Coburg - Suse ist Wäscherin und kennt dank ihrer Tätigkeit die berühmtesten Persönlichkeiten Coburgs. Sobald sie ihre roten Samtärmel übergestülpt und ihr Haar mit einem Tuch gebändigt hat, legt sie los: handfertig und verbal. Ihren hölzernen Bleul schwingend, eine Art Schlagholz, das bis zur Erfindung der Waschmaschine zum Waschen der Wäsche benutzt wurde, begibt sie sich auf eine Reise durch vergangene Jahrhunderte in Coburg.

Welche revolutionären Gedanken wurden hier mitgetragen? Welche Dichter und Denker machten sich einen Namen? Und warum tanzte ein Walzerkönig hier seinen Hochzeitstanz? Suse entführt ihre Zuschauer auf den Coburger Marktplatz, wo sie Queen Victoria zuwinkt, die dort - ganz in Schwarz gekleidet und immer noch trauernd - für ihren geliebten Albert ein Denkmal enthüllt. Für Suse eine Sensation, denn wann sieht man denn schon mal eine "echte Königin"? Für die "Großkopferten" wäscht sie sonst nur den Dreck aus den Lacken, dabei erfährt sie eine Menge Klatsch und Tratsch.

Auf der kleinen Bühne im Münchner Hofbräu wird Suse nur von minimalen Requisiten unterstützt: einem alten Stich der Vestestadt im Hintergrund, einem hölzernen Zuber und einer Waschbank, die eine Originalleihgabe aus dem Gerätemuseum in Ahorn ist, wie Peggy Hoffmann, die bei der Premiere in die Rolle der Suse schlüpfte, erzählt. Gemeinsam mit der aus Coburg stammenden Schauspielerin Sylvia Oelwein hat sie das "Ein-Frau-Stück" inszeniert. Bis Ende September bringen die beiden Künstlerinnen abwechselnd die theatrale Zeitreise, die im Auftrag von Tourismus und Stadtmarketing Coburg entstanden ist, im Saal des Münchner Hofbräus auf die Bühne.

"Natürlich haben wir bei unseren Recherchen versucht, alle Details historisch abzuklären. Wir wollen mit unserm Stück die Coburger Geschichte möglichst lebendig und abwechslungsreich darstellen, denn genau so war sie auch", sagt die Erzählkünstlerin Peggy Hoffmann.

Und so erfahren die Zuschauer, dass der große Walzerkönig Johann Strauß (Sohn) wegen eines "gschlamperten Verhältnisses" für ein Jahr nach Coburg zog, um seine dritte Frau Adele heiraten zu können. Beide wurden dafür "Coburger Bürger" und blieben es auch bis an ihr Lebensende. Aus dem 19. Jahrhundert reist Suse nur wenige Jahrzehnte zurück und wird zu einem weiteren herausragenden Künstler nach Hause gerufen. Was sie dort aus den Leinentüchern waschen soll, entsetzt sogar die eingefleischte Waschfrau: "Alles kriege ich aus dem Linnen, Bratenfett, Schlamm und Pech - aber Vogelscheiße?", klagt sie halb belustigt und erzählt, dass der Orientalist, Dichter und Sprachgelehrte Friedrich Rückert auch ein Herz für Tiere hatte. Als Schwalben in einem der Zimmer im Wohnhaus in Neuses brüteten, ließ er über das Inventar Tücher spannen, um die Vögel nicht zu stören.

Ernst wird es erst, als Suse im 15. Jahrhundert schmutzige Wäsche säubert und unter Herzog Casimir und seinen Steuern und Verfassungen leidet. In einem Zwiegespräch mit dessen erster Ehefrau Anna von Sachsen, die der Herzog nach angeblichen Ehebruch im Kloster Sonnefeld einsperren ließ, werden seine Errungenschaften für die Stadt, aber auch seine Prunksucht und sein Hexenwahn thematisiert. Schnell ist die abwechslungsreiche Geschichtsstunde vorbei. Für Suse gibt es von den - zur samstäglichen Mittagsstunde - leider nur spärlich erschienen Zuschauern tosenden Applaus.

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Die nächsten Vorführungen: Samstag, 27. Mai, von 13 bis 14 Uhr und 17 bis 18 Uhr, Münchner Hofbräu, Coburg. Eintritt 9,90 Euro. Weitere Informationen unter: veranstaltungen.coburg-rennsteig.de/details/veranstaltung/coburgs-kronjuwelen/datum/18965.html