Coburg Kurzarbeit bremst Anstieg der Arbeitslosenzahlen

Auch wenn es mittlerweile viele Lockerungen gibt, bleiben manche Betriebe immer noch geschlossen. Das Kurzarbeitergeld hilft vielen Beschäftigten, die Krise zu überbrücken. Foto: Soeren Stache

Im Juni stieg die Beschäftigungslosigkeit nur um ein Prozent. Die Agentur für Arbeit erwartet aber weitere Zunahme.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Coburg - Die Entwicklung am Arbeitsmarkt war im Juni vornehmlich geprägt von den Folgen der seit einem Vierteljahr andauernden Corona-Krise. Das teilte die Agentur für Arbeit am Mittwoch mit. Die Frühjahrsbelebung habe mittlerweile im gesamten Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg mit etwas Verzögerung spürbar eingesetzt, wenn auch nicht mit der üblichen Dynamik der Vorjahre. Durch die hinzukommende starke Inanspruchnahme der Kurzarbeit kam der bis dato rasante Anstieg der Arbeitslosigkeit nahezu zum Erliegen. Sie erhöhte sich im Juni lediglich um 1,0 Prozent (+134 Personen) auf 13 202 Menschen. Im Mai betrug der Anstieg noch das 4,4-fache (+591 Personen; +1 471 Personen im April).

Coburg - Kronach - Lichtenfels

Stadt Coburg : In der Stadt Coburg erhöhte sich im Juni infolge der Corona-Krise die Arbeitslosigkeit erneut. Der Anstieg verlor im Gegensatz zum Mai um 61,2 Prozent an Dynamik. Die Arbeitslosenzahl vergrößerte sich um 31 Personen (+2,2 Prozent) auf 1 475. Die Arbeitslosigkeit liegt um 339 Menschen oder 30,3 Prozent über dem Vorjahresniveau. Es verloren 16,7 Prozent weniger Personen ihre Beschäftigung als im letzten Jahr. Gleichzeitig fanden 14,4 Prozent weniger einen neuen Arbeitsplatz. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im abgelaufenen Monat um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent. Vor einem Jahr zählte sie 4,9 Prozent.

Landkreis Coburg: Der Landkreis verbuchte ebenfalls einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit aufgrund der Pandemie, jedoch in deutlich kleinerem Ausmaß als im Mai (+118 Personen). Die Arbeitslosenzahl erhöhte sich im Juni lediglich um 0,9 Prozent (+18 Personen) auf 2006. Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der Jobsuchenden um 558 Personen (+38,5 Prozent). Die Arbeitslosenquote beträgt wie im Monat zuvor unverändert 4,0 Prozent (Vorjahr 2,9 Prozent)

Landkreis Kronach: Der Anstieg der Arbeitslosigkeit durch die Folgen von Covid-19 setzte sich auch im Juni fort. Aktuell sind 24 Personen (+1,6 Prozent) mehr arbeitslos registriert als im Mai. Insgesamt 1561 Frauen und Männer sind derzeit von Arbeitslosigkeit betroffen. Das sind 492 (+46,0 Prozent) mehr als vor zwölf Monaten. Die Arbeitslosenquote stagnierte seit dem Vormonat bei jetzigen 4,0 Prozent (Vorjahr 2,8 Prozent).

Landkreis Lichtenfels : Auch hier stieg die Beschäftigungslosigkeit. Der Anstieg fiel jedoch nur halb so groß aus wie im Mai. Ende des Mo-nats waren 1715 Personen arbeitslos gemeldet, die Arbeitslosenquote stieg auf 4,4 Prozent.

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 39,7 Prozent beziehungsweise 3755 Menschen erhöht. 1098 Frauen und Männer wurden entlassen.

Hoher Wert

Die Arbeitslosenquote stieg im Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent. Das ist laut Arbeitsagentur der höchste Juniwert seit zehn Jahren (4,2 Prozent im Juni 2010). Damals ging gerade die Weltfinanzkrise zu Ende. Vor einem Jahr betrug die Quote 2,7 Prozent.

"Die zunehmenden wirtschaftlichen Lockerungen zeigen erste Wirkung", erklärt Brigitte Glos, Leiterin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit flache seit zwei Monaten sehr deutlich ab. Im Juni habe es weniger Entlassungen als vor einem Jahr gegeben. Es werde wieder mehr eingestellt. Die Unternehmen seien bei Auswahlprozessen nicht mehr so zurückhaltend wie in den Monaten zuvor. Brigitte Glos: "Motivierte, flexible Fachkräfte haben zunehmend Chancen."

Die meisten Arbeitsaufnahmen gab es im Juni mit 245 in Produktionsberufen. Im kaufmännischen Bereich waren es 196 Einstellungen, bei Verkehr- und Logistik waren es 136, 13,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Gastronomie- und Lebensmittelbereich wurden 99 Personen eingestellt, 16,5 Prozent mehr als im Vorjahr. In Gesundheitsberufen waren es 83 Menschen, und in Reinigungsberufen 45 Personen.

Seit Beginn der Corona-Krise haben im Agenturbezirk Bamberg - Coburg insgesamt 6758 Betriebe Kurzarbeit für voraussichtlich 96 628 Arbeitskräfte angezeigt. "Wir spüren noch keine Anhaltspunkte, dass die Firmen auf größere Entlassungen umstellen", erklärte Birgitte Glos. Sie setzten auf Kurzarbeit, um die Durststrecke zu überbrücken. Denn spätestens nach Corona würden sie wieder mit der Frage der Fachkräftegewinnung bei schrumpfender Bevölkerung konfrontiert.

Anders als in der damaligen Weltfinanzkrise nutzen viele die Auszeit und qualifizieren ihre Mitarbeiter mit der Unterstützung der Agentur für Arbeit für den in absehbarer Zeit kommenden Aufschwung.

Trotz der ersten positiven Tendenzen rechnet die Agentur-Chefin in den kommenden beiden Monaten mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit, da sich Schulabgänger, Studienabsolventen und nicht übernommene Berufsabsolventen in dieser Zeit vorübergehend arbeitslos melden. Es gebe erste Anzeichen dafür, dass es in diesem Jahr mehr sein werden als in den letzten.

aa/mar

Autor

Bilder