Pressig Mit Witz und ganz viel Wehmut

Maria Löffler
Reinhard Horn (links) und Wolfgang Köhn gehen an der Pressiger Schule in den Ruhestand. Foto: Maria Löffler Quelle: Unbekannt

Es war eine emotionale Abschiedsfeier: Rektor Reinhard Horn und sein Kollege Wolfgang Köhn gehen in den Ruhestand. Die verdienten Pädagogen werden dabei gebührend von allen Seiten gewürdigt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Pressig - Es waren herzzerreißende Momente. Zwei Vollblutpädagogen sitzen in der ersten Reihe der Pressiger Grund- und Mittelschule mit der Gewissheit, dass eine Ära nun zu Ende geht. Rektor Reinhard Horn geht mit seinem langjährigen Kollegen Wolfgang Köhn in Pension. Aber da ja bekanntlich jedem Ende auch ein Anfang innewohnt, blicken beide zuversichtlich Richtung Ruhestand.

Neun Lehrer gehen

Neun Lehrkräfte wurden an der Pressiger Grund- und Hauptschule verabschiedet. Dies sind Lea Faber, Katharina Schülein, Anna-Maria Martin, Jonas Frank, Sabine Stadter, Carolin Ziegler, Karla Förtsch, Wolfgang Köhn und Reinhard Horn. Eine musikalische Umrandung setzte Johannes Luft am Klavier.


Und der wird wahrscheinlich für Wolfgang Köhn, der vor über 40 Jahren seine Lehrerkarriere begann, eher zum Unruhestand. Hier wird aus dem Pensionär wohl eher ein "Reservist," denn er freut sich jetzt schon, an seiner "alten Schule" ab und zu auszuhelfen. Reinhard Horn will dagegen die Welt bereisen und vor allem die Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern genießen.

Doch bevor alle durchatmen können, wurde quasi erst einmal der rote Teppich ausgerollt. Die Feierstunde mit zahlreichen Ehrengästen schuf einen würdigen Rahmen, um nicht nur Horn und Köhn zu verabschieden, sondern auch zahlreiche andere Lehrkräfte.

Konrektor Thomas Müller sprach von Krisen und Blütezeiten und hoffte, dass im "Abenteuerland Schule Pressig" bei seiner Laudatio keiner schlafend vom Stuhl sinken möge. Danach widmete er sich seinen langjährigen Weggefährten Horn und Köhn, lobte vor allem ihr großes Engagement und Pflichtbewusstsein. Köhn selbst meinte am Ende augenzwinkernd, er habe gar nicht gewusst, dass er all die erwähnten Vorzüge und Eigenschaften besäße. Thomas Müller hatte in seinem Köcher viele Attribute, um die Verdienste der beiden zu umschreiben. So beschrieb er Horn als den ruhenden Fels in der Brandung und bescheinigte ihm "Managerqualitäten." Horn, der seit 32 Jahren an der Schule unterrichtet hatte und seit 2013 ihr Rektor war, habe mit seinem fundierten Fachwissen glänzen können. "Das hat sich vor allem im gehobenen Deutschunterricht ausgezahlt." Müller sprach aber auch von einem hohen Maß an pädagogischem Verantwortungsbewusstsein, von Loyalität, Ausgeglichenheit, Fingerspitzengefühl in Krisensituationen und Verhandlungsgeschick. "In unseren Herzen bleibst du da." Dies unterstrichen auch die verbliebenen Lehrkräfte, die sich, sichtlich gerührt, anschließend von ihm verabschiedeten. Auch Landrat Klaus Löffler musste sich erst einmal räuspern. Er sprach von Zeiten der Verantwortung und von Zeiten, in denen es Entscheidungen zu treffen gelte. Und die könne man sich nicht immer ganz einfach machen. "Aber bei all dem stehen uns die, die uns am meisten am Herzen liegen, im Vordergrund, nämlich die Kinder und Jugendlichen." Er lobte vor allem das herausragende, persönliche Engagement von Reinhard Horn.

Rainer Detsch hatte als stellvertretender Vorsitzender des Schulverbandes ebenfalls ein paar Worte parat: "Die Zwaa hom ja a a Geld gricht in der Zeit." Sein Einstieg in die Rede sicherte ihm auf jeden Fall einen Lacher seitens der Gäste. Das Geld sei die Entlohnung für ihre Arbeit gewesen, was man aber nicht mit Geld bezahlen könne, sei das hohe Maß an Engagement. "Die Bildung und Erziehung junger Menschen ist eine erfüllende Aufgabe und erfordert ein hohes Maß an Verantwortung." Detsch sprach gar von einem "segensreichen Wirken in der Region" und hoffte am Schluss, dass die "Auswilderung aus der Arbeitswelt" gut gelingen möge.

Hans Pietz, Vorsitzender des Fördervereins, hatte ebenfalls als erstes einen Lacher auf seinem Zettel: "Je weiter man als Redner nach hinten rutscht, desto mehr wurde schon gesagt." Er fand trotzdem noch Worte, um das Engagement der beiden zu würdigen. Dabei wisse man nicht genau, ob am Ende Freude oder doch Wehmut überwiege, denn Aufgaben und Verpflichtungen würden sich ab jetzt ja ändern. "Was sich vor allem ändert, ist die Vorgesetztenstruktur." Dass er dabei in Richtung Ehefrauen blickte, mochte Zufall gewesen sein.

Einer, der gern den "Spirit" von Reinhard Horn mitnehmen möchte, war Jens Schmidt. In seiner Eigenschaft als stellvertretender Personalratsvorsitzender sprach er von einem "bangen Moment," weil man ja nun auf seinen Chef verzichten müsse. Und der wiederum müsse künftig auf seine Ferien verzichten, was ihm ein Buch mit dem Titel: "Ruhestand für Einsteiger" aber erleichtern solle. Schulrätin Kerstin Zapf sprach gar von einer "Endzeitstimmung." Ihre Aufzählung an positiven Eigenschaften hatte fast schon Oscar-Charakter: "Große Flexibilität, Wertschätzung, Hochachtung, pädagogische Visionen, überzeugende Vorbildwirkung."

Emotionalität und Wehmut hatten sich auch in die Rede von Schulamtsdirektorin Gisela Rohde geschlichen. Funktionen könnten von Nachfolgern ersetzt werden, meinte sie, "aber die Menschen nicht." Künftig laute das neue Motto für die Pressiger Schule: "Alles Müller, oder was?" Nachfolger von Reinhard Horn wird der bisherige Küpser Rektor Johannes Peter Müller.

Nach allen Lobreden blieb es Wolfgang Köhn und Reinhard Horn vorbehalten, sich selbst ans Rednerpult zu stellen. "Ich bin gerührt, nicht geschüttelt", so Köhn. Horn, dem der Abschied ebenfalls machte es kurz, sprach von "zu viel des Lobes," denn er sei immer nur darum bemüht gewesen, seinen Dienst ordentlich zu tun. Sein Dank galt am Schluss einem "harmonischen und funktionierendem Lehrerkollegium." Die Standing Ovations musste er sich dann aber doch gefallen lassen.

Bilder