Kronach Reisecenter droht die Schließung

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Seitdem die Bahnstrecke zwischen Bad Staffelstein und Bamberg gesperrt ist, fahren deutlich weniger Kronacher mit dem Zug. Das bereitet dem Betreiber des Fahrkartenverkaufs Kopfzerbrechen.

 
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Kronach - Seit vier Wochen ist die Bahnstrecke zwischen Bad Staffelstein und Bamberg gesperrt. Das hat massive Auswirkungen für die Bahnfahrer aus dem Landkreis Kronach. "Nach den Erfahrungen der ersten Wochen, in denen die Bahnkunden auf diesem Abschnitt auf den Bus umsteigen müssen, klappt das Fahrplankonzept sehr gut. Trotzdem machen sich die Bahnfahrer im Kronacher Bahnhof rar", weiß Christian Gloël zu berichten. Seit zehn Jahren betreibt der gelernte Eisenbahner in Privatinitiative und aus Passion das Reisezentrum im Kronacher Bahnhof. Die Deutsche Bahn selbst hat sich schon im Jahr 2002 aus der Kreisstadt verabschiedet. Für jede verkaufte Fahrkarte erhält Gloël Provision und bestreitet davon die Personal- und Betriebskosten für die Bahnagentur in Kronach.

Die Streckensperrung hat den Fahrkartenumsatz jedoch dramatisch einbrechen lassen. "Viele Kunden meiden die Bahn und sind auf das Auto umgestiegen oder bleiben einfach zu Hause", erzählt Christian Gloël. Im Januar sei der Umsatz um rund 35 Prozent eingebrochen. Laut Gloël zeichnet sich eine weitere Verschlechterung ab. Für das Reisezentrum könne das sogar die Schließung bedeuten. Vorerst habe er die Notbremse gezogen und in Abstimmung mit der Deutschen Bahn und der Genehmigungsbehörde neue Öffnungszeiten festgelegt, die von Montag, 15. Februar, bis zum tatsächlichen Ende der Streckensperrung gelten sollen. So haben die Mitarbeiter nun, statt einer halben, eine ganze Stunde Mittagspause und das Büro schließt schon um 16 Uhr. Vorher hatte es bis 17 geöffnet.

Sollte sich die Umsatzentwicklung in den nächsten Wochen nicht stabilisieren, bleibe aber kaum eine andere Möglichkeit, als das Reisecenter zu schließen. Der größte Konkurrent der Mitarbeiter am Schalter sei der Fahrkartenautomat. "Das war schon vor der Sperrung so. Aber jetzt, wo generell weniger Menschen Bahn fahren wollen, ist das für uns natürlich ein noch größeres Ärgernis. Zumal wir darauf angewiesen sind, Karten zu verkaufen", erklärt er. Gloël appelliert deshalb an Firmen, Behörden und den ganz normalen Bahnfahrer in Kronach, Fahrkarten - wenn möglich - immer im Reisezentrum zu kaufen. Nur so könne die letzte Repräsentanz der Deutschen Bahn im Landkreis erhalten werden.

Ob es seinen Kollegen in anderen Reisecentern in der Nähe der gesperrten Bahnstrecke ähnlich geht, kann Christian Gloël so pauschal nicht sagen. "Die Center in Lichtenfels und Coburg werden von der Bahn direkt betrieben. Daher müsste sich die Bahn selbst dazu äußern. Ich bin die einzige Privatagentur in der Gegend", erklärt er. Jedoch wisse er, dass das Reisecenter in Bad Staffelstein kürzlich schließen musste. "Ich vermute, dass das auch mit der Sperrung zusammenhängt", meint er.

Die Deutsche Bahn hat sich am gestrigen Donnerstag nicht zu dem Sachverhalt geäußert.

Viele Kunden meiden die Bahn und sind auf das Auto umgestiegen oder bleiben einfach zu Hause.

Christian Gloël

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