Mitwitz Hommage an Adolph Kurt Böhm

Peter Müller
Ulrike Maria Gossel, Kyoko Frank und Martin Trepl begeisterten mit ihrer Hommage an Adolph Kurt Böhm das Publikum im Mitwitzer Wasserschloss. Foto: Peter Müller Quelle: Unbekannt

Mit einem Galakonzert im Mitwitzer Schloss gedachte man des verstorbenen Komponisten und Humanisten aus Oberlangenstadt. Auch einen Einblick in sein bewegtes Leben gab es.

 
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Mitwitz - Für Gisela Lang war es am Sonntagabend das "exklusivste Konzert" in ihrer bisher 35-jährigen Amtszeit als Kulturreferentin des Landkreises Kronach. Michael Wunder als Stellvertreter des Landrats und Hausherr konnte unter den geladenen Gästen Christl Böhm mit Sohn Andreas Machnig, die Bürgermeister Bernd Rebhan von Küps und Annerose Röder, die den Chorgesang für den Festakt am Morgen einstudiert hatte, sowie Helmut Martin, Chorvorstand der Harmonie Oberlangenstadt, und Udo Baumann, der bei vielen Vorbereitungen mitgeholfen hatte, begrüßen.

Gisela Lang verband die musikalischen Darbietungen mit einem Rückblick auf das bewegte Leben und Schaffen des Künstlers. Dabei ging sie insbesondere auf seine Zeit als jüdischer Emigrant in Paris ein, wo er die Musik als seinen Lebensmittelpunkt entdeckte und sein Talent als Zeichner für die Herstellung von Ausweispapieren für die Verfolgten nutzte. Tiefer Humanismus und die philosophische Weltanschauung der Romantik habe das Wirken des Adolph Kurt Böhm bestimmt. Er habe die Einsicht weitergetragen, dass die Welt romantisiert werden müsse, um auch im Unbedeutendsten einen Sinnzusammenhang zum Ganzen, zum Unendlichen zu finden. So ist seine Musik auch spätromantischen Dichtern wie Hermann Hesse oder Manfred Kyber verpflichtet, deren Gedichte er als Sentenzen Seelenverwandter vertonte.

Musik sei - wie Michael Wunder betonte - Nahrung für die Seele und ein Heilmittel gegen Isolation und Angst. In ihren sehr persönlichen und herzlichen Gedanken schloss sich Ulrike Maria Gossel, die als Musikerin den Komponisten neu entdeckt und das Konzert initiiert hatte, den Ideen des Künstlers an. Die ewige Suche nach der Blauen Blume der Romantik, nach Wahrheit und Liebe könne die Grenzen der Isoliertheit überwinden. Musik berühre die Herzen; sie führe die Seelen aus der Isolation unserer Zeit. Für ihr Konzert, das eigentlich noch mit Adolph Kurt Böhm geplant war, bevor er überraschend im Februar 2020 verstarb, hatte Ulrike Gossel den Bariton Martin Trepl mit seinem wunderbaren Belcanto und die einfühlsame Konzertpianistin Kyoko Frank am Klavier gewinnen können. Die drei Ausnahmemusiker zeigten die vielen Facetten auf, die den mit vielen künstlerischen Talenten gesegneten Menschen Adolph Kurt Böhm zu einem bemerkenswerten Komponisten machten. In Arrangements für Cello und Klavier, in denen Ulrike Gossel mit ihrem großen und sonoren Klangvolumen am Cello ebenso wie Kyoko Frank als taktvoll wohltemperierte Stimme am Flügel glänzen konnten, ließen sie "Die Blaue Blume", "Frohsinn", "Die Nacht" und "Einsamkeit" als Lieder ohne Worte, tiefste Romantik gepaart mit stillen und fröhlichen Lebensformen aufblühen.

Die weiteren Liedkompositionen erstrahlten dank der nuancierten Ausdrucksfähigkeit Martin Trepls und seiner großartigen Inkorporation jeder Darbietung. So wurden Böhms Liedvertonungen zu einem farbigen Blumenstrauß der Emotionen. Von den Blumenliedern über Scherzlieder bis zu Stimmungen von Dämmerung, Mondnacht und Traum erfüllte sich rund um sein Lieblingslied "Heimat" (Manfred Kyber) das breite Band menschlicher Gefühle. Dabei gab er um der Dramatik willen auch schon mal sein Streben nach Harmonie in atonalen Einbrüchen des Schicksals auf.

Vom Hunger nach Kultur gestillt bejubelte das Publikum die enorme Leistung der drei engagierten Musiker und nahm gerne ein Geschenk von Christl Böhm mit einigen Klavieraufnahmen ihres Mannes mit nach Hause. Die Witwe des Künstlers tauschte mit den Verantwortlichen - Gisela Lang und Michael Wunder - ebenfalls kleine Erinnerungsgaben aus. So erhielt sie von Ulrike Maria Gossel einen selbst designten und in der familieneigenen Manufaktur hergestellten Becher mit Noten und Handschrift Böhms. Der Dank des Publikums galt den mutigen Veranstaltern und Künstlern für diesen exklusiven Abend im "Weißen Saal" des Wasserschlosses Mitwitz.

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