885 Kilometer Fahrt für Sunrise Avenue

Coburg - Es sind noch vier Stunden, bis Sicherheitskräfte Besucher vor die Bühne auf den Coburger Schlossplatz lassen. Bereits 50 Fans, überwiegend junge Mädchen und Frauen, sitzen am Mittwochnachmittag vor den Absperrungen in der Sonne und warten darauf, dass sie ihre Stars der finnischen Band Sunrise Avenue sehen dürfen. 15 Stunden warten: Für Cornelia Jahn und ihre Freundin Tamara Krapp gehört das dazu, wenn sie von der ersten Reihe aus Frontmann Samu Haber und seine Jungs fast hautnah erleben wollen. Bereits seit Fünf am Morgen harren sie hier aus. "Regenschutz, Sonnencreme, Essen, Trinken, Medikamente, Handy, Kamera, wir haben so ziemlich alles dabei", sagt Cornelia.

Was für viele verrückt klingt, ist für die 33-jährige Österreicherin nur der Anfang. Sie unterbricht für einen Tag sogar ihren Italienurlaub, um die Band live auf der Bühne vor dem Landestheater zu erleben. "Seit Sonntag war ich in Lignano Riviera gewesen, habe gestern meine Freundin in Österreich abgeholt, und wir sind um 23 Uhr in Coburg angekommen", erzählt sie lachend. "Meine Familie ist unten geblieben, und ich mache hier quasi Urlaub vom Urlaub." Am Morgen nach dem Konzert wird sie Tamara wieder in Österreich absetzen, die insgesamt 885 Kilometer zurück nach Italien fahren und dort weiter ihren Strandurlaub genießen.

Welche Anziehungskraft Sunrise Avenue entwickeln, zeigt sich, als kurz vor 18 Uhr die Tore an der Wettiner Anlage zum Schlossplatz öffnen. Junge Frauen, die sich aus einer 50 Meter langen, dicht gedrängt stehenden Menschenmenge lösen, stürmen kreischend Richtung Bühne. Eine von ihnen stolpert und stürzt zu Boden. "Die hat voll mit dem Gesicht gebremst", erklärt ein Ordner.

Norbert Engel aus Fürth in Bayern ist mit seiner Tochter nach Coburg gefahren, um Sunrise Avenue live zu erleben. Ob auch ihm die Musik der finnischen Band gefällt? "Natürlich, wir waren heuer schon beim Konzert in Stuttgart." Und zum Beweis, dass sie echte Fans sind, halten Karla, Nadine und Sebastian, die Norbert Engel begleitet, rote Herzen in die Höhe. "Kiitas" steht darauf. "Das ist Finnisch und heißt ,Danke'", erklärt Nadine. Will heißen: Die Vier aus Fürth sind überzeugt davon, dass sie ein tolles Konzert erleben werden.

Das meint auch Monika Berezowski, die aus Bad Wildungen in Hessen kommt. Sie besucht zum erstenmal ein Konzert von Sunrise Avenue. Dass sie im Rollstuhl sitzt: Na und? Samu Haber, der bei der Fernseh-Talentshow "The Voice" zum Publikumsliebling geworden ist, interessiert sie weniger. "Ich bin ein Fan von Gitarrist Riku Rajamaas", sagt die junge Frau, die mit der Abendsonne um die Wette strahlt.

Jens Büschel-Girndt aus Weitramsdorf hat keine so weite Anreise hinter sich. Er ist mit seinen beiden Töchtern gekommen, "die mich schon zu Tim Bendzko geschleppt haben. Und als Smokie heuer beim ,Tambacher Sommer' aufgetreten sind, war ich auch dabei." Die Konzertreihe im Landkreis begrüßt er ebenso wie die Events auf dem Coburger Schlossplatz. "Es ist toll, dass es solche Konzerte bei uns gibt. Die Stimmung, die man dabei erleben kann, ist durch nichts zu überbieten."

Das sehen die Österreicherinnen Cornelia Jahn und Tamara Krapp genauso. In Coburg erleben sie Sunrise Avenue zum sechsten Mal live. Sogar in Ungarn waren sie für die vierköpfige Band schon. Plakate haben sie in der Vestestadt nicht dabei, wollen aber mit ihren pinkfarbenen Tops die Augen der Finnen auf sich ziehen. Die Liebe zu ihnen ist groß: "Wegen mir könnte das Konzert drei Stunden gehen", sagt Tamara. "Die Musik ist einfach easy, das Flair und die Stimmung sind klasse, eben etwas ganz Besonderes", stimmt Cornelia zu. Für sie haben die Lieder eine ganz besondere Bedeutung. "Nach einem schweren Unfall, bei dem ich aus dem ersten Stock gefallen bin, lag ich lange Zeit im Krankenhaus und habe die Musik gehört", erklärt sie. "Es ging darum, ob ich weiterlebe oder nicht. Das Lied ,Lifesaver' war mein Lebensretter."

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Ein Bericht über das Konzert folgt in unserer Freitag-Ausgabe