Bad Rodach Starkes Signal für Bad Rodach

Stadt und Landkreis beteiligen sich weiterhin am Thermalbad. Allerdings ist das an Bedingungen geknüpft.

 
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Bad Rodach - Kommunalpolitikern in Bad Rodach ist Ende Juni ein Stein vom Herzen gefallen. Der Coburger Stadtrat verzichtete darauf, den öffentlich-rechtlichen Vertrag zu kündigen, der dem Thermalbad eine jährliche Zuwendung von 150 000 Euro aus dem Haushalt der Vestestadt zusichert. Der Landkreis Coburg, neben den Städten Coburg und Bad Rodach der dritte Partner, hatte der Vertragsverlängerung bis 2026 bereits im November vergangenen Jahres zugestimmt. Damit sind der ThermeNatur weitere 150 000 Jahr pro Jahr sicher.

Einbruch

Im Januar hat die Stadt Bad Rodach für das Thermalbad noch mit Einnahmen in Höhe von 3,5 Millionen Euro geplant. Dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr die Schließung der ThermeNatur. Gegenwärtig geht Stadtkämmerer und Werkleiter Michael Fischer davon aus, dass die Erlöse um die Hälfte auf 1,75 Millionen Euro sinken. Bürgermeister Tobias Ehrlicher hofft deshalb auf staatliche Hilfe, um den Einnahmeausfall etwas abmildern zu können. Ehrlicher verweist dabei auf das Land Thüringen. Es unterstützt Kurorte mit insgesamt 15 Millionen Euro, um die Folgen der Corona-Krise etwas abzumildern. Nach Informationen des Bad Rodacher Bürgermeisters erhält jedes Thüringer Heilbad eine halbe Million Euro. Diese Förderung würde er sich auch in Bayern wünschen.

Der Vertrag, der seit dem 1. Dezember 2015 läuft, war abgeschlossen worden, um die Zukunft des Thermalbads zu sichern. Es wurde damals unter der Verantwortung der Stadt Bad Rodach betrieben und war hochdefizitär. Deshalb war eine zentrale Bedingung der Stadt und des Landkreises Coburg für die Beteiligung, dass die Einrichtung unternehmerisch, also privatwirtschaftlich, geführt wird. Das übernahm die Bad Rodacher Bäder GmbH, deren Geschäftsführer Lutz Lange und Stine Michel sind. Beide haben Erfahrung in dem Metier. Lutz Lange und seine Partner betreiben unter anderem die Sonneberger Bäder GmbH, das Spielzeughotel in Sonneberg, den Waldklettergarten in Kloster Banz, die Freizeit GmbH in Bad Staffelstein und die Wittenberger Bäder GmbH. Ohne Lange und Michel, davon ist der Bad Rodacher Stadtkämmerer und Werkleiter Michael Fischer überzeugt, "wäre unsere Therme seit zwei Jahren zu, wir sind keine Bad-Experten". Das Engagement, das Michel und Lange gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Tag legen würden, "ist mit früheren Zeiten nicht vergleichbar. Wir konnten die Besucherzahlen auf 217 000 Gäste im Jahr steigern, das finanzielle Defizit von jährlich 1,32 Millionen Euro auf rund eine Million Euro in 2018 reduzieren und unsere Außendarstellung wesentlich verbessern", sagt Fischer. Zudem wurden die Schulden der Therme in den Haushalt der Stadt Bad Rodach übertragen. Waren es am 1. Januar 2011 noch rund fünf Millionen Euro, sind es aktuell noch 1,7 Millionen. Für ein Thermalbad sei das ein sehr positives Ergebnis, wenn man dies anderen, vergleichbaren Einrichtungen in der Region gegenüber stelle, so der Kämmerer und Werkleiter. Die Therme selbst sei frei von Verbindlichkeiten.

