Bamberg/Hof - Wer kann schon von sich behaupten, Kaiser Heinrich II. oder Hildegard von Bingen begegnet zu sein? Niemand! Bis auf Johanna und Benedikt. Sie haben es geschafft, diesen beiden großen Persönlichkeiten der Kirchengeschichte nahe zu kommen - und sie sind Kinder des 21. Jahrhunderts. Wer das nicht glaubt, sollte das Buch "Johanna, Bene und die Rätsel des Bamberger Doms" lesen, denn dort werden diese unglaublichen Begegnungen sehr genau und sehr lebendig beschrieben.

"Lissi tintet"

Es sind Begegnungen, die sich die 16-jährige Lea Stühlmeyer aus Hof ausgedacht und in ihrem neuesten Buch, das jetzt passend zum 1000-jährigen Domjubiläum erschienen ist, niedergeschrieben hat. "Die Idee dazu hatte ich in den letzten Sommerferien," erzählt die junge Autorin. Damals habe sie vor allem auch durch ihren Vater, den Hofer Dekanatsmusiker Dr. Ludger Stühlmeyer, einiges von den Vorbereitungen zum großen Jubiläum in diesem Jahr - der Bamberger Dom wurde vor 1000 Jahren geweiht - mitbekommen. "Und nachdem ich gerne Geschichten schreibe und mich vor allem auch für Geschichte interessiere, habe ich angefangen zu recherchieren," so die 16-Jährige. Sie hat mit "Lissi tintet vor sich hin und andere Geschichten" bereits ein Buch publiziert, für das eine Fortsetzung geplant ist.

Einen großen Stapel von Büchern hat sie gelesen, sich im Internet informiert und mit ihren Eltern über das Projekt gesprochen, so dass Lea Stühlmeyer am Ende viel Material beisammen hatte. "Konkret geschrieben habe ich dann etwa ein halbes Jahr," erzählt sie und fügt fast schon entschuldigend hinzu: "Ich hatte ja auch noch Schule."

Ausflug ins Museum

Die Geschichte von Johanna und Bene, den Hauptfiguren des neuen Buches, ist schnell erzählt. Sie unternehmen zusammen mit ihrer Klasse 4 b einen Ausflug ins Bamberger Dommuseum. Dort kaum angekommen, beginnt für die beiden eine spannende Zeitreise ins Jahr 1020, als Johanna - natürlich verbotener Weise - den Sternenmantel berührt. Und noch zweimal begeben sich die beiden auf eine Zeitreise und landen dabei in den Jahren 1112 und 1628. Dabei "begegnen" sie Bischof Otto von Bamberg sowie Hildegard von Bingen und landen in der Zeit der Hexenverfolgung in Bamberg unter Bischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim. Auf ihren Zeitreisen lösen Johanna und Bene einige Rätsel des Bamberger Doms, lernen viel über dessen Geschichte und kommen am Ende dann wieder zurück in die Gegenwart.

Warum sie ausgerechnet die drei Stationen für die Zeitreise gewählt hat, kann Lea Stühlmeyer schnell erklären. "Der Bamberger Sternenmantel hat mich schon früh fasziniert, ebenso Heinrich II. Da meine Mutter über Hildegard von Bingen promoviert hat, habe ich natürlich auch viel über sie erfahren. Das Thema Hexenverfolgung haben wir in der Schule behandelt, und ich habe viel darüber gelesen."

Autobiographische Züge - die gibt es in dem Buch nicht. Lea ist nicht Johanna, und auch einen "Benedikt" gab es nicht unbedingt. "Ich habe die beiden Typen nicht aus meinem Leben kopiert," sagt die 16-Jährige. "Aber ich habe immer noch Bezug zu der Altersgruppe und kann mich gut an die Zeit erinnern, als ich so alt war wie Johanna und Benedikt."

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Lea Stühlmeyer: "Johanna, Bene und die Rätsel des Bamberger Doms", mit Illustrationen von Myriam Dostal, DeBehr, Radeberg 2012, Preis: 9,95 Euro, ISBN 978-3-941758-90-2.

Zur Person: Lea Stühlmeyer

Lea Stühlmeyer wurde 1996 in Hof an der Saale geboren. Im Alter von sechs Jahren begann sie eine Ausbildung in Gesang- und Sprecherziehung am Theater Hof. Nach ersten öffentlichen Auftritten in Bamberg, Hof und Melle (Bistum Osnabrück) sang sie im April 2007 die Uraufführung einer Papst Benedikt XVI. zum 80. Geburtstag gewidmeten Komposition.

Im Alter von zwölf Jahren schrieb Lea Stühlmeyer eine Serie von 52 Geschichten zu Lissi, einem kleinen Mädchen, das die Welt um sich herum entdeckt. Der erste Band erschien 2011 im Verlag DeBehr.

Mit "Johanna, Bene und die Rätsel des Bamberger Doms" entstand anlässlich des 1000-jährigen Bamberger Domjubiläums 2012 ein Zeitreisekrimi, bei dem zwei Kinder anlässlich eines Schulausflugs die Geschichte des Bamberger Kaiserdoms in der Zeit Kaiser Heinrich II. über Hildegard von Bingen bis zur Hexenverfolgung erleben. Der Domkustos und Leiter der Hauptabteilung Kunst und Kultur, Domkapitular Norbert Jung, öffnete ihr zur Erstellung des Plots im Sommer 2011 das Archiv des Bamberger Diözesanmuseums.

Eine weitere Publikation entstand im Sommer 2012 zum Thema "Schule ohne Rassismus", einem Projekt des Schiller-Gymnasiums-Hof. Auslöser für diese Publikation war der Aktionstag "Hof ist bunt" am 1. Mai dieses Jahres. Das Buch vereinigt Berichte, beispielsweise über ein neunjähriges Mädchen, das 1938 die Torarollen der zerstörten Synagoge in Hof rettet, oder einen Musikdirektor der Hofer Symphoniker, der sich weigerte, Nationalsozialisten in sein Orchester aufzunehmen.

Lea Stühlmeyer ist Stammautorin bei einer Zeitschrift für erlebbare Geschichte. Sie ist Schülerin des Schiller-Gymnasiums Hof. Ihre Eltern sind die Autorin und Wissenschaftlerin Barbara Stühlmeyer und der Hofer Stadt- und Dekanatskantor Ludger Stühlmeyer.