In unseren Küchen stehen intelligente Kühlschränke. Auch machen wir uns darauf gefasst, bald in Autos zu kutschieren, die klug genug sind, sicherer zu fahren als wir selbst. Kein Wunder, dass wir uns längst herablassen, mit toter Materie zu parlieren. Zwar füllt der Schreiber dieser Zeilen seinen dummen Kühlschrank immer noch nach eigenem, unzuverlässig menschlichem Gutdünken. Doch er scheut sich nicht, mit der Rhetorik seines Radiogeräts in Konkurrenz zu treten: Schon wiederholt nannten Ehefrau und Töchter ihn verrückt, weil er dem Kaffeesatzleser der Wettervorhersage widersprach oder mit den Reportern eines Fußballspiels protestierend bockte. Kein Smartphone, doch immerhin ein Handy nennt er sein Eigen, kann's aber bis heute, ähnlich wie als Kind mit dem Ohr am Schnur-Telefon, kaum fassen, wenn die Sprachbox der Telekom mit einer Menschenstimme zu ihm redet. Dass einst die Babypuppe eines Mädchens aus der Nachbarschaft "Mama" und "Papa" äußern konnte, verblüffte ihn als Knaben indes kaum: Bei aufgeklapptem Rücken offenbarte das Körperchen eine Art Mini-Plattenspieler. Hingegen irritierten ihn unlängst Medienberichte über Geräte, Computer und Maschinen, die alsbald "in den Alltag einziehen" sollen, um - "ständig horchend, natürlich sprechend" - immer triftiger "auf Zuruf" zu reagieren. Mit Mädchen hat man's da auch als Erwachsener zu tun: Sympathisch Alexa und Cortana, Siri oder Viv heißen die Spracherkennungssysteme, deren seelenlose "Konversationsfähigkeit" behände einer täuschend echten Vollendung zustrebt. Lieber hält es da der Schreiber dieser Zeilen mit den Kindermärchen der Brüder Grimm: Wenn der Spiegel der bösen Stiefmutter redselig darauf beharrt, Schneewittchen bei den sieben Zwergen sei "tausend Mal schöner" als sie, so mag einen ein wenig wohlig gruseln. Aber die Botschaft ist nicht zu widerlegen, und die Wahrheit findet in sicherer Entfernung statt: hinter den sieben Bergen der Fantasie.