HSC Coburg Coburg für Kieler erneut eine Reise wert

Mit 30:25 bezwingt der deutsche Handball-Rekordmeister den abgestiegenen HSC Coburg in einem munteren Testspiel. 1596 Zuschauer haben in der HUK-Arena ihren Spaß. Autogramme der neuen Spieler sind besonders begehrt.

 
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Coburg - Auch nach dem Abstieg der Coburger Handballer aus der 1. Bundesliga gehört die Vestestadt offenkundig weiter zu den besten Adressen auch für die Top-Klubs der Nation. Wie bereits in den vergangenen beiden Jahren, unternahm der deutsche Rekordmeister THW Kiel erneut einen Abstecher aus seinem Trainingslager in Herzogenaurach auf die Lauterer Höhe. Die Fans waren dankbar. Trotz Ferien und Urlaubszeit waren 1596 Zuschauer, und damit rund 400 mehr als im Vorjahr - in die HUK-Coburg Arena gekommen, um den Weltstars bei den "Zebras" bei einer Autogrammstunde wieder ganz nah zu kommen, aber auch um die Heimpremiere der Coburger Neuzugänge Felix Sproß, Petr Linhart, Tobias Varvne und Jakob Knauer mitzuerleben.

Deren Autogramme auf Poster und Shirts, oder auch Selfies mit dem Smartphone, waren während des halbstündigen "Kundendienstes" nicht minder gefragt als die der Hochkaräter aus dem hohen Norden. "Autogramme schreiben macht großen Spaß. Weit mehr als harte Konditionsarbeit im Trainingslager", strahlte Felix Sproß, Coburger Neuzugang auf Linksaußen. Ansporn für ihn und seine Kollegen, möglichst schnell den angepeilten Wiederaufstieg zu schaffen und den Bekanntheitsgrad weiter zu steigern. Auf rund 250 Unterschriften schätzte er sein Pensum am Mittwochabend, in etwa die gleiche Zahl nannte sein Nachbar am langen Tisch, Torwart Oliver Krechel, als Sympathieträger üblicherweise besonders im Fokus der Fans.

Nachdem der HSC in den bisherigen Freundschafts-, Pokal- und Ligaspielen oft nah dran gewesen war, hatten einige auf Gastgeber-Seite insgeheim auf ein erstes Erfolgserlebnis gehofft, doch der Traum platzte schnell. Die Mannschaft von Trainer-Fuchs Alfred Gislason legte von Beginn an engagiert los und siegte am Ende verdient mit 25:30 (11:16).

HSC ohne Drei

Während bei den Gästen Nationalspieler Patrick Wiencek wegen einer schwereren Verletzung am Auge aus einem Testspiel als Kreisläufer fehlte, fehlten bei den Hausherren neben Romas Kirveliavicius diesmal auch Rechtsaußen Florian Billek (Blockade der Halswirbelsäule) und Tom Wetzel (Hüftproblematik aus der vergangegen Saison), die noch geschont wurden. Der neue schwedische Mittelmann Tobias Varvne durfte hingegen beim HSC von Beginn an ran. Seine Rückenprellung vom Turnier in Bad Hersfeld ist überwunden.

HSC-Cheftrainer Jan Gorr ließ Oliver Krechel im Tor, Stefan Lex auf Rückraum-Rechts, Tobias Varvne als Mittelmann, Lukas Wucherpfennig Wucherpfennig auf Rechtsaußen, Felix Sproß auf Linksaußen, Sebastian Weber am Kreis und Philipp Barsties auf Rückraum-Links beginnen, bei Angriffen wechselte Till Riehn mit Barsties. Im Angriff war noch einiger Sand im Getriebe, Lex und Varvne agierten anfangs etwas glücklos. Zudem bekam die Abwehr bei den Kieler Tempogegenstößen keinen Zugriff, so dass der THW in der 13. Minute mit 10:5 führte. Beim Stand von 6:10 (15.) versuchte Jan Gorr sein Team in einer Auszeit wachzurütteln. Ab der 20. Minute (7:12) schlich sich auch beim Rekordmeister etwas "Schlendrian" ein. Mit einem Drei-Tore-Lauf kam Coburg auf 11:14 heran, wobei die beiden Youngsters Benedikt Kellner - ihm gelang ein schöner Rückraum-Treffer - und Jakob Knauer - er überwand Niklas Landin energisch von Rechtsaußen - Beifall einheimsten. Doch die "Zebras" fanden Antworten, mit 11:16 ging es in die Pause.

