konsequent, dass Kanzlerin Merkel im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft die europäische Asylpolitik entscheidend voranbringen will. Ganz besonders bitter ist jedoch, dass die Kanzlerin für dieses Ziel auch die Lage der Menschen in Moria als Druckmittel einsetzen wollte. Sie befürwortete die Weigerung von Innenminister Seehofer, einzelnen Bundesländern die Aufnahme von Flüchtlingen zu erlauben. Denn wenn sich das herumspreche, werde es nie eine einheitliche europäische Lösung geben. So zynisch geht europäische Flüchtlingspolitik.