Coburg Happy Birthday, Ludwig!

Bernd Schellhorn
Mit ungewohnten Abständen und Plexiglas vor den Blasinstrumenten startet das Orchester des Landestheaters in die neue Spielzeit. Die Herausforderung beim 1. Sinfoniekonzert meistern die Musiker mit Bravour. Foto: Bernd Schellhorn

Gleich zwei Beethoven-Sinfonien gibt es im Landestheater zum Saisonauftakt. Trotz der großen, Corona-bedingten, Abstände zwischen den Musikern gelingt eine geschlossene Interpretation.

 
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Coburg - "Beethoven trotz(t) Corona" war das Motto des 1. Sinfoniekonzertes am Coburger Landestheater. Nun ja, der 250. Geburtstag des Maestro Beethoven hat sehr gelitten unter der Pandemie. Viele der geplanten Festivitäten und Aufführungen seiner Werke auf der ganzen Welt fielen, dem Lockdown geschuldet, aus. Wäre der Hitzkopf Beethoven noch unter uns, würde er wohl diesem Sch…-Corona-Virus Tod und Teufel an die Backe wünschen.

Natürlich vollkommen berechtigt, denn es ist nicht einmal ein Anstoßen erlaubt in diesen neuen Zeiten: Die Pause fällt aus im Großen Haus, es knallen keine Korken im Spiegelsaal zu Beethovens Wohl. Die treuen Coburger Fans und Liebhaber der Sinfoniekonzerte müssen standhaft sitzen bleiben. Alles kulturelle Leben geschieht auf Distanz. Auch jeder Musiker spielt - in eineinhalb Metern Abstand zum nächsten - von seinem eigenen Pult, die Bläser gar hinter Plexiglas-Wänden (wegen der Aerosole und der Spucke).

Da hat der musikalische Leiter Johannes Braun mehr als recht, wenn er diese ungewohnte Form des Musizierens beklagt, denn eigentlich ist jedes Orchester ein Organismus, der gemeinsam atmet und auf nuancierteste Art und Weise kommuniziert. "Wir hatten ein großes Bedürfnis, wieder zu musizieren", bekennt der 1. Kapellmeister am Coburger Landestheater seinen, im Großen Haus verstreuten, Sinfonie-Fans. Die wiederum nicken verständlich: Schließlich mussten sie lange auf ihre geliebten Konzertabende verzichten.

Aber jetzt ist diese Zeit in der Warteschleife vorbei und Ludwig wird doch noch tüchtig gefeiert. Mit seiner sehr nach Vorbild Joseph Haydn klingenden 1. Sinfonie und der etwas zerfahren wirkenden Vierten. Das Orchester spielt in der originalen Besetzung, die Pauken stehen mittig rechts und sorgen für ordentlich Wirbel. Dahinter in drei Plexiglas-Reihen die Bläser, vorne die Streicher. Irgendwie erinnert das an die Panzerglas-Scheiben in der Bankfiliale, aber damit muss der Kulturfan wohl noch lange Zeit leben.

Mit vollem Einsatz

Es klingt vehement und überaus engagiert, was die Musiker und ihr Dirigent unter diesen Erschwernissen leisten. Jeder muss sich erst einmal in diese neuen Klang-Dimensionen einfinden. Gerade in der immensen und trockenen Tiefe der Coburger Bühne ist dies nicht einfach: Die Blechbläser sitzen weit vom Dirigentenpult entfernt. Deswegen ist es gut, dass der Konzertmeister und die Stimmführer der Register mit allen Möglichkeiten den Dirigenten unterstützen.

Die fieseligen Einsätze in der 4. Sinfonie starten gekonnt wie aus einem Guss, feurig, genau und kantig. Es klingt hier passend nach verliebtem Hitzkopf Ludwig van Beethoven, manchmal etwas eckig, aber das steht so in der Partitur. Ganz im Zeichen der Wiener Klassik ist hingegen die 1. Sinfonie konzipiert. Da staubt das Kolophon in den Streichern, das Holz knistert sehr erhaben und Blech und Pauken setzen wuchtige Akzente. Orchester, Dirigent und das Geburtstagskind Beethoven werden am Ende mit begeisterten Bravos bedacht.

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