Coburg Sanfte Rebellen

Stadtleben ist nicht ihr Ding: Anna Katharina Kränzlein und Florian Kirner zieht es zurück zu den Wurzeln, auch musikalisch. Foto: Uli Hilbel

Sie ist Geigenvirtuosin, er Kabarettist und Liedermacher. Auf ihrem ersten gemeinsamen Album trotzen Anna Katharina Kränzlein und Florian Kirner alias Prinz Chaos dem boomenden Zeitgeist.

 
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Zwischen Rollrasen und Designerbeet, Multitaskern und SUV-Piloten, Betonburgen und Kapitalkathedralen fühlen sie sich nicht wohl: "Dieser Boom macht alles und jeden platt" skandieren Anna Katharina Kränzlein und Florian Kirner. Darum sind die beiden Münchner Kindl ihrer schicken, lauten, wuchernden Heimatstadt auch längst entflohen.

Verlosung

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und nennen Sie das Stichwort "Boomende Stadt", Ihren Namen und Ihre Rufnummer.

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Schandmaul trifft Chaosprinz

Anna Katharina Kränzlein war achtfache Preisträgerin bei "Jugend muziert" und feierte nach ihrem Musikstudium von 1998 bis 2017 internationale Erfolge mit der Mittelalter-Folk-Band "Schandmaul" (drei goldene CDs, neun Studioalben, eine Nummer-Eins-Platzierung in den deutschen Album-Charts, über eine Million verkaufte Tonträger, ausverkaufte Tourneen im In- und Ausland). Auch mit Wolfgang Ambros, Pippo Pollina und als Sologeigerin bei

"Appassionata" ging sie auf Tournee, mit dem "Anna Katharina Trio"

veröffentlichte die Musikerin drei Alben.

Florian Kirner , Musiker und studierter Historiker, engagiert sich in Wort und Tat gegen Rechtsradikalismus, Homophobie, Atomkraft, Militarismus und soziale Ungerechtigkeit.

Nach seiner ersten CD "Jahr100.000siegesnacht" (2000) nahm Franz Josef Degenhardt den "Prinzen Chaos" symbolisch in die "Bruderschaft der Sänger" auf. Seit über einem Jahrzehnt arbeitet Florian Kirner intensiv mit Konstantin Wecker zusammen. Auf Schloss Weitersroda, das er 2008 erwarb, bietet Kirner seit acht Jahren mit dem Paradiesvogelfest neuen Liedermachern eine Startrampe.


Sie, einst weltläufige Geigerin der Erfolgsgruppe "Schandmaul", zog es in die bayerische Natur, wo sie anderen Selbst- und Ruhesuchern hilft, sich zu erden. Er, Multikünstler und Kabarettist, schuf als "Prinz Chaos" im Schloss Weitersroda bei Hildburghausen ein Refugium für die "Paradiesvögel" der Spezies Liedermacher.

Als "Prinzessin und Rebell" haben die Zwei zueinander gefunden und sich daran gemacht, das vom Zeitgeist bedrohte Genre traditionsbewusst aufzufrischen. Nach erfolgreichen Auftritten unter anderem beim Nürnberger Bardentreffen 2018 haben sie nun in der Weitersrodaer Schlossschänke ihr erstes gemeinsames Album eingespielt, das Ende August auf dem Label "Sturm und Klang" erscheint und vor Spiellaune und Aufbruchsstimmung nur so strotzt.

In den elf Stücken geht es nicht nur um romantische Abkehr von der "Boomenden Stadt", die dem Werk den Namen gibt: Folkfidel holt das Duo das kritische Volkslied ins Heute, mit feuriger Diktion knüpft es an die bürgerlichen Revolutionsgesänge von 1848 und die Protestbarden von ab 1968 an. Beseelt und beschwingt singen die beiden an gegen Wachstumswahn und Turbokapitalismus, und plädieren für Eintracht, Gerechtigkeit und Liebe.

Klingt pathetisch, kommt aber mit Leichtigkeit rüber: Trotz kerniger Slogans ("Die die unsere Welt versauen wollen wir vom Sockel hauen") ist humorbefreite Theatralik nicht die Sache von Prinzessin und Rebell: Die sanften Polit-Poeten agitieren mit Herz und auch Humor.

Aus seiner Verehrung für die Altmeister der Zunft macht Prinz Chaos keinen Hehl: Den Schalk und das Timbre eines Reinhard Mey verbindet er mit der Poetik eines Hannes Wader und Furor seines Mentors Konstantin Wecker, der auch höchstselbst einstimmt in das kämpferischste Stück des Albums: "Zusammen" beschwört zur Melodie des bekannten Bürgerlieds die Macht der Solidarität. Vereinte Kräfte walten auch in dem geradezu klassischen Freiheitslied "Der Pfahl", das schon vorab als Single veröffentlicht worden ist.

Vom zärtlichen Abendlied über das antifaschistische Kampflied aus Katalonien bis zum Elton-John-Song "Live Like Horses" und den "Carpenter"-Songs von Johnny Cash und June Carter reichen die Vorlagen, die mit eigenen Texten in feine Folkarrangements gepackt werden. Mit virtuoser Geige, Bratsche und Drehleier (Prinzessin Anna Katharina), Gitarre, Mandoline und Thüringer Waldzither (Rebell Florian) kommen die Lieder mal tänzerisch, mal balladesk daher. Und wer Anna Katharina Kränzlein bislang nur als versiert zwischen Pop, Folk und Klassik wandelnde Geigenvirtuosin kannte, wird überrascht sein vom glockenhellen Sopran, der hier perfekt zum Tragen kommt.

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