Coburg Niederfüllbach: Ruf nach noch mehr Frauen in der Wehr

Martin Rebhan
Steht als Atemschutzträgerin "ihren Mann": Siglinde Müller aus Ahorn. Foto: Martin Rebhan

Derzeit leisten im Landkreis rund 300 weibliche Einsatzkräfte aktiven Dienst. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit sollen es bald 500 sein.

 
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Niederfüllbach - Zu einer unverzichtbaren Säule im Feuerwehrwesen haben sich die Frauen entwickelt. Stand März 2020 leisten 298 von ihnen freiwilligen Dienst in den Wehren des Landkreises Coburg, was einer Quote von zirka zehn Prozent entspricht. Damit wollen sich Kreisbrandmeisterin Diana Schultheiß (Rossach) und die Frauenbeauftragte der Kreisfeuerwehren Sabine Rudolph (Niederfüllbach) nicht zufriedengeben.

"Wir streben eine Marke von 500 Frauen in den Feuerwehren an", betont Schultheiß. Dass dieser Weg nicht einfach sein wird, darüber sind sich beide klar. Als ein probates Mittel, noch mehr Frauen für den Dienst bei den Wehren zu gewinnen, sehen sie eine durchgehende Öffentlichkeitsarbeit. Frauen sollen die Ängste genommen werden, den Dienst nicht zu schaffen.

In Niederfüllbach trafen sich die beiden jüngst mit Mitstreiterinnen, um öffentlich mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass der Dienst für Frauen zu schwer sei. "Dies ist nicht der Fall", betonte Diana Schultheiß. Die fast 300 Frauen die derzeit bei den Wehren im Einsatz sind, leisten demnach den gleichen Dienst wie ihre männlichen Kollegen. "Von der Kommandantin über Atemschutzträgerinnen, Maschinistinnen bis hin zur Truppfrau ist bei den weiblichen Feuerwehrdienstleistenden alles vorhanden", erklärt Schultheiß, die zum 1. April zur Kreisbrandmeisterin berufen wurde.

Einen guten Ansatzpunkt, die Frauenquote in den Wehren nach oben zu setzen, sieht man ebenso in den Kinderfeuerwehren. Aus eigener Erfahrung berichtet Rudolph, dass sich bei den Jüngsten oft gleich viel Mädchen wie Jungen engagieren. Bestes Beispiel ist dafür die inzwischen 19-jährige Patricia Rudolph aus Niederfüllbach. Sie sei mit acht Jahren zur Kinderfeuerwehr gekommen, erzählt sie. Nach der Zeit in der Jugendfeuerwehr habe sie die Truppfrauausbildung absolviert. Sie sei bei der Feuerwehr geblieben, weil sie hier persönlich anderen Menschen, die in Not sind, helfen könne, ohne eine jahrelange Spezialausbildung zu haben. Und sie hebt die Kameradschaft in der Feuerwehr hervor.

In Nichts steht auch Siglinde Müller (Ahorn) ihren männlichen Kollegen nach. Die 34-Jährige hat sich zur Atemschutzträgerin ausbilden lassen. Die 20 Kilogramm schwere Sauerstoffflasche, die sie im Ernstfall oder auch bei Übungen tragen muss, stelle für sie kein Problem dar.

Manuale Fuchs aus Ebersdorf hingegen wollte zunächst ihren Mann nicht mehr allein zur Feuerwehr gehen lassen. Also fasste sie vor vier Jahren den Entschluss, Feuerwehrfrau zu werden. Heute ist sie Drehleitermaschinistin, fährt nicht nur das Ebersdorfer Drehleiterfahrzeug, sondern steigt auch in den Beförderungskorb und entschwindet dann in luftige Höhen.

Ein "Urgestein" bei der Frauenfeuerwehr ist Uschi Vorndran aus Bischwind. "Als ich 1974 eine Frauengruppe in Heilgersdorf gegründet habe, wurden wir noch belächelt", erinnert sie sich. Ernst genommen wurden die Frauen erst, als es im dortigen Kindergarten gebrannt hat. "Bevor die Männer von ihren Arbeitsstellen angefahren kamen, hatten wir das Feuer längst gelöscht", erzählt sie. Dass die Frauen in den Wehren integriert sind, bestätigte Sabine Rudolph, die vor 34 Jahren zur Feuerwehr stieß. Heute gebe es keine komischen Blicke, wenn eine Frau zum Einsatz gehe.

Um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Frauen in den Kreisfeuerwehren zu stärken, sollen nun Tücher angeschafft werden. "Hierfür suchen wir noch Sponsoren", so Rudolph. Wer Interesse hat, kann sich gerne an Diana Schultheiß (dschultheiss0990@gmail.com) oder Sabine Rudolph (fus-rud@web.de) wenden.

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