"Emma aus der ersten Klasse hat erzählt, dass sie zurzeit fastet, weißt du", erzählt sie mit vollem Mund. "Und ihre Eltern machen das auch." Meine Älteste verdreht genervt die Augen. "Mensch, das weiß doch wirklich jedes Baby", stöhnt sie. "Fasten heißt, dass Leute auf bestimmte Dinge verzichten. Die essen dann zum Beispiel kein Fleisch oder keine Süßigkeiten wie Gummibärchen oder Schokolade. Lenis Papa hat vergangenes Jahr auch mal ganz lange kein Bier getrunken. Der hat vielleicht abgenommen!", nickt sie anerkennend. "Und die Grubers haben ihr Auto stehen lassen. Die sind dann überall hin mit dem Fahrrad gefahren", schiebt sie in Oberlehrermanier nach. Meine Jüngste vergisst das Kauen. Sie starrt auf ihren Teller. In ihrem Kopf rattert es. "Man kann aber auch aufs Fernsehen oder das Handy verzichten", ergänze ich und schaue meine Älteste tadelnd an, die urplötzlich höchstkonzentriert den Inhalt ihrer Müslischale einer näheren Untersuchung unterziehen muss. "Und wie lange macht man das?", fragt meine Jüngste interessiert weiter. "Noch ein paar Wochen. Bis Ostern", kommt es wieder vom anderen Stuhl. Diesmal eindeutig freundlicher. Immerhin. "Und warum machen Leute so etwas?" Meine Jüngste lässt nicht locker. Ihre Schwester zuckt mit den Schultern. "Ich glaube, weil es gesund ist. Oder auch einfach nur, weil es der liebe Gott so will." Ich warte und beobachte, wie im Kopf meiner Jüngsten ein Entschluss reift. "Da mach ich mit!", sprudelt es schließlich aus ihr heraus. "Ich faste auch. Ich verzichte ab sofort auf Nutella!" Beifallheischend wirft sie das angebissene Brötchen auf meinen Teller, schnappt sich ein neues aus dem Korb, beschmiert es fingerdick mit Honig und fügt noch kauend hinzu: "Und aufs Klavierüben verzichte ich auch!"