Weitramsdorf Mundart-Dichterin aus Weitramsdorf feiert 90. Geburtstag

Christian Göller
Mehr als 300 Mundartgedichte hat die Weitramsdorferin Trude Weiß in den letzten 37 Jahren verfasst. Heute wird sie 90 Jahre alt Foto: Göller Quelle: Unbekannt

Die Heimatgedichte von Trude Weiß sind nicht nur in Weitramsdorf sehr beliebt. An diesem Samstag hat sie Geburtstag und verspricht, weiterzumachen.

 
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Weitramsdorf - Die Weitramsdorfer Heimatdichterin Trude Weiß feiert an diesem Samstag ihren 90. Geburtstag. Und immer noch ist sie eifrig dabei, wenn es darum geht, Erlebnisse und ihre Umwelt in prägnanten Mundartgedichten zu verarbeiten. Seit vergangenem Jahr ist sie Mitglied in der Weitramsdorfer Schreibwerkstatt und feilte dort bis zur Corona bedingten Pause mit Gleichgesinnten an ihren Texten. Die Mundartgedichte von Trude Weiß, die sie bei offiziellen Anlässen auf Wunsch vortrug, und die in loser Folge im Weitramsdorfer Amtsblatt erschienen, waren und sind enorm beliebt.

1930 wird sie in Weitramsdorf geboren, die Familie zieht ins Gersbacher Forsthaus. Nach der Geburt von vier Geschwistern zieht die Familie 1936 zurück nach Weitramsdorf, wo ein Haus gebaut wird. Für Trude Weiß ist es das Jahr der Einschulung. "Ich erinnere mich, wie mich mein Vater immer auf dem Fahrrad mitgenommen hat", erklärt sie. Ihre Schulzeit absolviert sie mit guten Noten. Mit dem Jahr der Konfirmation ist dann Ende. "Ich wollte so gerne Lehrerin werden, die Noten dazu hätte ich gehabt", ruft sie sich ins Gedächtnis. Doch sie muss ein Pflichtjahr in der Landwirtschaft absolvieren, mit Kriegsende tauchen für die Familie andere Probleme auf.

Trude Weiß tritt eine Schneiderinnenlehre an. Nach dem Abschluss macht sie sich 19-jährig selbstständig. Anfang der 1950er Jahre lernt sie ihren späteren Mann Hans Weiß kennen und heiratet ihn im Jahr 1953. Ihr Mann ist im Coburger Kaufhof angestellt. Tochter Diana wird 1957 geboren.

Ihr Gatte bringt sie auf eine Idee: Die junge Frau wird Werbedame. "Ich habe vor allem für Biermarken geworben und kam damit ganz schön rum", erzählt sie. Der Besitz eines Führerscheins für Frauen sei damals durchaus nicht üblich gewesen. Ihre Touren führen sie mit dem Auto in den oberfränkischen Umkreis. 1979 trifft sie ein Schicksalsschlag: Ihr Mann Hans stirbt. Doch Trude Weiß verzagt nicht, als Witwe kann sie als Werbedame ihren Lebensunterhalt bestreiten. Und sie kann auch ihrer Leidenschaft frönen: Reisen!

Mit der Mundartdichtung beginnt sie 1983, anlässlich des Geburtstags ihrer Mutter. Das heißt, bis auf einen ersten Versuch in den 1950er Jahren, den Trude Weiß zusammen mit ihren rund 300 Gedichten bis heute archiviert hat. "Bei uns in der Schule wurde der Dialekt ja überhaupt nicht gepflegt, ich habe mich erst viel später wieder darauf besonnen", klärt Trude Weiß auf. Und sie kommt mit der Mundartdichtung so richtig auf den Geschmack. Was mit Geburtstagsstanzerln beginnt, entwickelt sich weiter zu Gedichten zu Vereinsanlässen und vielerlei anderen Gelegenheiten. Ein großes Thema wird für sie der Mauerfall und die Wiedervereinigung. Sie beschreibt in ihren Werken die starken Emotionen, die das Wiedersehen von Freunden aus Ummerstadt nach 40 Jahren mit sich gebracht habe: "Als wir uns kennen lernten, waren wir jung, als wir uns wiedersahen, waren wir fast schon Rentner." Das Schreiben von Texten, in der Schreibwerkstatt manchmal auch in Prosa-Form, kann sie nicht lassen. "Ich werde weitermachen so gut ich kann, so Gott will!", verspricht die rüstige Seniorin.

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