Kronach Andacht unter dem Sternenhimmel

Sabine Raithel
Nur mit verschiedenen Weißtönen arbeitet Frank Wunderatsch bei seiner reduzierten Installation in der Stadtpfarrkirche. Damit wolle er einen Ort der Ruhe schaffen, der zum Verweilen und Entspannen einlädt - als Gegenpol zu anderen, grell-bunten Inszenierungen, sagt der 27-Jährige. Foto: Frank Wunderatsch

Frank Wunderatsch zaubert mit profaner Christbaumbeleuchtung ein Lichtermeer in die Stadtpfarrkirche. Mit der reduzierten Installation will er einen Ort der Ruhe schaffen.

 
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Kronach - "Wer sagt, dass aus etwas ganz Profanem, vielleicht sogar Hässlichem oder Kitschigem, durch den richtigen Einsatz nicht etwas Wunderschönes, ja Kunst werden kann?", postuliert Frank Wunderatsch. Stellt sich die Frage: Was ist Kunst? Eine einfache Definition besagt, dass Kunst eine wesentliche Ausdrucksform für Gefühle und Gedanken ist, die den Menschen bewegen. Kunst ist nicht unbedingt das, was Kritiker und Spekulanten für wertvoll und handelbar halten, sondern vielmehr das, worin der Künstler ein Stück von sich selbst gegeben hat; sei es ein großes oder ein eher bescheidenes Werk. Es ist immer Ausdruck einer expressiven Schaffenskraft und des Bedürfnisses, sich mitzuteilen. Es geht darum, was den Schöpfer des Werkes bewegt und den Betrachter in irgendeiner Weise - mehr oder weniger - angenehm berührt, ihn beglückt oder bestürzt.

Aus dem Rahmenprogramm

Samstag

19.30 Uhr. Hauptbühne: Mywood Band (Acoustic Rock);

19.30 Uhr, Bühne am Salzturm: Toni Bulluk (Crooner, Balladensänger, Stimmvirtuose, Scatter);

20 Uhr, Stadtpfarrkirche: Actus tragicus", Kirchenkonzert der Berufsfachschule für Musik;

21 und 22 Uhr, Innenhof Rathaus: Live Act am Lichtpunkt der Siegmund Loewe Realschule;

Sonntag

19.30 Uhr, Hauptbühne: Dusty Dixx (Rock unplugged);

19.30 Uhr, Bühne am Salzturm: Wilder Pilger (klassischer Songwriter und Gitarrist);

20 Uhr, Stadtpfarrkirche: "Vom Saitensprung zum Trommelwirbel", Gitarren- & Percussionensemble der Berufsfachschule für Musik;

21 und 22 Uhr, Innenhof Rathaus: Täglich Live Act am Lichtpunkt der Siegmund Loewe Realschule.

Vom Studenten zum Dozenten

Frank Wunderatsch steht beispielhaft dafür, was "Kronach leuchtet" und insbesondere die studentischen Workshops für angehende Designer tun können. War der Student bisher Teilnehmer bei den Workshops, hat er in diesem Jahr bereits als Dozent einen eigenen Workshop zum Thema "Licht verbindet" geleitet. Der wurde vom Kulturfonds Bayern gefördert. Teilgenommen haben Studenten aus Coburg, Würzburg und Münchberg. Dabei ging es um den gemeinsamen Schaffensprozess von Lichtkunst. Entstanden ist ein mehrteiliges, interaktives und wabenförmiges Lichtobjekt am Kriegerdenkmal an der Festungsstraße.

Und genau das gelingt Frank Wunderatsch auf sehr eindrucksvolle Weise. Mit profanen Lichtnetzen, die in den vergangenen Jahren als Weihnachtsbaum-Beleuchtung modern geworden sind, hat er einen Sternenhimmel in die Kronacher Stadtpfarrkirche gezaubert. "Eigentlich sind diese Netze fürchterlich kitschig. Aber durch die große Menge an Leuchtkörpern, die wir eingesetzt haben, und die Art der Hängung haben wir etwas grundlegend Neues und - wie ich meine - Wunderschönes, Berührendes geschaffen." Eine reduzierte Installation als Gegenpol zu anderen, oft grell und bunt leuchtenden Inszenierungen.

25 Lichternetze mit insgesamt 20 000, in warmem Weiß glitzernden Leuchtkörpern hat Wunderatsch in Form eines bewegten Sternenmeeres im Kirchenschiff verteilt. Wer bisher bei der Andacht die Augen gesenkt hatte, der wird vielleicht jetzt den Blick nach oben richten, auf die Netze. Diese stehen gleichsam für Verbundenheit. Ein schöner, symbolkräftiger Gedanke, insbesondere an einem Ort wie diesem, an dem viele Menschen zusammenkommen.

Frank Wunderatsch beteiligt sich heuer zum zweiten Mal an dem Lichtevent "Kronach leuchtet". Bereits 2016 hatte er die Besucher mit seiner interaktiven Lichtinstallation "Luma" in der Alten Markthalle begeistert. Der 27-jährige Helmbrechtser, der seit vielen Jahren als Fotograf für die Neue Presse tätig ist, studiert in Würzburg Kommunikationsdesign. Hier hat er sich auf Fotografie und interaktive Medien spezialisiert.

In seiner Bachelor-Arbeit, die derzeit am Entstehen ist, beschäftigt er sich mit der "Experimentellen Weiterentwicklung von Informationssystemen". "'Kronach leuchtet' ist für mich nicht nur ein Ort, an dem ich mich kreativ austoben kann. Es ist auch eine Möglichkeit, praktische Forschung zu betreiben und mich mit Experten auszutauschen. Die Kenntnisse und Erfahrungen, die ich hier sammle, fließen unter anderem in meine Bachelor-Arbeit mit ein", sagt Wunderatsch.

Erst zweidimensionale Platte, dann dreidimensionale Kunst: Dass er nicht nur konzeptionell, sondern auch handwerklich begabt ist, zeigt der junge Designer mit seinen Lampeninstallationen in der Festungsstraße. Mittels CNC-programmierter Laser-Cut-Technologie hat er aus zweidimensionalen Pappelholz-Platten hochpräzise und flexible Gitterkonstruktionen geschaffen und zu zwei Meter hohen, runden Säulen geformt. Durch geschickte Beleuchtung sorgen die Lampen nicht nur für Helligkeit, sondern auch für einen spannenden Schattenwurf.

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