Coburg - Auch im Krieg gibt es Beispiele für gelebte Menschlichkeit. Als im Herbst 1944 die Rote Armee auf Ostpreußen vorrückt, erweist sich der Kriegsgefangene Arthur, ein "Fremdarbeiter" aus Frankreich, für die Familie Schledz nicht als Feind, sondern als "lieber Freund". Ohne Arthur, der auf dem Gehöft der Großeltern in Jägerswalde nahe der litauischen Grenze gearbeitet hatte, hätte die Familie Schledz die Flucht über das gefrorene Haff auf die Kurische Nehrung und weiter über Königsberg und Danzig bis ins pommersche Kolberg vielleicht nicht überlebt. Arthur, so erinnert sich der heute 79-jährige Erwin Schledz, kümmerte sich tatkräftig um Wagen und Pferde, beschaffte Unterkünfte und Nahrungsmittel und half, wo immer das möglich war, Mutter Hedwig Schledz, ihren Kindern Erwin und Eva, der Tante Gerda sowie den Großeltern, die Strapazen der wochenlangen Odyssee zu überstehen. Paul Schledz, der Vater, tat damals als Meteorologe Dienst auf der Wetterwarte des Flugplatzes in Riga, wo Luftwaffen-Einheiten der eingekesselten Heeresgruppe "Kurland" stationiert waren.