Die Beweggründe für eine Teilnahme sind vielschichtig. „Viele Menschen wollen ja helfen, wissen aber häufig nicht wie. Und genau das lernen sie im Kurs“, berichtet Himstedt. Das große Interesse zeigt sich bei der Kurs-Nachfrage: Bis jetzt wurden bereits 10.000 Ersthelfende durch das ZI ausgebildet. Eine psychische Krankheit, so Himstedt, könne schließlich jeden treffen, auch im eigenen Umfeld. So gibt es Teilnehmende, bei denen Freunde, Kollegen oder Familienangehörigen betroffen sind. Andere haben gar eigene Erfahrungen damit gemacht, mehr als jeder Vierte in Deutschland erlebt innerhalb eines Jahres ein mentales Gesundheitsproblem.
Für Betroffene ist es wichtig, möglichst früh Hilfe zu erfahren
Gerade für das nahe Umfeld aus Freunden und Verwandten ist der Erste-Hilfe-Kurs ausgelegt. Es geht darum, Selbstsicherheit im Umgang mit psychischen Problemen zu gewinnen. „Ich habe schon oft erlebt, wie das Gedankenmachen losgeht: Darf ich das ansprechen? Und wie soll ich das machen? Mache ich es dadurch nicht vielleicht sogar schlimmer?“, berichtet Himstedt. Dabei sei es für Betroffene besonders wichtig, möglichst früh Hilfe zu erfahren, da es die Leidenszeit verringert und zugleich die Chancen für eine erfolgreiche Therapie erhöht.
„Beim Ansprechen hilft eine empathische, wertfreie Kommunikation. Sagen Sie, was Ihnen auffällt, sprechen Sie in Ich-Botschaften und teilen Sie, dass Sie sich Gedanken oder Sorgen machen“, empfiehlt Himstedt. Teilnehmer sollen durch den Kurs auch lernen, welche professionelle Hilfe sie empfehlen können und wie sie Betroffene unterstützen können, bis diese verfügbar ist. Unter professioneller Hilfe versteht Himstedt als ersten Ansprechpartner den Hausarzt, aber auch die psychiatrische Notaufnahme oder die Telefonseelsorge.
Bei Fremden hat Selbstschutz oberste Priorität
Ebenso kann es bei Fremden vorkommen, dass sich beispielsweise in der U-Bahn psychische Probleme wie ein aggressives Verhalten miterleben lässt. Auch wie man in solchen Situationen reagiert, lernen und üben die Teilnehmer im Erste-Hilfe-Kurs. Dabei gilt es, das eigene Auftreten an die verschiedenen Krisensituationen wie beispielsweise akute Suizidalität, Aggressivität oder wahnhaftes Verhalten anzupassen. Im Kontakt mit Fremden, so Himstedt, sei es wichtig, sich selbst nicht in Gefahr zu begeben. Selbstschutz habe oberste Priorität.
Allgemein gelte es immer, die Ruhe zu bewahren. Außerdem solle man versuchen, verbal zu deeskalieren. Das gelinge beispielsweise durch eine langsame, ruhige und deutliche Sprache. In der U-Bahn sei es beispielsweise wichtig, zunächst Abstand zu schaffen, indem man die gefährdete Person bitte, auszusteigen. Bei akuter Aggression erreiche man aber auch als Kursteilnehmer schnell sein Limit, sodass man Unterstützung in Form der Polizei oder des Rettungsdienstes hinzuziehen sollte.
Die Kosten liegen bei rund 200 Euro
Wer sich für den Kurs interessiert und teilnehmen will, muss aktuell etwa 198 Euro bezahlen. Teilnehmen kann man entweder online oder in Präsenz. Wie viele Kurse pro Monat angeboten werden, ist abhängig von den Kursinstruktoren.