Coburg Coburger Kreistag will Klinik-Neubau

Hier soll das neue Coburger Krankenhaus entstehen: Die Einfahrt zum ehemaligen Bundesgrenzschutzgelände an der Von-Gruner-Straße. Foto: Henning Rosenbusch

Die Richtungsentscheidung fällt einstimmig aus. Landrat Straubel spricht von der größten Baumaßnahme in der Geschichte von Stadt und Landkreis.

 
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Coburg - Der Coburger Kreistag hat am Donnerstagabend die Richtung für die Zukunft der medizinischen Versorgung in der Stadt und im Landkreis vorgegeben. Er sprach sich einstimmig für den Neubau einer Klinik auf dem ehemaligen BGS-Gelände im Norden Coburgs aus. Die Generalsanierung des jetzigen Krankenhauses in der Ketschendorfer Straße fand keinen Befürworter.

Landrat Sebastian Straubel betonte, dass der Kreistagsbeschluss noch keine endgültige Wirkung entfaltet. Zuvor müssten "noch viele weitere Schritte gegangen werden". Dazu gehört die Entscheidung des Stadtrats von Coburg. Sie soll am Donnerstag nächster Woche fallen. Der Landkreis und die Stadt bilden den Krankenhauszweckverband, der Eigentümer der Immobilie ist. Der Betrieb des Krankenhauses liegt hingegen in der Verantwortung des bayerisch-thüringischen Klinikverbunds Regiomed. Zudem sind noch zahlreiche Verhandlungen mit dem bayerischen Gesundheitsministerium und der Regierung von Oberfranken über die Ausgestaltung eines Klinikneubaus sowie staatliche Fördergelder zu führen. Auch der Kauf des Baugrundstücks ist noch nicht abgeschlossen. Das BGS-Areal ist Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima).

Ziel ist es allerdings, den Antrag für die Aufnahme des Projekts in den Krankenhausbedarfsplan noch in diesem Jahr zu stellen, erläuterte Regiomed-Hauptgeschäftsführer Alexander Schmidtke. Nach der "Generalterminplanung", die das Büro PSB Wasner GmbH aus Bad Griesbach aufgestellt hat, könnte das neue Krankenhaus im besten Fall Ende 2029 in Betrieb gehen. Die Gesamtkosten gibt das Büro - Stand Juli 2020 - mit 493,7 Millionen Euro an. Eine Generalsanierung des bestehenden Hauses in der Coburger Südstadt würde 429,5 Millionen Euro kosten, die Bauzeit, die sich in mehrere Abschnitte aufteilt, etwa 15 Jahre erfordern. Trotz des Unterschieds bei den Investitionskosten sei ein Neubau am Ende wesentlich wirtschaftlicher als eine Modernisierung und Erweiterung, so Wasner.

Warum das so ist, erläuterte Alexander Schmidtke. Zuvor betonte er, dass es für Kreistag und Stadtrat nicht allein um die Entscheidung "Sanierung oder Neubau", gehe, sondern auch um die Qualität der medizinischen Versorgung in der Region. Dazu gehöre ein modernes und funktionales Krankenhaus, das an der Ketschendorfer Straße nicht geschaffen werden könne. Seit den 1980er Jahren habe sich an dem Gebäude "nicht viel verändert", in der Medizin dagegen "sehr viel". Heute müssten die rund 1300 Beschäftigten unter erschwerten Bedingungen arbeiten, weil lange Wege zurückzulegen seien und das Krankenhaus einem Labyrinth gleiche, in dem manche Bereiche nur schwer auffindbar seien. Stelle man die Kosten, die allein für den Klinischen Betrieb anfallen, gegenüber - 414,6 Millionen Euro bei der Generalsanierung, 415,9 Millionen Euro beim Neubau - "dann ist es nicht mehr sehr schwierig zu entscheiden", so der Regiomed-Hauptgeschäftsführer. Beim Neubau liege das erreichbare Optimum bei 100 Prozent, was die Wirtschaftlichkeit erhöhe, bei der Erneuerung des jetzigen Standorts bei 65 Prozent, weil einige bauliche Strukturen unveränderlich seien. Zudem sei eine 15 Jahre andauernde Sanierung unter laufendem medizinischem Betrieb Patienten und Mitarbeitern nicht zumutbar.

Nach Abzug der zu erwartenden staatlichen Fördergelder müssen die Klinikum Coburg GmbH sowie der Krankenhauszweckverband für den Neubau jeweils 100 Millionen Euro beisteuern. Kreiskämmerer Manfred Schilling und Regiomed-Finanzbereichsleiter Sebastian Knoch erläuterten, dass - Stand Juli 2020 - der Landkreis über einen Zeitraum von 30 Jahren im Durchschnitt rund 2,4 Millionen Euro pro Jahr für das Krankenhaus zahlen muss. Dieser Betrag muss über die Kreisumlage finanziert werden, belastet also die 17 Städte und Gemeinden im Landkreis zusätzlich. Auf die Stadt Coburg entfielen 1,6 Millionen Euro.

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