Kronach Von der Vision zur Marke

Bald geht es los am Lucas-Cranach-Campus. Doch was genau wird hier passieren? Drei Vorträge bei der IHK geben einen ersten Vorgeschmack.

 
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Kronach - Die Vorfreude bei Hans Rebhan ist fast mit Händen greifbar. "Nach elf Jahren intensiver Bemühungen sind die Weichen für eine zukunftsfähige Entwicklung des Lucas-Cranach-Campus gestellt", betonte der Vizepräsident der IHK für Oberfranken und Vorsitzender des IHK-Gremiums Kronach in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Dabei waren auch Vertreter der Industrie und des Handwerks, denn: "Geplant ist ein mittelständisch gedachtes und in Bayern einzigartiges Weiterbildungskonzept", wie es in einer Pressemitteilung heißt.

Rebhan gerät ins Schwärmen, wenn er über den Lucas-Cranach-Campus (LCC) spricht: "Dass mehrere Hochschulen an einem Standort wirken, ist eine absolute Besonderheit." Dieser Bildungscampus solle nicht nur Wert auf Studierende legen. "Die Verbindung von beruflicher Bildung, akademischer Bildung und lebenslangem Lernen steht denn auch im Mittelpunkt einer Begleitforschung, deren erste Stufe in Auftrag gegeben wurde." Bereits im Jahr 2021 sollen die ersten Studiengänge starten. Rebhan: "Es gibt noch viel zu tun, aber wir sind auf einem sehr guten Weg."

Drei Experten skizzierten in der Sitzung Ansätze zur Weiterentwicklung des LCC. Design-Strategin Ricarda Jacobi von der Technischen Hochschule (TH) Ostwestfalen-Lippe entwickelte die Idee eines sogenannten "partizipativen Gestaltungstools". Ihr geht es dabei primär um die Gestaltung des Campus als Ort. Jacobi: "Ziel ist ein besonderer Ort, auf den alle Mitglieder stolz sind, ein Ort, der Zugehörigkeit und Gemeinschaftsgefühl ausstrahlt, aber auch ein Ort, der anregt, Verantwortung zu übernehmen." Sie argumentierte, dass der Erfolg des Campus stark abhängig sei von der öffentlichen Wahrnehmung. Sie machte weiter deutlich, dass "Innovation" nicht einfach behauptet, sondern bewiesen und gelebt werden müsse. Ihr Ansatz für den LCC sei deshalb ein öffentlichkeitswirksames, technologisch innovatives Planungstool, "das Interessierte bereits in der Planungsphase einbindet und Insights generiert".

Das Steckenpferd von Tobias Bocklet, Professor für "Machine Learning" von der TH Nürnberg, ist die künstliche Intelligenz. In Kronach will er ein lokales Kompetenzzentrum für künstliche Intelligenz etablieren. Er entwickelt mit und für Unternehmen fallbasierte Konzepte, wo die Studierenden Prototypen entwickeln und vorstellen sollen. Mit diesem Ansatz stieß er bei den anwesenden Unternehmern auf großes Interesse.

"In Deutschland gibt es ein immenses Angebot an Hochschulen und damit einhergehend auch eine unglaubliche Konkurrenz", machte Pablo Neder, Co-Gründer und CEO des Beratungsunternehmens "The Ringsight", deutlich. 426 Hochschulen mit über 20 000 Studiengängen gebe es in Deutschland. Diese Tatsache führt automatisch zur Frage, wie man bei Studierenden Interesse für den Hochschulstandort Kronach weckt. "Oder anders formuliert: Wie macht man aus der Vision des Lucas-Cranach-Campus eine Marke?", so Neder. Um dies zu erreichen, stehen aus seiner Sicht drei Aspekte im Mittelpunkt: "Mehr Offenheit für Neues", "Mut zum Machen" und "Fachkräfte für die Region gewinnen". Er machte deutlich, dass es die Marke "Lucas-Cranach-Campus" bereits gebe als Resultat einer Entwicklung, einer größeren Idee und Ergebnis einer Geschichte. Neder: "In einem nächsten Schritt muss diese Marke für Außenstehende bekannt, erlebbar und relevant gemacht werden. Das ist die Aufgabe der Markenführung." Dabei komme Kronach die Dynamik und die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis zugute.

Hans Rebhan bedankte sich für die inspirierenden Vorträge. Viele der Teilnehmer zeigten sich beeindruckt davon, was in den vergangenen Jahren - oft im Verborgenen - alles erreicht wurde. Gelobt wurde vor allem die Praxisnähe des LCC. Bernd Hörauf, ehemaliger Geschäftsführer der Gerresheimer Tettau GmbH, appellierte an die Mitglieder des IHK-Gremiums, die einmaligen Chancen zu nutzen, die der LCC bietet. red

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