Ludwigsstadt Ein Glücksfall für Ludwigsstadt

Heike Schülein
Bürgermeister Timo Ehrhardt (rechts) und Sparkassen-Finanzberaterin Nadine Bayer gratulierten dem neuen Inhaber der Allgemeinarztpraxis, Dr. Holger Bolland, und seinem Team. Foto: Heike Schülein Quelle: Unbekannt

Auch künftig wird es im Zentrum eine Anlaufstelle für Patienten geben. Die Allgemeinarzt-Praxis von Dr. Nora Kindl hat in Dr. Holger Bolland einen Nachfolger gefunden.

 
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Ludwigsstadt - Dr. Holger Bolland übernimmt ab dem 1. Oktober die Allgemeinarzt-Praxis von Dr. Nora Kindl. Die Erleichterung darüber ist bei allen Beteiligten groß. Bürgermeister Timo Ehrhardt nannte den Fortbestand der Praxis im Zentrum Ludwigsstadts einen Glücksfall. Dr. Holger Bolland freute sich über die Übernahme der ihm vertrauten Praxis, in der er bereits seit Mai 2019 eigenständig praktiziert. Auch im Team herrschte große Erleichterung, als am Mittwochnachmittag die Übernahme der Allgemeinarzt-Praxis von Dr. Nora Kindl in einem kleinen Festakt begangen wurde. Damit ist die medizinische Versorgung der rund 1000 Patienten sichergestellt.

"Als ich im Mai 2019 hier meine Tätigkeit aufgenommen habe, war das zunächst nur bis September 2019 angedacht", erinnerte sich Dr. Holger Bolland. Seine Vertretung sei dann immer wieder verlängert worden, bis schließlich im April bzw. Mai dieses Jahres die Planungen für eine Übernahme konkreter geworden seien. "Aus privaten Gründen plane ich, noch mindestens fünf Jahre zu praktizieren - und das, obwohl ich mit meinen 66 Jahren sogar ein halbes Jahr älter als Dr. Kindl bin", erklärte der Mediziner, der sich sehr über die Fortführung der gut eingesessenen Praxis freute. Diese war zu Beginn der 1990er Jahre von Dr. Nora Kindl ihrerseits bereits von ihrem Vorgänger übernommen worden. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie diese jedoch nicht mehr selbst führen.

Dr. Holger Bolland erblickte in Schweinfurt das Licht der Welt; zog aber bereits im Alter von zwei Jahren mit seiner Familie nach Nürnberg; wo er aufwuchs. In seiner beruflichen Laufbahn kam er weit herum. So war der Arzt, der mittlerweile auch seinen Lebensmittelpunkt nach Ludwigsstadt verlegt hat, beispielsweise in Frankreich und in der Schweiz tätig sowie - in Diensten des BRK - beim schweren Erdbeben im Jahr 2010 in Haiti. Über 30 Jahre war er als Notarzt im Einsatz, was er nunmehr im fortgeschrittenen Alter nicht mehr weiterführen möchte. Überhaupt habe er den Wunsch verspürt, in der Nähe seiner vier Kinder sesshaft zu werden. Den Frankenwald kenne er aufgrund von Ausflügen schon sehr lange; bereits vor Grenzöffnung. Die Aufnahme seiner Tätigkeit hier sei jedoch eher zufällig zustande gekommen, sei er doch auf die Stelle über die Börse der kassenärztlichen Vereinigung aufmerksam geworden. Die Übernahme wäre, würdigte er, ohne die Unterstützung der Mitarbeiterinnen ebenso wenig möglich gewesen wie ohne das große Engagement des Bürgermeisters. Ein Dankeschön galt auch der Sparkasse Kulmbach-Kronach für die Anschubfinanzierung.

Die Lage auf dem allgemeinmedizinischen Markt sei schlecht, bedauerte Dr. Holger Bolland. Der Allgemeinarzt-Kollege am Ort habe aufgrund seines Alters auch schon Rückzugsgedanken geäußert. In Ludwigsstadt fehle eine Röntgen- bzw. Ultraschall-Diagnostik; müssten doch Patienten hierfür eine Fahrstrecke von einfach 30 Kilometern auf sich nehmen.

"Ich freue mich, dass sie sich für Ludwigsstadt entschieden haben und es damit für die Praxis und vor allem für die Patienten von Frau Dr. Kindl eine Perspektive gibt", bekundete Bürgermeister Ehrhardt. Einen Arzt für eine Praxis im peripheren ländlichen Raum zu gewinnen, sei schwer. Gerade die Aufrechterhaltung einer Allgemeinpraxis sei von großer Wichtigkeit; sei der Allgemeinarzt doch in der Regel erster Ansprechpartner der Patienten.

Ein großes Ziel sei es, die haus- und fachärztliche Versorgung in der Stadt nach vorne zu bringen. Hierfür habe ihm die Etablierung eines ärztlichen Versorgungszentrums vorgeschwebt, was jedoch nicht zustande gekommen sei. Leider komme man selbst in den Bemühungen nicht weiter, weitere Nachfolger für Arztpraxen in Ludwigsstadt zu finden. Daher greife man für eine strategische Ausrichtung auf externe Hilfe zurück. Ludwigsstadt könne weiterhin mindestens noch einen Allgemeinmediziner gut gebrauchen sowie Fachärzte. Großen Respekt zollte er auch Dr. Nora Kindl, die als typische Landärztin für ihre Patienten rund um die Uhr da gewesen sei. Nachdem sie ihren Beruf nicht länger habe ausüben können, hätten sie und ihre Tochter sich sehr um die Fortführung der Praxis bemüht.

Als Geschenk seitens der Stadt überreichte er das Wappen Ludwigsstadts mit dem Erzengel Michael auf Schiefer. Die Glückwünsche der Sparkasse Kulmbach-Kronach übermittelte Nadine Bayer, Finanzberaterin Heilberufe vom Firmenkundencenter Kulmbach. Für die rund 1000 Patienten ändert sich nichts. Die Sprechstunden in den bisherigen und künftigen Praxisräumen in der Lauensteiner Straße 22 werden beibehalten. Die vier Mitarbeiterinnen hat Dr. Holger Bolland übernommen und um eine weitere medizinische Fachangestellte ergänzt. Zudem gibt es noch einen Mitarbeiter, dem unter anderem der Hol- und Bringdienst der Patienten obliegt. Es werden weiterhin die üblichen Leistungen einer Allgemeinarzt-Praxis angeboten, wobei er auch einen Schwerpunkt in der Diagnostik von Schilddrüsen-Erkrankungen setzt.

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