Dass nicht einmal fünfzig Meter hinter ihr der Hass dröhnt, hält Ulrike Polster nicht ab. Tief und laut wummern die Bässe zu dem Wiesenstück herüber, auf dem sie steht. Das Gras ist noch feucht vom Regen, der immer wieder fällt. Und es ist grün. So wie viele der Absperrgitter der Polizei, die zwischen Polster und dem Ursprung des Hass-Bass’ stehen, die aber eben nicht verhindern können, dass der Neonazi-Rock aus dem Zelt hinaus, eben bis hinüber zu der Frau mit dem dunklen, kurzen Haar dringt.

Polster betet trotzdem. „Herr, unser Gott, stärke die Menschen, die sich für Mitmenschlichkeit einsetzen“, sagt sie. „Segne alle, die heute ihre Fantasie und Kraft einsetzen, um friedlich gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren.“

Dann singt sie. Gemeinsam mit der Handvoll älterer Männer und Frauen, die mit ihr nicht einmal fünfzig Meter neben dem Festival-Gelände der Neonazis stehen, im feuchten Gras, das so grün ist wie die Absperrgitter der Polizei. Der Hass-Bass wummert weiter. Sie singen einen Choral.