Der HSC startete mit derselben Anfangsformation wie zu Beginn auch in die zweite Hälfte. THW-Coach Gislason brachte den deutschen Nationaltorwart Andreas Wolff für Landin und seinen Neuzugang vom HC Erlangen, Ole Rahmel, auf Außen, der sich dann auch gleich mit dem Treffer zum 13:17 (33.) bedankte. Besonders auffällig in Reihen des Gastgebers agierten bis Mitte der zweiten Halbzeit Keeper Oliver Krechel mit einigen gute Paraden und Felix Sproß, der drei Siebenmeter gegen Wolff verwandelte. Mit einem Doppelpack zum 15:20 (39.) - ein herrlicher Lupfer von THW-Linksaußen Emil Öfors - und zum 15:21 (40.) zog der Gast die Zügel wieder an.

Ein Raunen ging durch die Halle, als die Kieler ein wenig zu zaubern versuchten. Allerdings zielte Rahmel nach einem Kempa-Trick in der 46. Minute knapp über das HSC-Gehäuse. Wie überhaupt viele Bälle auf beiden Seiten zu hoch angesetzt waren. Da bleibt bis zum Saisonstart noch einige Arbeit für beide Coaches.

Als auch die Kieler etwas müde zu werden schienen, sorgten Jan Kulhanek mit einem gegen Marko Vujin gehaltenen Siebenmeter und Stefan Lex mit einem Kracher zum 20:24 für wieder mehr Stimmung im Hallen-Oval. In der Schlussphase setzten nochmals Rahmel beim THW und Dominic Kelm mit zwei schönen Toren für die Vestestädter Akzente.

Dass es nur eine einzige Zwei-Minuten-Strafe gab, zeigt, wie fair und freundschaftlich es zuging. Diese holte sich in der letzten Minute Routinier Christian Zeitz ab, nachdem er sich noch einmal mit HSC-Kreisspieler Markus Hagelin beharkt hatte.

Coburgs Trainer Jan Gorr war insgesamt zufrieden mit dem Auftritt seines Teams, auch wenn er noch Luft nach oben sieht: "Es war ein wechselhaftes Spiel von unserer Seite. Man hat bei beiden Mannschaften gesehen, wo es hingehen soll. Aber es gibt in dieser Phase der Vorbereitung eben auch noch Phasen, in denen nicht alles passt. Wir haben schon vor dem Spiel gesagt, dass es extrem cool ist, gegen Kiel zu spielen. Man kann so viel heraus nehmen, weil sie so viele Sachen präzise spielen", freute sich der Taktik-Tüftler über weiteres Analyse- und Lehr-Material.

Statistik

HSC 2000 Coburg: Jan Kulhanek, Patryk Foluzsny, Oliver Krechel - Philipp Barsties, Markus Hagelin, Lukas Wucherpfennig (2), Felix Sproß (4/4), Dominic Kelm (5), Petr Linhart (1), Sebastian Weber (4), Stefan Lex (2), Benedikt Kellner (1), Till Riehn (3/1), Jakob Knauer (1), Tobias Varvne (2), Tom Wetzel. - Trainer: Jan Gorr.

THW Kiel: Niklas Landin, Andreas Wolff - Sebastian Firnhaber (4), Steffen Weinhold (1), Christian Dissinger (1), Niclas Ekberg (1), Christian Zeitz (1), Emil Frend Öfors (4), Ole Rahmel (4), Rune Dahmke (2), Mika Zarabec (2/1), Marko Vujin (5/1), Nikola Bilyk (5), Lukas Nilsson. - Trainer: Alfred Gislason.

Spielfilm: 1:2 (2.), 2:4 (5.), 4:8 (9.), 5:9 (12.), 6:10 (15.), 6:12 (19.), 9:13 (23.), 11:14 (27.), 11:16 - 13:16 (32.), 15:20 (39.), 17:22 (42.), 17:24 (44.), 19:24 (47.), 21:24 (49.), 24:27 (57.), 25:29 (59.), 25:30. - SR: Carsten Hehn/Jan Tauchert.

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