Eine weitere Sache fällt auf: Damit das Mittel richtig wirken kann, müsse die bisherige konventionelle Therapie angebrochen werden. "Da war mir klar, dass das nichts sein kann", berichtet die Coburgerin. Ein paar Zweifel seien aber geblieben: "Es kann ja trotzdem sein, dass wir eine große Chance verpasst haben."
Die Sorge zumindest nimmt ihr Dr. Christof Lamberti, Leiter der Onkologie am Klinikum Coburg. "Nach allem was ich weiß, ist dieses Mittel nicht in der Lage, Krebs zu heilen. Leider werden oft die Ängste und Hoffnungen der Patienten bewusst ausgenutzt."
Viele Pflanzen, darunter auch Cranberry, aber auch die Heidelbeere oder Himbeere, enthalten Wirkstoffe wie Vitamine C und Antioxidantien, die grundsätzlich Tumore bekämpfen können, aber: "Damit das wirkt, müsste man eine ganze Wagenladung voll davon zu sich nehmen", erklärt Lamberti. Sinnvoll seien begleitende und unterstützende Maßnahmen, die zum Beispiel die Nebenwirkungen einer Chemotherapie bekämpfen und das Allgemeinbefunden verbessern. "Das ist ein zusätzliches Angebot, das man wahrnehmen kann, aber nur in Rücksprache mit dem Mediziner", sagt er. Es müsse in jedem Fall geklärt werden, ob es Wechselwirkungen mit anderen Präparaten gibt. Lambertis Mitarbeiter Hauke Lenz, Psychoonkologe, hatte schon Patienten, die ihn auf solche angeblichen Zauberkräuter angesprochen haben. "Oftmals verbreiten die sich über das Internet", erklärt er. Im Hintergrund stünde meist die Verschwörungstheorie, dass die Pharma-Lobby die eigentlich wirksamen Medikamente zurückhält.
Sei die Verunsicherung besonders groß, könne es hilfreich sein, verschiedene Ärzte zu konsultieren, eine Zweit- oder gar Drittmeinung einzuholen. "Auch ein Arzt mit der Zusatzqualifikation für Naturheilverfahren kann ergänzend ein Ratgeber sein", führt er aus. Allerdings solle der Patient alle Therapien immer mit seinem behandelnden Schulmediziner absprechen. "Letztlich hat aber jeder das Recht, an solche vermeintlichen Wundermittel zu glauben. Als Betroffener erscheint es jedoch dann ratsam, so offen zu sein und solche Vorhaben mit den Ärzten zu diskutieren, so dass weiterhin eine möglichst objektive und neutrale Aufklärung möglich ist."