Kronach Biergarten-Shuttles und Liefer-Roboter

Heike Schülein
Tobias Preising vom Nürnberger Planungsbüro Planwerk begleitete einen Diskussionsabend in Küps, bei dem Ideen für die Zukunft zur Versorgung der Marktgemeinde gesammelt wurden. Foto: Heike Schülein Quelle: Unbekannt

Wie versorgt man die Bevölkerung auch künftig mit allem, was zum Leben nötig ist? Der Markt Küps stellte sich jüngst wichtigen Zukunftsfragen um Nahversorgung und Daseinsvorsorge.

 
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Küps - Vier große Plakatwände voller Anregungen, Wünsche und Visionen standen am Ende des Workshops zu Buche. Darauf beschrieben stand etwa ein Shuttle-Bus für eine gemütliche Einkehr im Schmölzer Biergarten oder ein autonomer Liefer-Roboter, der gekaufte Waren bis zur Haustür bringt. Mit der Veranstaltung zum Thema "Nahversorgung und Daseinsvorsorge" in der Küpser Schulaula endete am Donnerstag die Workshop-Reihe der Küpser Entwicklungskonzepte. Dieses nennt sich KEK³, weil darin das Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK), die Vorbereitenden Untersuchungen (VU) und das Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) - also drei Säulen - parallel laufen.

Das oberfrankenweit einmalige Konzept zielt darauf ab, Strategien für Küps zu entwickeln, um die Folgen des demografischen und sozioökonomischen Wandels aktiv zu gestalten und somit für die Zukunft gerüstet zu sein. Für Bürgermeister Bernd Rebhan ein Thema, das alle betrifft. "Was Nahversorgung bedeutet, merkt man erst, wenn man etwas braucht und nicht bekommt", zeigte er sich sicher. Neben der Versorgung mit Lebensmitteln gehe es dabei aber gerade auch um Gesundheit, Ärzte und Apotheker vor Ort. Auf seine Ankündigung in den sozialen Medien, dass sich eine Kinderärztin in Küps ansiedle, habe er 500 Likes erhalten - für ihn ein aussagekräftiges Beispiel, was die Bevölkerung unter Nahversorgung und Daseinsvorsorge verstehe.

Dem konnte sich Tobias Preising vom Büro Planwerk aus Nürnberg nur anschließen. Die wohnstandortnahe Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs stelle eine wesentliche Grundstruktur der Daseinsvorsorge dar. Einfach ausgedrückt gehe es dabei um die Fragen: Wie werde ich satt, gesund und (Stichwort Bildung) klug? Aufgrund der Verteilung des Marktes Küps auf Ortsteile stelle sich die Versorgungs-Infrastruktur sehr unterschiedlich dar. "Der Hauptort ist grundsätzlich gut versorgt; in den Ortsteilen dünnt sich dies entsprechend aus", erklärte er. Bei Befragungen beurteilten 89 Prozent der Teilnehmer die Versorgungssituation in Küps mit Lebensmitteln als sehr gut oder gut. Verbesserungsbedarf sahen diese im sonstigen Einzelhandel und in der Gastronomie.

Apotheker Heinrich Hofmann erachtete die hausärztliche Versorgung als ein anstehendes Problem, da von den drei ansässigen Hausärzten zwei über 60 Jahre alt seien. Für den Einzelhandel sei die große Herausforderung eher die Abwanderung in Online-Kanäle, so zweiter Bürgermeister Thomas Meyer. Ein Problem beim Einkauf vor Ort stelle der Transport der eingekauften Waren dar. Ohne eigenes Auto sei dies meist nicht zu machen. Hier nütze auch das neue Mobilitätskonzept nichts. Thomas Kneitz, Geschäftsführer der CIK Campus Innovations Kultur GmbH, berichtete gar von einer Verdichtung der Verteilzentren von Emerson entlang der A 9 und A 6. Die entstehenden Verteilzentren in Hof, Bindlach und Pommersfelden lieferten auf den Tag genau. "Das sind Fakten. Da können wir trefflich über Einzelhandels-Strukturen diskutieren. Wünschen können wir uns vieles, aber wir müssen von der Realität ausgehen", fand er klare Worte.

Die Stärken des lokalen Einzelhandels sah Preising in der Beratung, Kundenfreundlichkeit und im persönlichen Kontakt. Doch leider habe man mittlerweile oft den gleichen Einheitsbrei an Geschäften entgegnete Corinna Wolf. Ein Beispiel sei die Küpser Rewe. Nach 30 Jahren befinde sich diese in einem spürbaren Wandel, bei dem viel vom bisherigen persönlichen Charakter verloren gegangen sei. Gefragt seien Geschäfte, die sich durch ihr Angebot von anderen abheben.

In Gruppen setzten sich die Teilnehmer in den folgenden Workshops mit den Fragen auseinander, wie man die Entwicklungen in den beiden Themenfeldern beeinflussen könne - für den Hauptort als auch für die Ortsteile. Im Wesentlichen wurden dabei Angebote für mehr Mobilität sowie Aktionen der Geschäfte - im Sinne eines Erlebnis-Einkaufs - gewünscht. Hier wurden unter anderem kundenorientiertere Öffnungszeiten genannt, klug platzierte ÖPNV-Haltestellen, den Mut Neues zu wagen, die Unterstützung der Gemeinde bei der Nachfolger-Suche sowie Unternehmensgründungen, eine kontinuierliche Beratung bestehender Geschäfte wie auch beispielsweise ein Shuttle zum Schmölzer Biergarten.

Fakt sei, dass die Leute auf den Weg zur Arbeit mit ihrem Auto einkaufen, meinte Kneitz, der unter diesem Gesichtspunkt eine - durchaus provokative - konträre These einbrachte. Vielleicht wäre es für eine attraktive Innenentwicklung sogar von Vorteil, weniger Geschäfte im Ort zu haben? Weniger Geschäfte bedeuteten weniger Verkehr, weniger Lärm und mehr Wohnqualität.

Rebhan zeigte sich schließlich erfreut, dass der seit zwei Jahren laufende Prozess in die Endphase gehe. Im Frühjahr soll das Entwicklungskonzept im Gemeinderat vorgestellt werden und dann in die Umsetzung gehen. Dennoch lägen - besonders mit der Festlegung des Sanierungsgebiets - noch große Brocken im Weg. "Das ist ein Riesenvorhaben", betonte er. Aber auch die längste Reise beginne mit einem kleinen Schritt.

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