Ludwigsstadt Ludwigsstadt: Schiefermuseum muss wieder schließen

Erst Corona, jetzt Feuchtigkeit im Dach: Mindestens bis Ende des Jahres ist der Betrieb eingestellt. Doch man versucht, das Beste aus der Lage zu machen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ludwigsstadt - Das Jahr 2020 steht für das Ludwigsstadter Schiefermuseum unter keinem guten Stern: Von 17. März bis 1. Juni musste die Einrichtung, wie viele andere, coronabedingt schließen. Seitdem konnten zumindest einzelne Besucher wieder die Ausstellung besichtigen - bis Ende vergangener Woche. Nun ist das Museum wieder geschlossen, mindestens bis Ende des Jahres. Schuld ist ein Feuchtigkeits-Schaden im Dach.

Das Schiefermuseum

Ludwigsstadt war einst eines der Zentren der Schiefertafelfabrikation in Deutschland. 1981 wurde in der ehemaligen Dorfschule von Steinbach an der Haide ein Schiefermuseum gegründet. 1986 konnte das aus kleinen Anfängen heraus aufgebaute Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aus Platzgründen wurde das Museum 1993 nach Ludwigsstadt, in ein ehemaliges Fabrikgebäude direkt an der B 85, verlegt. Das Museum umfasst zur Zeit folgende Abteilungen: Geologie im Raum Ludwigsstadt und dem angrenzenden Thüringen, Geschichtliches vom Schieferbergbau, Arbeit im Schieferbruch, Arbeit in den Spalthütten, Schiefertafel- und Schiefergriffelherstellung, Wetzsteingewinnung aus Schiefer, Schieferwerksteine und elektrotechnische Isolierplatten aus Schiefer, Grabsteine und Kunstgewerbeartikel aus Schiefer, Schiefer als Rohstoff für die Industrie, Schieferdeckhandwerk, Sozialgeschichte der Schieferindustrie.

—————

www.schiefermuseum.de

"Zuerst hatten wir nur festgestellt, dass wir einen Schädlingsbefall haben", berichtet Museumsleiterin Manja Hünlein. Konkret habe es sich um Ameisen gehandelt, die sich im Museum breitgemacht hätten. Daraufhin habe man einen Spezialisten zu Rate gezogen, der das Dach geöffnet habe um zu sehen, woher die Krabbeltiere kommen. "Und dabei wurde eben festgestellt, dass es im Dach feucht ist - wohl schon seit Längerem", sagt sie. Zum konkreten Ausmaß des Schadens könne man derzeit noch nichts sagen, die Untersuchungen liefen noch. Dementsprechend wisse sie auch noch nicht, wie lange die Reparatur dauern wird und mit welchen Kosten das Ganze verbunden ist. "Fest steht bisher nur, dass das Museum auf jeden Fall bis Ende 2020 für Besucher geschlossen bleibt", meint sie.

Das sei natürlich insbesondere für die Hermann-Söllner-Stiftung, die das Museum finanziert, ein harter Schlag. Vor allem, da ein Museum sowieso nie schwarze Zahlen schreibe. "Trotzdem ist heuer, wenn man so will, noch die, in Anführungszeichen, günstigste Zeit für so einen Schaden", findet Manja Hünlein. Denn normalerweise generiere das Schiefermuseum rund 75 Prozent seiner Einnahmen durch Besucher- und Schülergruppen - und Gruppenreisen oder Schullandheimaufenthalte gebe es zurzeit ja sowieso kaum. Aufgrund der coronabedingten Hygienevorgaben hätten außerdem vorerst nur Einzelpersonen ins Museum gedurft. "Das hätte sich bis Ende des Jahres auch nicht geändert. Von daher wäre es eh ein schlechtes Jahr für uns gewesen", sagt sie.

Langweilig werde dem Museums-Team trotzdem nicht. Schon während des Corona-Lockdowns habe man beispielsweise die Museums-App auf den neuesten Stand gebracht und begonnen, eine englische Version einzuspielen. "Damit sind wir noch lange nicht fertig, es gibt noch einiges zu tun", meint Manja Hünlein. Außerdem gelte es nun, die Reparaturarbeiten am Dach zu begleiten und das Inventar des Museums zu digitalisieren und archivieren. Das werde dann in eine Datenbank aller nicht-staatlichen Museen eingespielt, um sich besser zu vernetzen und gegenseitig Ausstellungsstücke austauschen zu können. Darüber hinaus sei man gerade dabei, eine Sonderausstellung auf die Beine zu stellen. Die hätte eigentlich im Herbst eröffnen sollen - "aber natürlich müssen wir das jetzt auch verschieben." Immerhin könne man sie jetzt mit ein bisschen weniger Stress vorbereiten.

Was Manja Hünlein sehr freut ist, dass in der Zeit von Juni bis Ende vergangener Woche, als das Museum offen hatte, deutlich mehr Einzelgäste gekommen seien als sonst. Darunter seien Touristen gewesen, aber auch auffallend viele Menschen aus der näheren Umgebung. "Das war schon enorm. Die Leute haben sich durch Corona einmal damit auseinander gesetzt, was es hier alles so gibt", sagt sie. Das sei ein gutes Gefühl und einer der wenigen positiven Effekte der Pandemie. Sie hofft, dass dieses Interesse auch noch länger bestehen bleibt.

Die Tourist-Information sowie das Büro von "Handwerk & Kultur", die ebenfalls im Schiefermuseum untergebracht sind, bleiben laut Manja Hünlein weiterhin ganz normal geöffnet und seien auch telefonisch erreichbar. "Die sind von dem Feuchtigkeits-Schaden nicht betroffen und ziehen, wenn überhaupt, höchstens vorübergehend um, falls der Baulärm zu laut wird."

Autor

Bilder