Hassberge Kein Freiflug in die Ferien

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Keine Staus, günstigere Flüge: Eine Urlaubsreise vor offiziellem Schulende klingt verlockend. Doch wer sein Schulkind dafür vom Unterricht befreit, riskiert ein Bußgeld.

 
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Ebern - Von Ebern bis Maroldsweisach, vom Itzgrund bis zum Steigerwald zählen Schüler aller Schuleinrichtungen vermutlich bereits die Tage: Noch vier Wochen, dann sind sie endlich da - die heiß ersehnten Sommerferien. In diesem Jahr beginnen sie wieder mit einem Mittwoch, der 31. Juli bedeutet dann den Start in den Urlaub, vielleicht direkt in die Sonne, an den Strand und ans Meer. Nicht jeder allerdings scheint diesen Tag abwarten zu wollen, wie nun der Deutsche Philologenverband kritisiert:Eltern würden ihre Kinder immer öfter einfach ein paar Tage krank melden, um bei Flugreisen die günstigeren Tarife außerhalb von Ferienzeiten zu ergattern, sagte Verbandschef Hans-Peter Meidinger vergangene Woche der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Solche Mütter und Väter seien für ihren Nachwuchs ein schlechtes Beispiel, so Meidinger weiter: "Sie vermitteln ihren Kindern die fatale Botschaft, dass sie sich nicht an Regeln zu halten hätten." Der Verband sieht die "Ferientrickser" offenbar als ein echtes Problem. An normalen Schultagen seien zwei bis fünf Prozent der Schüler krank, an den Tagen vor und nach den Ferien "schnellt die Anzahl auf das Doppelte", so Meidinger. Eine verstärkte Nachfrage nach Flügen vor dem offiziellen Ferienstart in den vergangenen Jahren kann auch Saskia Müller vom Eberner Reisebüro "Touristik & Meer" bestätigen. Allerdings ginge es weniger um die günstigeren Preise, so Müller im Gespräch mit der Neuen Presse: "Das macht eigentlich nur sehr geringfügig einen Unterschied." Die betreffenden Kunden würden vielmehr sehr kurzfristig buchen und hätten dann ein Problem mit der Verfügbarkeit. "Sie müssen dann oft auf einen Tag vor Ferienbeginn ausweichen, weil nur noch dann ein Flug zu haben ist", so die Reiseverkehrskauffrau. Ist der Kunde dann in Versuchung, wird er jedoch umgehend von Saskia Müller und ihren Kollegen vorgewarnt: "Wir weisen darauf hin, dass an diesen Tagen verstärkt Polizei an den Flughäfen kontrolliert und gezielt Familien mit schulpflichtigen Kindern anspricht." Die Reise gehe dann stets "auf eigenes Risiko", bekräftigt Saskia Müller: "Das muss jeder selbst entscheiden."

Generell bemerken die Reisebüro-Angestellten in jüngster Zeit einen Rückgang solcher Anfragen. Die Warnung aus dem Reisebüro zeigt Wirkung: "Die meisten Eltern trauen sich dann doch nicht", sagt Müller. Viele Kunden seien so ehrlich und würden mittlerweile direkt bei den jeweiligen Schulleitungen nachfragen, ob man mit einer Sonderbefreiung vielleicht eine Ausnahme machen könnte. Ihrer Erfahrung nach sei dies jedoch wenig erfolgreich, sagt Saskia Müller - nach einer Ausnahme würden viele folgen, so die Befürchtung der Schulen.

Bitten und Wünsche in diese Richtung gebe es an der Grundschule in Ebern und Rentweinsdorf nur äußerst selten, berichtet Rektorin Ingrid Mandery. "Unsere Eltern sind sehr vernünftig", lächelt sie, "die wissen, dass das eigentlich nicht geht". Eine Nachfrage käme daher nur "ganz, ganz selten" vor. Für begründete Ausnahmen in Notfällen gibt es an allen Schulen Sonderregelungen, für die aber natürlich wichtige Gründe vorliegen müssen - eine Fahrt in den Urlaub reicht da kaum, es handelt sich eher um familiäre Anlässe, außerschulische Bildungsveranstaltungen oder sportliche Wettkämpfe. Entscheiden darf jede Schule dann im Einzelfall, gesetzlich ist darüber nichts festgelegt. Ein Anspruch auf Befreiung vom Schulbesuch unmittelbar vor und nach den Ferien wegen einer geplanten Urlaubsreise besteht also nicht. Insgesamt sind sowohl die Schulen als auch die Rechtssprechung bei der Gewährung von Urlaub außerhalb der Ferienzeiten und aus familiären Gründen eher zurückhaltend, um Nachahmungseffekte zu verhindern.

Vertrauen ist gefragt, denn eine Krankmeldung können Eltern für einen Tag in der Regel stets selbst vornehmen. "Ein ärztliches Attest muss uns immer erst nach drei Krankheitstagen vorgelegt werden, informiert Ingrid Mandery. Doch: "Wir haben das noch nie so empfunden, dass die Eltern das ausnutzen." Eine Problematik der "frühen Ferienflieger" gebe es in Ebern ohnehin seltener, da die wenigsten im Urlaub in die Ferne reisen würden, sondern oft auch Ferienangebote in der Nähe nutzen würden. Auch Rektorin Gerlinde Megges von der Grundschule in Untermerzbach hat über keine Probleme mit fehlenden Kindern an den "kritischen Tagen" zu klagen: "Bei uns gibt es keine Auffälligkeiten in Bezug auf Brückentage und letzte Schultage."

Dass es an besagten Tagen vor oder auch direkt nach den Ferien zu besonders hohen Fehlzahlen kommt, kann auch Philipp Arnold, Rektor der Mittelschule in Ebern, nicht bestätigen. "Nein, wir hatten das Problem in den vergangenen Jahren nicht." Eine Befreiung wegen "vorzeitigen Urlaubstarts" sei offiziell nicht erlaubt, da gebe es eine ganz klare Regelung, so Arnold. Wenn Eltern ihr Kind dann krank melden, obwohl es das gar nicht ist, würden sie einen Ordnungsverstoß begehen, der über das Ordnungsamt zu ahnden sei. "Das ist vorsätzliches Schulschwänzen", erklärt der Mittelschulrektor. Dafür kann in Bayern ein Bußgeld in Höhe von bis zu 1000 Euro verhängt werden: Und das kann vermutlich auch der günstigste Flug nicht ganz ausgleichen.

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