Rückschlag für Bürgerinitiative „Geld für Ruinen, aber nicht für das Krankenhaus“

Die Bürgerinitiative „Rettet unser Krankenhaus“ zeigt sich enttäuscht über den Ausgang der Sitzung des Petitionsausschusses des Landtags. Foto: /Andy Schöneberg

Die Eberner Bürgerinitiative zeigt sich in einer Stellungnahme enttäuscht über die Beratung im Petitionsausschuss des Landtages ob der Verlagerung der Chirurgie von Ebern nach Haßfurt. Man hatte sich mehr erhofft.

 
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Ebern - Verwunderung und Unverständnis bestimmen die Gemütslage bei den Mitgliedern der Bürgerinitiative „Rettet unser Krankenhaus“ nach der Behandlung ihres Ansinnens im Petitionsausschuss des Landtages. Die Mehrheit der Abgeordneten aus Reihen von CSU, Freien Wählern und FDP gaben sich mit einer Stellungnahme von Gesundheitsminister Klaus Holetschek zufrieden, wonach die Verlegung der Chirurgie nach Haßfurt positiv zu bewerten sei. „Kein Wort zur Versorgung von Notfällen in den Abendstunden oder am Wochenende“, schimpft Ralf Kestel, als einer der Initiatoren der Petition. Wolfgang Zirbik ergänzt, dass Krankenhäuser mit nur noch einer Fachabteilung, wie in Ebern mit der Inneren Medizin, keine Zukunft hätten. „Dann gibt es zwischen Bamberg und Bad Neustadt zwischen Haßfurt und Coburg bald keine Krankenhaus-Versorgung mehr. Ebern wird ausradiert und der Raum Haßfurt hat eine eigene Haßberg-Klinik sowie Gerolzhofen, Burgebrach und Schweinfurt in unmittelbarer Nähe.“

Klaus Emmerich, von der überregionalen Aktionsgruppe „Schluss mit dem Kliniksterben“, vermisst einen Hinweis, dass die 30-Minuten-Erreichbarkeit eines Krankenhauses für 8000 Einwohner in Ebern und den umliegenden Gemeinden für die stationäre Chirurgie und die Notfallbehandlung rund um die Uhr verloren gehe. Waldemar Lutter gab zu bedenken, dass durch den Klinik-Neubau im Norden von Coburg weitere Zeit verloren gehe.

Weiter erinnerte Ralf Kestel daran, dass die oberfränkischen Bürgermeister aus dem Baunachgrund die Petition aus Ebern unterstützt hätten, während die entsprechende Rückstärkung aus dem Eberner Stadtrat leider nicht erfolgte. Im Gegenteil: „Die beiden Eberner Vertreter im Krankenhaus-Verwaltungsrat haben im März ja für die Schließung der Chirurgie in Ebern gestimmt“, weiß Kestel.

Keinerlei Beachtung erlangte, so die Stellungnahme, im Petitionsausschuss des Landtages auch der Hinweis, dass der Landkreis Haßberge als Rechtsnachfolger des Altlandkreises Ebern sich sehr wohl um die Ruinen in Altenstein und Lichtenstein kümmere, nicht aber um ein Krankenhaus der Grundversorgung, wie es die Erbauer einst für die Menschen zwischen Baunach und Maroldsweisach, zwischen Heilgersdorf und Breitbrunn konzipiert hatten. Aus diesen Bereichen hatten sich mehrere tausend Unterzeichner per Unterschriftenlisten für einen Erhalt des Eberner Krankenhauses in der bisherigen Form eingesetzt, weswegen die Bürgerinitiative auch eine interkommunale Zusammenarbeit über Landkreisgrenzen hinweg – nach dem Vorbild der Baunachallianz - angeregt hatte. Dass die Strategie zur Konzentration der medizinischen Versorgung auf den Standort Haßfurt seit Jahren verfolgt werde, mutmaßt Wolfgang Zirbik nicht nur ob der Schließung in Hofheim, da Ebern trotz des IMC-Anbaues 2018 die Klassifizierung der „Notfallstufe 1“ nicht erhalten habe, auch wenn im Nachgang noch immer Notfälle behandelt wurden. Was Ralf Kestel aus eigenem Erleben und mit überaus positiven Erfahrungen bestätigte. „Im September 2020 hat mich der Mann aus der Rettungsleitstelle beim Anruf um 22.45 Uhr nach Ebern geschickt.“ Und aus Personalkreisen hat er erfahren, dass „natürlich am Wochenende auch mal ein Zeckenbiss behandelt wurde“, was eigentlich in der Haßfurter Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung hätte passieren müssen. „Das nenne ich Bürgernähe!“

So aber wurden 2020 in Haßfurt rund 7600 chirurgische Notfälle – überwiegend in Nachtstunden und an Wochenenden – behandelt, in Ebern aber nur noch 535. „Von den Haßfurter Fällen hätte man sicher auch viele in Ebern behandeln können, aber mit dem Verlust des Status eines Unfallkrankenhauses wurde die Konzentration auf Haßfurt bewusst eingeleitet.“ Und die Mitglieder der Bürgerinitiative fürchten, dass diese Strategie verdeckt, aber auch konsequent fortgesetzt wird. „Entgegen aller Zusagen wurde die Wachstation in Ebern ja jetzt auch inmitten des Höhepunktes der Corona-Pandemie geschlossen, womit heimlich still und leise drei Notfallbetten verschwanden.“ Und es gibt auch aktuelle Berichte von Patienten, die wegen der längst schon angelaufenen Umbauarbeiten in ihren Betten von einem Zimmer ins andere geschoben werden, um sich den Platz dort mit drei weiteren Kranken zu teilen.“

„Ist das die Verbesserung, die Gesundheitsminister Holetschek mit der Verlagerung von 20 Betten von Ebern nach Haßfurt so lobt?“, fragt Ralf Kestel. „Es wäre besser gewesen, dass der Staatsminister nicht nur auf die schriftlichen Einlassungen aus Haßfurt vertraut, sondern sich die Situation vor Ort hätte erklären lassen.“ Überhaupt wundern sich die BI-Mitglieder über die wortgleichen Stellungnahmen, die sie auf ihre Anfragen bei der Regierung von Unterfranken, im Gesundheitsministerium wie auch bei zahlreichen Abgeordneten und Mandatsträgern erhalten haben. „Die stützen sich alle nur auf die Infos, die sie aus dem Landratsamt in Haßfurt erhalten haben. Keiner hat sich die Mühe gemacht, sich vor Ort umzuschauen oder mit den Betroffenen zu reden.“

Zweifel hegen die BI-Mitglieder auch am angekündigten Zentrum für Altersmedizin. So fiel Klaus Junge auf, dass in einer aktuellen Info-Broschüre der Haßberg-Kliniken kein Wort zur geplanten Altersmedizin in Ebern zu finden sei. Lediglich der Hinweis, dass immer noch über die Kurzzeitpflege verhandelt werde „Also ist zum anvisierten Eröffnungstermin im Januar 2022 noch nichts in trockenen Tüchern.“ Das verwundert auch Klaus Emmerich: „Wo bleibt das Versprechen nach einer Akutgeriatrie in Ebern?“ red

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