Tettau Viel Feuer, wenig Wasser

In Tettau brennt ein abgelegener Bauernhof ab. In letzter Minute retten die Feuerwehrleute einen 76-Jährigen vor den Flammen. Und haben dann ein Problem.

 
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Tettau - Die Nacht glüht orange, es knistert und kracht. Die Brandblasen im Fleisch der Füße des alten Mannes verfärben sich rot. Tettau wacht auf. Was sie nicht wissen: Gerade haben Feuerwehrleute einen Menschen vor dem Tod gerettet. Ein Bauernhof samt Wohnhaus und Stall, sind nicht mehr zu retten. Und es hätte noch Schlimmer kommen können.

Kurz nach zwei Uhr nachts: Eine Tettauerin wählt die 112. Keine Minute zu spät für acht Menschen im Haus. Mehr als 200 Freiwillige von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Notfallseelsorge und Rettungsdienst sind im Einsatz. Ein Mensch wird mit einem Schock ins Krankenhaus gefahren. Ein 76-Jähriger kommt mit dem Rettungshubschrauber dorthin. Laut Kreisbrandrat Joachim Ranzenberger hat die Gluthitze den Mann an den Füßen verletzt. Auf dem Balkon hatte er auf Hilfe gewartet und gebangt, dass die Feuerwehrleute ihn über eine Drehleiter schneller erreichen als die Flammen. Die Sekunden bis dahin scheinen unerträglich für ihn. Die Retter schaffen es. Zwei Ziegen sterben dagegen in den Flammen der Scheune.

Als Menschen, Ziegen und Hühner vor den Flammen sicher und die Flammen unter Kontrolle sind, lassen die Helfer den Bauernhof mit seinen Ferienwohnungen abbrennen. Denn: Es fehlt an Wasser. "Wir mussten jeden Tropfen Wasser anschleppen", sagt Ranzenberger. Der abgelegene Hof auf dem Wildenberg, einige hundert Meter außerhalb von Tettau, liegt weit genug in der Natur, um dort ungestört Hochzeiten zu feiern, im Café des Anwesens eine Auszeit zu nehmen und einige Tage fernab des Alltags in den Ferienwohnungen zu verbringen. Nur Tausende Liter Wasser, um einen Großbrand zu löschen, gibt es dort eben nicht. Zwei eineinhalb Kilometer lange Schlauchleitungen vom Teich in Tettau bis zum Hof müssen her, um genügend Löschwasser den Hügel hinauf zu pumpen und das Feuer einzudämmen. Feuerwehrleute aus dem nördlichen Landkreis und Thüringen verlegen sie.

Die Helfer des Technischen Hilfswerks fahren Wasser aus Hydranten mit einem Lastwagen und einem Unimog den Wildenberg hinauf. Nach einigen Stunden bitten sie ihre Kollegen aus Kulmbach darum, einen Radlader nach Tettau zu schicken. Er soll alles, was das Feuer übrig gelassen hat, einreißen, um auch die letzten Glutnester zu finden und zu löschen. Viel ist es nicht. Das Feuer brennt so stark, dass Bäume in etlichen Metern Entfernung fast anfangen zu brennen. "Wir mussten einige Bäume fällen, um weitere Brände auszuschließen", sagt der Ortsbeauftragte des Ortsverbands Kronach des Technischen Hilfswerks, Frank Hofmann. Der Deutsche Wetterdienst stuft am Sonntag die Waldbrandgefahr für den Landkreis Kronach auf mittel bis sehr hoch ein.

Was der Grund des Feuers war, das einen Schaden von einer halben Million Euro angerichtet hat, sollen nun die Brandfahnder der Coburger Kriminalpolizei klären, erklärt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken in Bayreuth. Einen Hinweis haben die Polizisten aber: Kurz vor dem Brand gegen halb zwei fährt ein dunkel gekleideter Mofafahrer auf den Wildberg in Richtung Bauernhof und kurz vor zwei Uhr wieder in Richtung des Ortskerns von Tettau. Die Kriminalpolizei bittet Zeugen, die Hinweise zum Mofafahrer und dem Brand geben können, sich unter der Telefonnummer 09561/6450 zu melden. Darum wird auch der Mofafahrer gebeten, der ein wichtiger Zeuge sein könnte.

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