Schlettach Wagemutige Fahrer in tollen Kisten

Das erste Schlettacher Seifenkistenrennen wird zu einem großen Erfolg. Die Organisatoren sind überwältigt vom Zuspruch, den die Veranstaltung findet.

 
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Schlettach - Max Schmidt ist der Jüngste der Fahrerinnen und Fahrer, der am Samstagnachmittag beim Schlettacher Seifenkistenrennen an den Start geht. Seinen "Rennwagen" hat sein Großvater Peter Schmidt gebaut, und dabei kamen viele Erinnerungen hoch, wie er berichtet: an eine Seifenkiste, mit der er auf dem Weitramsdorfer Schulweg mit Kumpels fuhr, an die Seifenkistenrennen in den 1980er Jahren in der Mohrenstraße in Coburg, bei denen er als THW-Helfer dabei war. Und jetzt Schlettach.

Seifenkiste

Der Name Seifenkiste stammt aus den USA und wurde vom Fotographen Myron E. Scott von der Daily News in Dayton, USA, geprägt, als er Jugendliche 1933 beim Basteln von Kinderautomobilen fotografierte. Hierzu verwendeten sie hölzerne Verpackungskisten, in denen Firmen Seifenmittel und Käse an den Einzelhandel lieferten.

Enkel Max macht seine Sache beim Wettbewerb der Backhausfreunde Schlettach gut. Routiniert nimmt er gleich nach dem Start am Berg die Linkskurve am Backhaus und findet die Ideallinie zum Ziel am Ortsende. Vorher hat er natürlich trainiert. Zum Beispiel auf einem Flurbereinigungsweg in Weitramsdorf. Und da war eine Erfahrung wichtig: Man muss eine Seifenkiste mit voller Konzentration lenken. Einmal nicht aufgepasst, und man erreicht nicht das Ziel, sondern landet im Acker.

Ein solches Malheur unterlief am Samstag keinem der neun Fahrerinnen und Fahrer, die beim Schlettacher Seifenkistenrennen an den Start gingen. Die Bergstrecke, auf der drei Wertungsläufe zu absolvieren waren, war mit Strohballen gesichert; für den Fall der Fälle stand ein Team der BRK-Bereitschaft Coburg mit einem Rettungswagen bereit. Eingreifen musste es nicht, es gab keinen Unfall. Die Seifenkisten waren, bevor sie an den Start gehen durften, auf ihre Verkehrstüchtigkeit untersucht worden. Wichtigste Kriterien: Lenkung und Bremse, und für den Fahrer ein Sturzhelm.

Völlig überrascht waren Rainer Schellenberger, Vorsitzender der Backhausfreunde Schlettach, und Lars Rom, "Cheforganisator" des Seifenkistenrennens, von der Zahl der Besucher. "Unglaublich, wie viele Gäste am Samstagnachmittag zu uns nach Schlettach gekommen sind, und das auch noch in der Urlaubszeit. Das hätten wir nie erwartet", freute sich Rom. Für die Kinder, die mit ihren selbstgebauten Seifenkisten am Rennen teilnahmen, war er ebenfalls voll des Lobes: "Ihr macht eure Sache hervorragend."

Das konnte Wolfgang Bauersachs, Bürgermeister der Gemeinde Weitramsdorf, nur bestätigen: "Dass sich Kinder auf diese steile Strecke wagen ist schon bewundernswert." Und das Rennen, die tolle Atmosphäre und die vielen Zuschauer zeigten, was eine funktionierende Dorfgemeinschaft wie die Schlettacher leisten und ermöglichen könne. Die Gemeinde habe die Veranstaltung mit der Sperrung der Ortsdurchfahrt gerne unterstützt.

Gewertet wurde in drei Altersklassen. In der Gruppe der bis Zwölfjährigen siegte Janine Rößler, die mit 30 Sekunden auch die schnellste Tageszeit fuhr, vor Nils Schamberger und Jonas Reißenweber. In der Altersklasse der Sieben- bis Achtjährigen war Constantin Rom der Schnellste vor Lukas Schweda und Stanley Förster. Sieger bei den Fünf- bis Sechsjährigen war Jakob Kunzelmann vor Max Schmidt.

Zur schönsten Seifenkiste des ersten Bergrennens der Backhausfreunde Schlettach gekürt wurde der Rennwagen von Janine Rößler und Lukas Schweda. Max Schmidt kam auf Platz 2, Marlon Keller auf Platz 3. Über diese Reihenfolge musste das Los entscheiden. Die Jury mit Rainer Schellenberger, Vorsitzender der Backhausfreunde Schlettach, Bürgermeister Wolfgang Bauersachs und NP-Redaktions- und Verlagsleiter Wolfgang Braunschmidt hielt die drei Seifenkisten in Design, Technik und Lackierung für gleichwertig.

Als Glücksfee betätigte sich Carmen Nicolai, die Tochter von Joachim Grosch. Der viel zu früh verstorbene Weitramsdorfer Bäckermeister hatte nicht nur die Backhausfreunde bei der Sanierung und Nutzung des historischen Backofens in der Ortsmitte von Schlettach unterstützt (die Neue Presse berichtete), sondern zum zehnjährigen Bestehen des Vereins die Idee für das Seifenkistenrennen geboren. "Schade, dass Joachim Grosch das nicht mehr miterleben durfte", sagte Rainer Schellenberger. Bei den Backhausfreunden denkt man jetzt darüber nach, auch im nächsten Jahr ein Seifenkistenrennen auszurichten. Möglicherweise wird die Altersbegrenzung auf zwölf Jahre aufgehoben und auch eine Seniorenklasse eingeführt. Peter Schmidt hat dafür schon eine Idee: Er könnte sich vorstellen, mit einem Zweisitzer an den Start zu gehen. Er am Steuer, sein Kumpel, mit dem er schon als Schüler Seifenkisten fuhr, als Anschieber.

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