Nackt, aber nicht hüllenlos

Coburg - Sie sind nackt, aber nicht hüllenlos: "Die zwölf Coburger Geschäftsfrauen, die den Kalender ,Frauenpower' schmücken, präsentieren sich zwar ganz ohne Kleider, aber die wichtigsten Stellen sind bedeckt", erklärt Fotografin Tanja Wippenbeck. Jede der Frauen sei selbstständig und trage ein markantes Erkennungszeichen, ihr individuelles Handwerkszeug, mit dem sie ihre Blöße verdecke. So lässt sich beispielsweise Adelheid Frankenberger von der Coburger Sommeroperette mit einem Saiteninstrument ablichten, Jasmin Heß, die am Markt Obst- und Gemüse verkauft, wird mit einem Salatkopf im Schoß fotografiert, Tänzerin und Choreografin Nini Beyersdorf ist auf dem Foto mit ihrem Trainingsgerät Barre zu sehen.

Nini Beyersdorf ist begeistert vom Ergebnis. Sie habe sich ganz auf die künstlerische Umsetzung von Fotografin Tanja Wippenbeck verlassen und das Shooting sehr genossen. "Ich schätze die professionelle Arbeit der Fotografin sehr", sagt sie. Für einen reinen Aktkalender hätte sie sich nicht hergegeben, erklärt sie, wohl aber für einen Kalender, der eben nicht alles zeigt und neben Sinnlichkeit und Ästhetik zusätzlich noch für einen guten Zweck hergestellt wurde.

Sowohl die Fotografin als auch Stylistin Sabrina Kramer, die für das komplette Styling, Haare und Make-up verantwortlich war, arbeiteten ohne Entgelt. "Uns ging es darum, Frauen mit Mut, Selbstvertrauen und Stärke abzubilden", erklärt Kramer, die ein Friseurgeschäft und ein Schönheitsinstitut in Rödental besitzt, "und damit anderen zu helfen".

Der Erlös aus dem Verkauf des Kalenders kommt in vollem Umfang der Brustkrebshilfe Senocura und der Aktion "Lucia" in Coburg zugute. Das freute auch Oberbürgermeister Norbert Tessmer, der am Samstagabend bei der Vorstellung des Kalenders vorbeischaute. "Frauenpower gehört zur Identifikation einer Stadtgesellschaft", betonte er und verwies auf die von der Stadt geschaffene Stelle der Gleichstellungsbeauftragten, die Susanne Müller inne hat. Diese freute sich ganz besonders über die Spendenzusage von Wippenbeck und Kramer, wie sie betonte: "Normalerweise müssen wir auf die Leute zugehen. Hier war es umgekehrt." Jede achte bis zehnte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Mit der "Aktion Lucia" wollen die Gleichstellungsbeauftragte, das Coburger Brustzentrum, Selbsthilfegruppen, Ärzte und Betriebskrankenkassen auf das Thema aufmerksam machen und informieren.

Die Idee zu dem Projekt hatte erneut Tanja Wippenbeck, die vor einigen Jahren bereits einmal einen Kalender zugunsten der Kinderkrebshilfe produzierte und sich dieses Mal Sabrina Kramer mit ins Boot holte. "Ein ganz verrückter Kalender" sollte es sein, so die beiden Initiatorinnen. Einen ganzen Tag hätten die beiden in der Fränkischen Schweiz verbracht, einen Riesenaufwand auf die Beine gestellt, um dann festzustellen: "Das ist zu aufwendig und zu licht- und wetterabhängig." Sie beschlossen, die Geschäftsfrauen mit ihrem begrenzten Zeitbudget im Studio in Lautertal abzulichten: "Schließlich sollten die Frauen im Vordergrund stehen."