Coburg - 2015 ist das Dutzend voll: Zum zwölften Mal spielt in Coburgs Kulturwelt die Literatur fünf Tage lang die Hauptrolle. Beim Roman-Marathon in der Reithalle habe man den Schwerpunkt auf jüngere Autoren gelegt, erläutert Alois Schnitzer, Sprecher des Organisationsteams aus dem Coburger Literaturkreis, dem Landestheater, der Volkshochschule und der Buchhandlung Riemann. Zum Auftakt wird Sabine Kray ihr opulentes Romandebüt "Diamanten Eddie" vorstellen. Die Berliner Autorin zeichnet darin ein zeitgeschichtliches Porträt der (Nach-)Kriegsjahre bis in die 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Vorlage für die Hauptfigur Eddie, der als 15-Jähriger das Kriegsende in einem polnischen Lager als Zwangsarbeiter überlebt und danach eine Karriere als Diamanten- und Pelzdieb macht, lieferte der Großvater der Autorin. "Man kommt gar nicht mehr weg von diesem Buch", schwärmt Oskar Ohler vom Organisationsteam.

Anschließend wird Christoph Peters aus seinem jüngsten Buch "Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln" lesen. Darin beschreibt der Autor eine Geschichte, die einen japanischen Ofenbaumeister in Ostholstein ereilt. Christoph Peters begann als bildender Künstler; mit Romanen wie "Stadt, Land, Fluss" und "Wir von Kahlenbeck" war der preisgekrönte Berliner bereits sehr erfolgreich. "Sushi mit Bratkartoffeln und Altbier - das ist eine amüsante Begegnung der Kulturen, die aber auch zum Nachdenken über Klischees anregt", beschreibt Dr. Reinhard Heinritz das Buch.

In ihrem Roman "Zum Meer" entführt die in Würzburg geborene und in Jena lebende Kathrin Groß-Striffler in die Gedankenwelt einer ungewollt zur Mutter gewordenen Zwanzigjährigen. Diese ist mit der Sorge um ihre kleine Tochter überfordert - und hin- und hergerissen zwischen Liebe und Freiheitsdrang. Nach Worten Norbert Bergers vom Organisationsteam sei "Zum Meer" ein Buch, das "unter die Haut geht"; nicht zuletzt durch die Erzählperspektive, die den Leser zwischen Sympathie, Ablehnung und sogar Hass für die Hauptfigur schwanken lasse. Für ihren Roman "Die Hütte" erhielt Kathrin Groß-Striffler bereits den Alfred-Döblin-Preis.

Teenager-Eltern dürfen sich auf den Montag freuen. Im Haus Contakt stellt Erfolgsautor Jan Weiler ("Maria, ihm schmeckt's nicht!") sein aktuelles Buch "Das Pubertier" vor. Der Journalist erzählt darin, wie sich seine Tochter Clara in ein pubertierendes, oft anstrengendes, aber weiterhin liebenswertes Wesen verwandelt. "Da hoffen wir natürlich, dass die Bude voll wird", schmunzelt Irmgard Clausen, die sich nach wie vor für "Coburg liest" engagiert.

Ein ungewöhnliches Ambiente erwartet die Literatur-Fans, wenn im Schwurgerichtssaal der Justizbehörden Gudrun Schury und Rolf-Bernhard Essig ein neues Gemeinschaftswerk vorstellen. Unter dem Titel "Schlimme Finger. Eine Kriminalgeschichte der Künste" skizziert das Bamberger Autoren-Paar Künstler, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Eher unrühmliche Rollen spielen dabei Karl May oder Friedrich Schiller - die Liste reicht bis zu Mördern wie dem Renaissance-Komponisten Gesualdo und dem florentinischen Bildhauer Cellini. Als musikalische Besonderheit präsentiert die Coburger Kantorei unter der Leitung von Stadtkantor Peter Stenglein dazu ein "Ave Maria", das Karl May komponiert hat.

Am Mittwoch dann öffnen Coburger Bürger nun schon zum achten Mal ihre privaten Wohnungen für Schauspieler aus dem Ensemble des Landestheaters, die aus ihren Lieblingsbüchern lesen. "Die kleinste Location bietet gerade mal drei Plätze, die größte 26", berichtet Dr. Dirk Olaf Hanke vom Landestheater. Weil kurzfristig jemand abgesprungen sei, suche man auch noch nach einem weiteren privaten Lese-Ort. Zum ersten Mal stehe auch die Wohnung des Intendanten mit auf der Liste.

Zum Abschluss erwarten die Organisatoren in St. Augustin den Literaten Michael Köhlmeier zu einer Autoren-Gala. "Fast wäre die Veranstaltung wegen einer Preisverleihung an den Autor, die bis dato aber noch geheim ist, geplatzt", verrät Irmgard Clausen. Aber: "Er kommt und freut sich!" Köhlmeiers opus magnum "Abendland", aber auch Romane wie "Madalyn" und "Die Abenteuer des Joel Spazierer" oder der Gedichtband "Der Liebhaber bald nach dem Frühstück" wurden von der Kritik gefeiert - ebenso sein jüngstes Werk "Zwei Herren am Strand". Es ist die Geschichte der Freundschaft zwischen Charly Chaplin und Winston Churchill, die beide gegen Depressionen kämpfen - und gegen Hitler.

"Coburg liest" - das Programm

18. April , 19 Uhr, Theater in der Reithalle: Roman-Marathon mit

Sabine Kray, Christoph Peters und

Kathrin Groß-Striffler; im Anschluss Gesprächsrunde;

20. April , 20 Uhr, Haus Contakt, Untere Realschulstraße 3: Jan Weiler: "Das Pubertier und andere Geschichten";

21. April, 20 Uhr, Justizbehörden, Schwurgerichtssaal, Ketschendorfer Straße 1: Sachbuch-Abend mit Gudrun Schury und Rolf-Bernhard Essig:

"Schlimme Finger. Eine Kriminalgeschichte der Künste";

22. April, 20 Uhr: Literatur in den Häusern der Stadt, Einlass 19 Uhr;

23. April , 20 Uhr, Gemeindezentrum St. Augustin, Großer Saal: Autoren-Gala mit Michael Köhlmeier.