Coburg Wünsche für Gemünda

Bettina Knauth

Bei einem Rundgang durch den Ort besichtigen Bürger, Stadtplaner und Politiker Stärken und Schwächen. Im Frühjahr soll eine Ideenwerkstatt folgen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Gemünda - Zu einem besonderen Dorfrundgang trafen sich jetzt rund 40 Bürger von Gemünda mit Bürgermeister Maximilian Neeb (FW) und Vertretern des Seßlacher Stadtrats. "Problem- und Entwicklungszonen" für das anstehende ISEK (Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept), so hieß es in der Einladung der Stiftung "1150 Jahre Dorfgemeinschaft Gemünda", galt es gemeinsam mit den Fachplanern zu begutachten.

"Eigentlich wollten wir ja schon viel weiter sein", gestand Neeb bei der Begrüßung. Nach der Corona-bedingten Verschiebung hoffe er, das ISEK nun zügig voranzubringen. Immerhin sei seit der erfolgreichen und gut besuchten Auftaktveranstaltung mit Ideenwerkstatt in Seßlach im Oktober 2019 fast ein Jahr vergangen. Für manch damals monierten Umstand - etwa die Parkplatzsituation am Kindergarten, Baulücken im Ort oder die eingewachsene Kellergasse - seien inzwischen Fakten geschaffen worden. Andere Ideen, wie ein Kneippbecken am Bach am Ortseingang (von Dietersdorf her kommend) oder ein Zugang zur Kreck am Feuerwehrplatz hatten Bürger bei einer Befragung durch die Stiftung entwickelt.

Über eine rege Beteiligung konnte sich Architekt und Stadtplaner Markus Schäfer von der Arbeitsgemeinschaft "transform" aus Bamberg auch am Dienstag freuen. Sein Rat: "Setzen Sie die Schere im Kopf nicht schon an!" Zuerst einmal gelte es, alle Anregungen aufzunehmen und später zu prüfen, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen förderfähig seien, zumal sich die Kriterien dafür ändern könnten. Schäfer: "Und später lässt sich leichter etwas rausstreichen als nachträglich wieder hineinnehmen." Auch das Sanierungsgebiet gelte es zu überprüfen. Die Konzentration liege aber auf dem Altdorf, so Neeb, auch wenn "das Gesamtbild einbezogen werden soll".

Gleich am Treffpunkt brachte Herrmann Gossenberger das Gemeindehaus ins Spiel. Carsten Höllein könnte sich in dem nach dem Wegzug des Pfarrer-Ehepaars wenig genutzten Gebäudes einen Jugendtreff vorstellen. Im Eigentum der Kirche befindet sich auch der Dorfplatz, nach dem sich Andreas Aladi erkundigte. "Seitens des Dekanats Michelau besteht Bereitschaft, das Backhaus inklusive Grundstück zu veräußern", informierte der Rathauschef nach ersten Sondierungen. An der Dorflinde erntete Schäfer allgemeines Kopfnicken auf die Frage, ob sich hier für die Anwesenden die Dorfmitte darstelle. Auch für den Leerstand "Goldener Löwe" - für den Planer ein "tolles Objekt" - könnte das ISEK ein Türöffner sein. Dort könnte Neeb sich ein Gemeindehaus vorstellen. Marcus Schweizer gefiel die Idee, wünsche er sich doch mehr Leben und mehr Gestaltung im Dorfzentrum.

Vom Dorfplatz ging es weiter über die Heldburger Straße, durch die Stegnersgasse bis zum Brauhausplatz, weiter zur Kellergasse, retour durch den Jägershof zur Zehntscheune und zurück über die Straße An der Lache und die Fischersgasse. Aufreger-Themen bleiben die Ampelsituation (vor allem in Fahrtrichtung Autenhausen) sowie das teilweise unwegsame und glatte Pflaster, auf dem sich im Winter leicht Eis bilde. Da Barrierefreiheit beim ISEK ein großes Thema sei, sieht auch Schäfer Handlungsbedarf. Auch im Bereich zwischen den Ampeln, wo der Fußweg zu verbessern sei. Eine Gefährdung stelle ebenso die Verkehrsführung Richtung Einkaufsmarkt auf Grund der Engstelle dar. Die Alte Mühle gegenüber, so Hendrik Dressel, sei ohne Städtebauförderung nicht zu sanieren. Viele Bürger seien über mögliche Unterstützung bei der Sanierung ihrer Anwesen gar nicht informiert, sagte Schäfer. Sein Rat: Den Steuerberater fragen. In Sanierungsgebieten reiche etwa ein Altbau für eine Förderung aus. Neeb und Dressel erinnerten daran, dass sich Bauinteressenten in der Seßlacher Stadtverwaltung seit 2014 kostenlos beraten lassen können.

Für den Brauhaus-Vorplatz sind weitere Ideen gefragt. Eine Verschönerung hat für die Bürger eine hohe Priorität, wie der Architekt auf Nachfrage erfuhr. Bei Sanierung der Kreisstraße ist Neeb zufolge ein Gehweg eingeplant. Im weiteren Verlauf könnten die Spaziergänger dann die durch den Männergesangverein Frankonia Gemünda freigelegte Kellergasse benutzen. Anschließend besichtigte Schäfer den "Kulturtempel von Gemünda" (Dressel) und zeigte sich beeindruckt von der "wunderschönen Zehntscheune". Weniger vorzeigbar präsentiert sich die leerstehende Gärtnerei am Ortseingang. Hier könnten bei Verkaufsbereitschaft durch die Eigentümer über das Förderprogramm "Innenstadt außen" bezuschusst Bauplätze entstehen.

Für noch mehr Input der Bürger soll zudem das sogenannte Dorfbarometer sorgen: ein Fragebogen mit 25 Fragen, den Schäfer an die Teilnehmer verteilte. Darin können sie ihren Heimatort einschätzen, mitteilen, ob sie sich wohlfühlen und drei Wünsche für die Gestaltung äußern. Schäfer selbst nahm jede Menge Hausaufgaben mit. Nach dem Sammeln und Sortieren sollen mit der Kommune erste Ideen und Maßnahmen diskutiert werden, die dann in einer Ideenwerkstatt im Frühjahr 2021 den Bürgern vorgestellt werden.

Ob diese, wie angedacht, tatsächlich zentral für Seßlach und Gemünda stattfinden könne, solle die Lenkungsgruppe entscheiden. Auch andere Stadtteile sollen dann in die weiteren Planungen mit einbezogen werden.

Bilder