Coburg Altstadtfreunde fordern endlich Sanierung

Martin Rebhan
Nicht nur die unsanierten Gebäude in der Ketschengasse sind dem Verein "Altstadtfreunde" ein Dorn im Auge. Quelle: Unbekannt

Der Verein übt heftige Kritik an der Wohnbau Coburg und am Stadtrat. In einem offenen Brief wendet man sich jetzt an Oberbürgermeister Norbert Tessmer.

 
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Coburg - Mit dem Thema "Wohnen in der Stadt" hat sich jüngst der Verein "Altstadtfreunde Coburg" beschäftigt. Heftige Kritik wurde an dem Abend an der Coburger Wohnbau geübt, die nach Meinung einiger Anwesenden Gebäude in der Innenstadt verkommen lasse. Als "Paradebeispiele" wurden hier zwei Häuser in der Ketschengasse angeführt, die seit über 20 Jahren im städtischen Besitz sind und sich jeglicher Sanierung entzögen.

Um die Ecke dachte Stadtrat Dr. Klaus Klumpers (ÖDP), als er die Wohnbau aus der Schusslinie nahm. "Die Wohnbau macht nichts, was der Stadtrat mit dem Oberbürgermeister nicht will", betonte Klumpers. Die Stadt habe im großen Stil Häuser aufgekauft, um "den Gestaltungsfinger darauf zu halten", sich dabei aber übernommen, so Klumpers weiter. "Die Stadt muss sich nicht selbst gehören, wir leben nicht im Sozialismus." Zudem betonte er, dass zu einer lebendigen Innenstadt nicht nur Geschäfte, sondern auch das Wohnen gehöre. Als typisches Beispiel nannte er das Gebäude in der Ketschengasse 11, in dem im Erdgeschoss ein Elektrofachgeschäft untergebracht ist, der Rest aber leer steht. "Die Stadt will dieses Gebäude partout nicht verkaufen, obwohl Investoren vorhanden sind", ließ Klumpers wissen.

Schnell kam er auf die Ursache allen wohnbaupolitischen Übels, das seiner Meinung nach in den Kommunalwahlen liege. "Wenn Stadträte gewählt werden, die 30 Jahre lang nichts gemacht haben, glauben Sie, die machen die nächsten acht Jahre was?", wandte er sich an die etwa 20 Anwesenden.

Dass die unsanierten Häuser im Innenstadtgebiet ein Dorn im Auge des Vereins sind, verdeutlichte auch Werner Minier. Da aus terminlichen Gründen keiner der drei Bürgermeister an der Veranstaltung teilnehmen konnte, sah sich der Verein veranlasst, sich mit einem offenen Brief an die Oberbürgermeister Tessmer zu wenden. Darin wird gefragt, wann die Sanierung der Gebäude Ketschengasse 28, 30, 32, 42 und Goethestraße 11 angegangen wird. Man verweist hierbei auf einen Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2009. Nach einer Zeitungsmeldung sollen in der Innenstadt 200 Wohnungen neu gebaut werden. Die Altstadtfreunde, die nach Bekunden von Werner Minier seitens des Stadtrates oft als "Motzer" tituliert werden, wollen zudem vom Obermeister wissen, wo die Wohnungen entstehen sollen. Auch verwies man in dem offenen Brief auf einen Stadtratsbeschluss vom 25. Juni 2015, in dem der Steinweg als Sanierungsgebiet festgesetzt wurde. Man wolle wissen, wann die Sanierung beginnt, wie viel Sozialwohnungen entstehen sollen und welche sanierungsbedürftigen Häuser in der Innenstadt der Stadt Coburg oder der Wohnbau gehören, so die Altstadtfreunde. Sie brachten ihrer Hoffnung Ausdruck, dass es zu einem zeitnahen Gespräch zwischen Oberbürgermeister und Vereinsverantwortlichen kommt.

Mit dem Thema "Wohnen in der Innenstadt" beschäftigte sich Werner Minier auch in seinem Vortrag. Er stellte dabei fest, dass größere Wohnungen im Bereich der Coburger Innenstadt "reichlich" vorhanden, aber aufgrund dessen, dass sie unsaniert seien, nicht bewohnbar seien.

Er warnte eindringlich davor, dass durch steigende Mieten eine Verdrängung der drei "A" (Arme, Ausländer, Arbeitslose) an den Stadtrand erfolgt und als Folge davon hochpreisige Eigentumswohnungen entstehen. Werner Minier: "Es ist längerfristig mit einem sozialen Umkippen innenstadtnaher Quartiere in umgekehrter Richtung zu rechnen."

Zum Thema Sanierung von Altbauten konnte als Referent Michael Stößel gewonnen werden. Der Architekt zeigte auf, welche Schritte bei einer Altbausanierung unternommen werden sollen, um keine "böse Überraschung" zu erleben.

Deutlich machte er: "Nicht bei jedem Gebäude ist eine Sanierung auf Teufel komm raus sinnvoll." Er sprach sich in diesem Zusammenhang auch offen für Ersatzneubauten aus und zeigte an Beispielen, dass sich diese sehr oft in das bestehende Ensemble einpassen lassen. "Wir können eine Altstadt nicht auf 1850 festschreiben und diese dann bis 2500 so belassen" beschrieb er die Notwendigkeit, auch in Innenstädten Veränderungen vorzunehmen

Nachdem Baumaßnahmen auch eine Frage des Geldes ist, referierte Wolfgang Taubmann (Sparkasse Coburg-Lichtenfels) zum Thema der Finanzierung von solchen Projekten.

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