Eine Besonderheit unter den Bous al carrer ist der Bou embolat oder, auf Spanisch, der Toro embolado: Dem Stier werden Metallhülsen auf die Hörner gesetzt, die mit groben Flachs – oder Hanffasern (Werg) – gefüllt sind, das in Brand gesteckt wird. Ein nächtliches Fest „mit besonderem Reiz“, schreibt die Gemeinde Vallada auf ihrer Website über die brennenden Stierhörner.
Als das Regionalparlament von Katalonien 2010 die Stierkämpfe in seiner Region verbot, verlor es kein Wort über den Bou embolat und die anderen Volksfeste mit Stieren. Die klassischen Corridas sind die Erbauung einer zahlungskräftigen Minderheit; die Bous al carrer sind Ergötzung des (Land-)Volkes. Mit dem aber legen sich auch die katalanischen Nationalisten nicht gerne an.
Für die Befürworter dieser Feste ist es keine Barbarei
„Wie viele weitere Tote braucht es, damit etwas gegen diese Barbarei getan wird?“, fragen sich die Stierkampfgegner von der LTNEC-Plattform. Doch für die Befürworter dieser Feste ist es keine Barbarei, und dass sie dabei ihr Leben aufs Spiel setzen, ist ihre eigene Angelegenheit – so wie manche Bergsteiger ihr Leben riskieren oder Rennfahrer.
Auch wenn man jetzt einen anderen Eindruck haben könnte: Allgemein beliebt sind diese Spektakel in Spanien nicht. Als der Fernsehsender Telecinco in seiner populären Hauptnachrichtensendung am Montagabend über die Todesfälle berichtet, schließt der Reporter mit den Worten: „Hochdosierter Leichtsinn – und Tierquälerei.“