Kronach – Erwachsenwerden ist gar nicht so einfach. Auf dem Weg dorthin gibt es Ängste, Selbstzweifel, falsche Freunde und viele andere Hindernisse, die einem das Leben schwer machen. Aber was wäre, wenn das Leben einfach nur ein großes Spiel wäre? Ein Spiel, in dem man verschiedene Prüfungen bestehen muss, um zu wachsen und schließlich als Gewinner ins Ziel zu kommen? Wie das aussehen könnte, zeigt Karin Neubauer eindrucksvoll mit ihrem neuen Ballett-Musical „Tanz durchs Wunderland“ im Kronacher Kreiskulturraum. Frei nach „Alice im Wunderland“ nimmt sie die Premierenzuschauer am Freitagabend mit auf eine Reise in eine bunte, verrückte Parallelwelt.
Eindrucksvoll bringen die mehr als 150 Akteure die Geschichte von Alice tänzerisch auf die Bühne. Das Mädchen steht kurz vor dem Erwachsenwerden, ist jedoch noch nicht ganz bereit, diesen Schritt zu gehen. Auf sie wartet ein Spiel mit zwölf Feldern. Auf dem ersten davon versucht sie vergeblich, die Welt der Erwachsenen zu verstehen. So gelangt sie zum zweiten Feld. Es ist das weiße Kaninchen, das für die Zeit des Lernens steht. Die Aufgabe ist es, sich Dinge anzueignen, ohne dabei in Hektik zu verfallen. Im Folgenden trifft Alice auf tanzende Türen, die ins Wunderland führen. Doch jede von ihnen scheint verschlossen zu sein – bis auf die kleinste. Durch die passt das Mädchen jedoch nicht hindurch. Abhilfe schafft schließlich ein Zaubertrank, der Alice schrumpfen lässt. Doch daneben steht ein Kuchen mit der Aufschritt „Iss mich“. Und ehe sie sich versieht, ist Alice wieder zu groß für die Tür.
Sie gelangt zum dritten Spielfeld, dem Tränensee. Ängste, Selbstzweifel und Trauer fordern Alice tänzerisch heraus, sich nicht in ihnen zu verlieren. Nach dieser bestandenen Prüfung landet das Mädchen auf dem vierten Feld – und somit endlich im lange ersehnten Wunderland. Doch auch dort ist nicht alles so einfach und unbeschwert wie erhofft. Auf dem fünften Feld trifft Alice auf eine Raupe und es gilt, eine Identitätskrise zu überwinden und dabei die eigenen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Das Mädchen muss sich fragen, worauf es im Leben wirklich ankommt und wovon sie sich leiten lassen möchte.
Das sechste Feld ist der Schwan. Hier muss Alice ihr Durchsetzungsvermögen erproben – aber ohne dabei skrupellos zu sein. „Dann kann aus einem Gegeneinander ein Miteinander werden“, sagt eine Stimme aus dem Off. Auf Feld Nummer sieben lernt Alice bei der weißen Königin, ausgleichend und beruhigend auf ihre Mitspieler einzuwirken und die schönen Seiten des Lebens wahrzunehmen.
Auf dem achten Feld warten die „tratschenden Blumen“ und mit ihnen die nächste Prüfung. Sie lehren Alice, mit Mobbing und Diffamierung umzugehen und sich darauf zu konzentrieren, was sie selbst will und kann. Danach zeigt ihr auf Feld neun der verrückte Hutmacher die fröhlichen Seiten des Spiels. Auf Feld zehn wartet mit der Grinsekatze ein falscher Freund auf Alice. Es gilt, solche Zeitgenossen von wahren Freunden zu unterscheiden. Die rote Königin fordert das Mädchen auf Feld elf heraus, zwischen blindem Gehorsam und kritischem Hinterfragen abzuwägen.
Nach gut zweieinhalb Stunden packender Tänze zu klassischer und moderner Musik und einem wahren Farben-Feuerwerk erreicht Alice schließlich das zwölfte und letzte Feld: das Tribunal. „Nach allem, was du gesehen und erfahren hast, wirst du wissen, was dein Weg ist oder sein kann“, sagt die Stimme. Ob Alice gewonnen hat? „Du wirst es spüren.“
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Weitere Aufführungen am 22., 23., 28., 29. und 30. Oktober, Beginn jeweils um 18 Uhr. Karten gibt es im M1- Shop Kronach, bei Schreibwaren Nickel in Pressig sowie über die Ballettschule Karin Neubauer.