Coburg Ein Musical-Star im Tauchanzug

Iris Kroon-Lottes

Schüler des Albertinums haben am Montag eine tolle Premiere von "Am Samstag kam das Sams zurück" auf die Heldritter Waldbühne gezaubert. Sogar der Autor war zu Gast.

 
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Coburg - Herr Taschenbier kann es kaum erwarten. Montag, Dienstag, Mittwoch liefen ganz nach Plan, aber am Donnerstag will einfach kein Gewitter aufziehen. Also schlägt er kurzerhand zwei Kochtöpfe aneinander, um ein Donnerwetter auszulösen. Dass ihn seine Vermieterin Frau Rotkohl nicht zum ersten Mal für ein bisschen verrückt hält, nimmt er dabei gerne in Kauf. Denn Herr Taschenbier wünscht sich nur eins: Das Sams soll endlich wieder in sein Leben treten.

Und tatsächlich: Schon bald watschelt das freche, liebenswürdige Wesen im blauen Tauchanzug mit dickem Bäuchlein, lustiger Rüsselnase und feurig rotem Wuschelkopf zwischen die Bäume auf der Waldbühne in Heldritt und lässt sich von seinem "Papa Taschenbier" in die Arme schließen. Dazu singt der Unterstufenchor des Albertinums das Lied vom Wünschen, denn das Sams hat jede Menge Punkte mitgebracht, mit denen es jeden Wunsch erfüllen kann. Spätestens jetzt sind die Zuschauer in der Geschichte angekommen, die so viele Erwachsene selbst als Kind verschlungen oder dem eigenen Nachwuchs vorgelesen haben.

Es ist ein herausragendes, aufwendig inszeniertes Musical-Projekt, das sich die 50 Schüler aus den sechsten und siebten Klassen des Gymnasiums Albertinum ausgesucht und unter der Leitung von Theaterlehrerin Heike Stelzner umgesetzt haben. Die Mitglieder der Theatergruppe kümmerten sich dabei um alles selbst: Sie entwickelten die Choreografie, das Bühnenbild, die Kostüme und organisierten die Technik. Mit Pauls Maars Bühnenversion "Am Samstag kam das Sams zurück", zu der Rainer Bielfeldt die Musik geschrieben hat, verzauberten die jungen Schauspieler und der Unterstufenchor bei ihrer Premiere am Montagabend ihr Publikum im gut gefüllten Zuschauerraum der Waldbühne Heldritt.

"Bing" sagt das Sams, gespielt von Emilia Klötzer, und schon geht wieder ein Wunsch in Erfüllung. Mit viel Einfühlungsvermögen für das quirlige und manchmal recht respektlose Wesen im Tauchanzug, schafft es die talentierte Nachwuchsschauspielerin, ein Sams auf die Bühne zu bringen, das der Geschichte gerecht wird. Es watschelt und lacht, gestikuliert wild und wird vortrefflich von seinem Papa Taschenbier in Zaum gehalten. Den verkörpert Johanna Langhoyer, die gekonnt die männliche Hauptrolle ausfüllt. Auch die Vermieterin Frau Rotkohl (Talisa-Marie Schrickel), bezaubernd mit Lockenwicklern im Haar, und sein bester Freund Herr Mon (Pauline Sehn) samt Papagei (Hannah Schröpfer) sind mit von der Partie.

Und natürlich bringt das vorlaute, manchmal recht aufmüpfige Sams auch auf der Waldbühne das geordnete Leben seines geliebten Papas durcheinander. Dank seiner blauen Wunschpunkte im Gesicht und einer Wunschmaschine, die Herr Taschenbier auf dem Speicher versteckt hat und die sich mit viel Rauch in Bewegung setzt, landen beide in fremden Häusern und machen sogar Urlaub auf einer einsamen Südseeinsel.

Inhaltlich führen "Kalenderblätter", die die Woche mit dem Sams symbolisieren, unterhaltsam durch das Stück. Der wunderbare Unterstufenchor, der unter der Leitung von Claudia Habram alle Lieder einstudiert hat und musikalisch von Erik Konietzko am Klavier unterstützt wurde, untermalt die einzelnen Szenen. So wird kurzerhand aus dem Chor auf der Trauminsel im Meer, zu der sich das Sams und Herr Taschenbier gewünscht haben, eine Touristengruppe, die rappend den "Sonnenbrand am Südseestrand" besingt.

Am Schluss sind die Hauptdarsteller nach vielen wunderbar skurrilen Situationen wieder zu Hause. Und endlich geht Herrn Taschenbiers größter Traum in Erfüllung - das Sams darf für immer bei ihm bleiben, was mit dröhnendem Applaus der Zuschauer belohnt wurde.

Sogar Paul Maar, dessen Geschichten über das zauberhafte Fabelwesen schon in 14 Sprachen übersetzt wurden, war eigens aus Bamberg angereist: "Das Sams wird nicht so oft als Musical auf die Bühne gebracht, und es ist immer schön zu sehen, wie Kinder die Geschichte umsetzen. Ich wollte mir das unbedingt anschauen", erklärte der Schriftsteller und Illustrator, der von seinen kindlichen Fans regelrecht belagert wurde und in der Pause zahlreiche Autogramme schrieb.

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