Coburg Händler demonstrieren gegen Marktsterben

Katja Diedler
Am Samstag steht der Sarg wieder auf dem Markt und hinter ihm alle Händler. Sie wollen ein Zeichen gegen das Marktsterben setzen. Foto: Rosenbusch

Ihre eigene Situation beurteilen die Coburger nicht mehr so negativ. Es gebe allerdings einen beängstigenden Trend in ganz Deutschland.

 
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Coburg - Der schwarze Sarg stand am Samstag einmal mehr auf dem Coburger Marktplatz, daneben das Kondolenzbuch. Die Aktion stößt nicht bei allen Besuchern auf Verständnis, einige schütteln den Kopf. Viele aber interessieren sich dafür, was geschieht, sprechen mit den Händlern und unterschreiben auf der Gedenkliste, 621 sollen es laut Sandra Barthelmes am Ende des Tages sein. Eine von ihnen ist Ria Schnetter: "Der Coburger Wochenmarkt hat Tradition, der muss unbedingt erhalten bleiben." Sie unterstütze auch die Forderungen der Händler, nach mehr Parkplätzen in der direkten Umgebung des Marktplatzes: "Das ist vor allem für alte Menschen wichtig."

Am Samstag steht der Sarg nicht da, um ausschließlich auf die Situation in Coburg aufmerksam zu machen. Die sehen die Markthändler inzwischen positiver, nachdem eine Beratungsagentur im Auftrag der Stadt ihre Arbeit aufgenommen hat und gemeinsam mit allen Beteiligten ein Konzept erarbeitet (die NP berichtete). "Wir sind sehr erbaut, dass unser neuer Oberbürgermeister ein offenes Ohr hat, um gemeinsam die Problematiken am Wochenmarkt zu erörtern", schreibt Claudia Hartan, die Vorsitzende der Marktkaufleute, in einem offenen Brief, der verteilt wird

Sie wollen ein Mahnmal für das Marktsterben setzen, das in ganz Deutschland um sich greift. 3300 Wochenmärkte gebe es noch hierzulande. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren um bis zu 65 Prozent geschrumpft. Diesen Prozess gelte es aufzuhalten. "Ob neue Konzepte mit Mahlzeiten, Getränken, Musik und Nachtmärkten als Einkaufserlebnis den Trend aufhalten, wird man in zehn Jahren sehen", sagt Sandra Barthelmes, eine der Händlerinnen, die den Protest der vergangenen Wochen maßgeblich geprägt hat.

"Es wäre wirklich schade, wenn wir das hier nicht mehr hätten", bekennt CSB-Stadtrat Gerhard Amend, der gerade seinen Wocheneinkauf erledigt und ist auf das Treiben aufmerksam geworden. "Seit 30 Jahren komme ich hierher und habe oft erlebt, dass ein Händler plötzlich nicht mehr da war", erklärt er. Dabei biete der Markt so viel mehr als nur regionale Waren: "Ich erlebe hier Gemeinschaft und nutze den Einkauf auch für die Kommunikation. Das schätze ich sehr", sagt Amend. Deswegen sei es so wichtig, viele Menschen für dieses Erlebnis zu aktivieren.

Ein Schritt dahin könnte das neue Konzept sein, das die Stadt Coburg derzeit entwickeln lässt. "Das ist ein schönes Signal und stimmt mich hoffnungsvoll", so der parteilose Stadtrat Alper Hasirci, der gemeinsam mit Rene Hähnlein (SBC) und Klaus Klumpers (ÖPD) gekommen ist. Die drei hatten mit Thomas Apfel die Anträge zur Unterstützung des Marktes in den Stadtrat eingebracht, die großteils abgelehnt worden sind. "Das wichtigste war dabei, dass ein umfassendes Konzept erstellt wird", erklärt Hasirci. Dass sich so viele Anträge mit Parkplätzen beschäftigten, liege in der Natur der Sache: "Das sind eben die Dinge, die der Stadtrat beschließen kann und wir hatten damit auch die Verkehrssicherheit im Sinn." Er betont, dass er bei der Formulierung der Anträge nicht nur mit den Händlern, sondern auch mit der Verwaltung zusammengearbeitet habe: "Mit den Begründungen haben wir eine Menge Input geliefert."

Klumpers spricht von einer "vertanen Chance". Der Oberbürgermeister hätte erkennen müssen, wie viel Sachverstand in den Anträgen steckt: "Stattdessen hat er sie einfach abgebügelt." In Klumpers Augen wäre es Geboten gewesen, die Anliegen zumindest in den Geschäftsgang zu schicken, um sie als Anregung mitzunehmen. "Zur Ehrenrettung meiner Kollegen muss ich aber auch sagen, dass es eine sehr lange Sitzung war. Da haben wohl viele lange Diskussionen gescheut."

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