Genauso froh ist Bad Rodachs Bürgermeister Tobias Ehrlicher, dass sich die Stadt und der Landkreis Coburg mit jeweils 150 000 Euro jährlich an der Therme beteiligen. "Das sind starke Partner", so Ehrlicher. Sie würden zeigen, dass sie zur Therme stehen. Dass sie dies auch in den nächsten Jahren tun werden, "ist ein starkes Zeichen", betont der Bürgermeister. Und mit der Bäder GmbH sei man "wesentlich besser aufgestellt als noch vor zehn Jahren, als die Therme unter der Regie der Stadt lief. Stine Michel, Lutz Lange und ihr Team sind mit dem Herzen dabei, das merkt man deutlich."

Trotzdem: Alle "Altlasten" sind bei der Therme noch nicht beseitigt. Das klang in der Juni-Sitzung des Coburger Stadtrats durch, als von Bad Rodach die Vorlage der Jahresabschlüsse ab 2018 mit Nachdruck eingefordert wurde. Geschieht das nicht bis zum 30. Juni 2021, kann Coburg aus dem öffentlich-rechtlichen Vertrag aussteigen. Der Kreistag räumte der Stadt dazu in der vergangenen Woche ein Sonderkündigungsrecht ein.

Bad Rodachs Kämmerer Michael Fischer und Bürgermeister Ehrlicher können die damit verbundene Kritik verstehen. Sie verweisen allerdings auf Schwierigkeiten, die Abschlüsse von 2013 bis 2015 fertig zu stellen. Unter anderem, weil ehemalige Betriebsleiter bei der Prüfung nicht mehr einbezogen werden konnten und auch Unterschriften verweigerten. Es habe keinen Sinn gemacht, Zahlen, die eventuell falsch sind, in die Abschlüsse der Folgejahre zu übernehmen. Deshalb seien sie erst einmal liegen geblieben, "und deshalb hat sich das lange hingezogen", erklärt Fischer. Nachdem diese Probleme gelöst sind und der Abschluss 2017 steht, sei es nun wesentlich leichter, die vom Coburger Stadtrat eingeforderten Abschlüsse der ThermeNatur fristgerecht vorzulegen.

Vor diesem Hintergrund habe sich Bürgermeister Ehrlicher im Kreistag zu der Bemerkung hinreißen lassen, das dem Coburger Stadtrat eingeräumte Sonderkündigungsrecht sei ein "zahnloser Tiger". Ehrlicher: "Ich habe da ein falsches Bild verwendet, das tut mir leid." Denn er sei sich sicher, die geforderten Zahlenwerke spätestens im Mai 2021 vorlegen zu können. "Ich verstehe natürlich, dass unsere Partner auf die Abschlüsse warten", so Tobias Ehrlicher.

Wie wichtig die Bad Rodacher Therme für den Tourismus in der Region ist, habe sich in der Corona-Zeit gezeigt, erläutert Kämmerer und Werkleiter Fischer. Auch weil wegen der Schließung des Bads Gäste ausblieben, litten insbesondere Zimmervermieter, Gastronomen und Einzelhändler unter einem Besuchereinbruch. Was das bedeutet, untermauert Bürgermeister Ehrlicher mit Zahlen. Ein Tagesgast lässt 27 Euro in der Region. Der touristische Campingplatz - beispielsweise Nutzer des Wohnmobilstellplatzes in Bad Rodach - bringt 45 Euro pro Gast und Tag, beim Privatvermieter liegt dieser Betrag bei 81 Euro, beim gewerblichen Vermieter bei 119 Euro. Diese Zahlen, die der Tourismusverein Coburg.Rennsteig erhoben habe, zeigten, wie die Region von Thermalbad Rodach profitiere. 217 000 Besucher pro Jahr in der Therme, 215 000 Übernachtungen einschließlich Medicalpark und Wohnmobilstellplatz (18 000) allein in Bad Rodach belegten, welche wirtschaftliche Bedeutung der Fremdenverkehr hat. "Ohne Therme kommen die Leute nicht, sie ist ein wichtiger Mosaikstein im touristischen Angebot von Bad Rodach, des Landkreises und der Stadt Coburg", betont der Bürgermeister.

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